Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

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von denen übrigens keine Rage vor der Krankheit ganz bewahrt ist. — Letztere endet stets mit dem 
Tode, welcher gewöhnlich am 6ken bis Zeen Tage, zuweilen aber auch schon gegen den Aen oder 
5ten Tag, während das Thier kurz zuvor noch recht kradftig zu seyn schien, erfolgt. In Fällen dieser 
Ert ist die, bei einem langsamen Verlaufe der Krankheit zuletzt immer eintrekende starke Abstumpfung 
und Lähmung dann freilich nicht wahrzunehmen. 
Die hier angeführten Zeichen sind übrigens die einzigen, woraus man erkennen kann: ob ein 
Hund toll sey? Solche Erkennungszeichen, wie: der sogenannte Tollwurm unter der Junge (der nichts 
weiter ist, als eine kleine rundliche Sehne, die sich in der Zunge der Hunde und anderer DThiere findet 
und die Bewegungen bieses Körpertheils uncerstützt), oder: Taß man Zwiebeln auf die Bißwunde 
lege, oder ein Stück Fleisch oder Brod mit dem Geifer des verdächtigen Hundes besudeln lasse und 
gesunden Hunden vorwerfe u. s. w., um danach zu beurtheilen, ob ein Hund toll sey oder nicht, sinb 
Ausgeburten des Aberglaubens und haben gar keinen Wereh. Ja, viele traurige Unglücksfälle wären 
zu verhüten gewesen, wenn man sich nicht auf die Richtigkeit von dergleichen ganz trügerischen Zeichen 
blrioffen, vielmehr die oben angegebenen wahren Erkennungszeichen der Hundswuth immer beachtet 
tte. 
. 91. Auf gleiche Weise dußert sich die Krankheic bei anderen Fleisch fressenden Thieren, 
namentlich den Füchsen und Wölfen. Nur fallen hier begreiflicher Weise diejenigen Zeichen weg, 
welche sich auf den Zustand der JZähmung und die Gewöhnung an Monschen bezichen. Dagegen 
findet man, als eine sehr auffallende Erscheinung, daß dergleichen Füchse und Wölfe ohne Scheu auf 
eie belebtesten Landstraßen, ja selbst in Dörfer und Städte gehen, sich in Viehställe und in die Woh- 
nungen der Menschen eindrängen: dort große Beißsucht zeigen und sich, ohne der Verfolgung zu ent- 
fliehen, an einer solchen Sielle todtschlagen lassen. 
Auch bei tollen Katzen zeigen sich ähnliche Symptome, wie bei den Hunden, namenelich: 
große Unruhe, ein ungewöhnlich scheues und wildes Benehmen, wobei die Thiere von Zeit zu Zeit 
über Stühle, Dische 2c. springen, selbst an den Wänden in die Höhe klettern, ferner: Beißsucht, gänz- 
licher Verlust des Appctits, ein oft wiederholtes kurzes heiseres Geschrei, einigermaßen dem Tone ähn- 
lich, den brünstige Katzen hören lassen, endlich: Lähmung des Hintertheils. 
. 02. Bei denjenigen Hausthieren, welche nur in Folge einer Austeckung (§. 89.) von der 
Tollkrankheit befallen werden, bietet dieselbe folgende Erscheinungen dar: 
Dergleichen Pferde fangen plötzlich heftig zu toben an, scharren und hauen mit den Füßen, 
steigen an den Stallwänden hinauf oder laufen, wenn sie nicht angebunden sind, wild, und ohne irgend 
ein Hinderniß zu beachten, umher, und beißen mic Hestigkeit Allcs, was sie erreichen, selbst den eige- 
nen Korper, namentlich die Stellen, woran sich die früheren Bißwunden befanden. Dabei sind die 
Augen stark hervorstehend und dunkel geröthet, der Blick starr und wild, und oft bricht den Thieren 
bei diesen Anfällen, welche mit ruhigen Zwischenzeiten wechseln, der Schweiß aus. Alle kollen Pferde, 
am meisten jedoch die Heugste, zeigen einen aufgeregten Begartungötrieb, wiehern vicl, obgleich mit 
eigenthümlich veränderter, dumpfheiserer Stimme, springen oft auf andere Pferde u. s. w. Gewöhn- 
lich haben sie grossen Durst und saufen daher oft. MVinnen kurzer Zeit werden sie sehr matt, stürzen 
dann bei den Wuthanfällen nieder, bekommen Kenvulsionen, werden im Hintertheile gelähmt und ster- 
ben, zuweilen noch vor Ablauf des ersien Tages, spätestens aber bis zum 3ten oder iten Tage. 
Bei dem kollen Rindvieh teigt sich gewöhnlich zuerst ein unruhiges Benehmen und ein 
starkes, oft jederkehrendes, dabei in kurzen Stößen erfolgendes, und immer nur wenig effektuirendes, 
oft auch ganz vergebliches Drängen zur Koth= und Harnentlecrung. In den Jwischenzeiten schütceln 
sich die Thiere oft, besonders am Halse und Kopfe, und brüllen beständig, anfangs mit kaum verän- 
derter, später aber, am 2#ten, 3ten Dage, mit cigenthu lich heiserer und dumpfer Stimme. Ihr Bilick 
ist immer starr und wild, der Augapfel aber selten röther als sonst. Fortwährend tränfelt ihnen 
Speichel und Schleim aus dem Maule und zurweilen bildet sich Schaum vor demselben. Die Freßlust 
ist bei vielen Rindern schon in den ersten 2 Tagen ganz geschwunden, bei manchen dann blosi vermin- 
dert, spaäter verliert sie sich bei allen. Das Wiederkäuen hört auf und statt desselben zeigt sich am 
2ten — 3ten Tage bei einzelnen Thieren von Zcit zu Zeit ein unvollständigrs und unwillkührliches Auf- 
steigen und Zurücktreten eines Futterbissens in den Schlund, ohne daß er bis in das Maul gelangt. 
Manche wuthkranke Rinder toben gewaltig, besonders wenn sie einen Hund erblicken oder auch nur 
bellen hören; sie bohren mit den Hörnern in die Wank, stoßen jeees lebende Wesen, scharren mi gen 
üßen
	        
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