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1. Es werbe unausgesetzt die größte Reinlichkelt beobachket. So wie es unmittelbar nach
egebener Gelegenheit zur Ansteckung zuweilen noch gelingt, durch ein sorgfältiges Waschen der der
Lules exponirten Theile mit lauwarmem Seifenwasser das noch auf ber Oberfläche haftende Gift
ortzuschaffen, seine Einsaugung zu verhindern, und somit dem Ausbruche der Krankheit zu begegnen,
so wird auch im Verlaufe der letzteren, durch Reinhalten der leidenden Theile mittelst Bähungen
von lauwarmem Wasser oder Milch 2c., dem Hinzutreten mancher lästigen Zufälle entgegengewirkt und
manche Beschwerde gemindert. Bei spphilitischen Schleimflüssen der Genicalien ist unter anderen auch
jede Uebertragung der ausfließenden Materie auf die Augen, eie Nase 2c) wie solche bei unreinlichen
Menschen leicht stactfinden kann, auf das sorgfältigste zu vermeiden, da dadurch die gefährlichsten
Zufälle, so z. B. an den Augen eine Enkzündung herbeigeführt werden kann, die mit dem höchsten
Grade der kontagiösen Augenentzündung (§. 58.) èie größte Aehnlichkeit hat und, wie diese, oft mit
Erblindung endet.
2. Jeder Syphilitisch= Erkrankte bleibe, wo möglich, ruhig in seinem Zimmer und unterlasse
jedenfalls alle anstrengenden und erhitzenden Bewegungen, starke Märsche, das Reiten, Tanzen u. d. m.)
wodurch schon allein sehr schmerzhafte und langwierige Nebenzufälle erzeugt werden können.
3. Er verharre ferner, so viel als möglich, in einer gleichmäsigen warmen Temperatur und
setze sich namentlich nicht dem Einftusse einer kalten Jahreszeit, ungünstiger Witterung, oder gar Er-
kältungen aus.
. d. Die Diät sey möglichst karg und mehr vegekabilisch alc animalisch. Außer den sehr nahr-
haften Speisen ist besonders jede reizende und erhitzende Kost zu vermeiden; zum Getränk passen am
meisten schleimige Abkochungen, Milch, Mandelmilch, sogenannte Holztränke, lauwarm genossen.
5. Ueberhaupt hüte sich der Kranke vor Allem, wodurch die Genitalien gereizt werden könn-
bten, selbst vor jedem Drucke derselben durch enge Bekleidung, wogegen das Anlegen eines sogenann-
ten Suêpensoriums bei den meisten örtlichen syphilitischen Zufällen nützlich seyn wird. Jedenfalls
aber unterlasse er für die Dauer seiner Krankheit den Beischlaf, woduuch er unter allen Umständen
nicht allein Anderer Gesundheit auf eine prafbare Weise gefährden, sondern auch den eigenen Zustand
wesemtich verschlimmern würde.
10. Die Krätze.
S. 66. Die Keäßze, eine zwar nicht gefährliche, aber für den damie Behasteten lästige und für
Anbere zurückstofende und Ekel erregende (F#berlose) Ausschlagskrankheit giebt sich durch folgende
Merkmale zu erkennen:
Es erscheinen onf der Haut, meist zueist zwischen den Fingern, an den Hand= und anderen
Gelenken der Gliedmaßen, nach und nach aber auch an den übrigen Theilen de# Körpers, mit Aus-
nahme des Gesichts und der behaarten Stellen, einzeln stehende Bläschen, welche bald klein, hirsen-
förmig, mit einer durchsichtigen, wäßrigen Flässigkeit angefüllt und mit einem harten, röthlichen
Rande umgeben, bald größer, mit einer dicken, eiterartigen Materie gefüllt, und in ihrem Umfange
mehr enkzündet sind und die besonders in der Wärme und Nachts ein lästiges Jucken erregen, wäh-
rend in der Kälte der Ausschlag, die Röthe und das Jucken sich mindern. Diese Bläschen vertrock-
nen nnn entweber zu Borken (trockene Krätze) oder sie platzen und ergießen eine scharfe Flüssigkeit,
welche die Haut angreift (feuchte Krätze). Bei Vernachlässigung des Uebels entstehen oft viele Bläs-
chen an einer Stelle, welche zusammenfließen, aufbrechen und eine scharfe, fressende Jauche entlceren,
sa es bilden sich dann nicht selten beträchtliche, mie Borken bedeckte und von Krätzpastein umgebene
Geschwüre (sog. Krätzgeschwüre). Mit dieser wahren ächten Krätze, ist die sog. falsche, unächte
nicht zu verwechseln, mit welchem Namen man hin und wieder einen Ausschlag belegt har, der nach
dußeren Hautreizen) 3. B. nach dem Tragen wollener Kleider auf bloßem Leibe, nach Schwefel= und
manchen anderen Mincralbädern, nach dem Einreiben von Salben auf einer zarten Haut, der Ein-
wirkung von Ungeziefer und dergleichen, gleichfalls in Form von brennenden und suckenden, zuweilen
auch von einer Köthe umgebenen Bläschen 2c. erscheint, sich aber von der ächten Krätze dadurch un-
terschcidet, dass er gewöhnlich nicht zuerst zwischen den Fingern, auch nicht so einzeln, sondern in der
Regel gleich mehr ausgebreitet sich zeigt, und das Gesicht und dit behaarten Theile des Korpers nicht
so konstant verschont, daß das Jucken in der Wärme nicht so entschieden zunimme und Veranlassun=
gen der erwähnten Art vorausgegangen sind.
§. 67. Die Krätze ist eine anfteckende Krankheit und verbreitet sich allein kurch Ueberkragung
elnes eigenrhümlichen Conlagiums, welches folgende Eigenschaften besitzt:
1. Es ist ein fires Contagium, welches an der Haut des Krätzkranken selbst und soschen
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