Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

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Fuͤßen im Erdboden und suchen die Stricke oder Ketten, womit sie befestigt sind, zu zerreißen. In 
einzelnen Faͤllen hat man auch Beißsucht bemerkt. Tolle Rinder saufen nur selten, sind aber eben so 
wenig wasterschen, wie die anderen Thiere. Manche zeigen aufgeregten Geschlechestrieb; alle magern 
außerorbentlich schnell und stark ab. Bei Milchkühen vermindert sich die Milch vom ersten Tage au 
mehr und mehr. Häufig finden sich um ken 3ten — Aten Tag, und zwar zuerst am Halse und an der 
Brust, oder am Hintertheile, periodisch wiekerkehrende Zuckungen, die meist in wirkliche Konvulsionen 
augarten. Um dieselbe Zeit beginnen die gewöhnlichen Zeichen der Lrähmung und am öten oder Sten 
Tage erfolgt der Tod. 
Die Schaafe werden beim Eintritte der Krankheit plötzlich sehr wilb und flößig, ihre natür- 
liche Furchtsamkeit isi verschwunden, sie gehen ohne Schen auf Menschen, Thiere rc. los, selbst gegen 
die Wände rennen sse zuweilen mit solcher Kraft, daß sie sich den Kopf dabei bedeutend verwunden. 
Einzelne zeigen auch Beißsucht gegen lebende und todte Wesen, so wie gegen sich selbst. Ihre Bewe- 
gungen machen sie größtentheils in wilden Sprüngen) wobei sie jedoch, wegen der bei ihnen meist 
schon von Anfang an bemerklichen Schwäche im Kreuz), oft niederstürzen und dann einige Sekunden 
lang, wie betäubt, liegen bleiben oder auch wohl in Zuckungen des Halses und der Füße verfallen. 
Dac Auge ist in der ersteu Zeit immer klar und der Blick immer lebhaft; später wirb dieser 
stier und matt. Das Fressen und Wiederkäuen hört auf; gegen Wasser zeigt sich keine Scheu, aber 
das Verschlucken desselben ist erschwert. Die Thiere lecken gern an nassen Gegenständen, zuweilen 
selbst ihren eigenen Urin. Aus ihrem Maule fließt ekwas schleimige Flüssigkeit. Zuweilen blöken sie 
mit tiefer, rauher und fast schnarrender Stimme; mehrentheils aber Hafen sie nur von Zeit zu Zeit 
ein dumpftönendes Brummen vernehmen Durch den Anblick, oder atz Bellen von Hunden werden 
sie gewöhnlich sehr aufgerege. Die meisten wuthkranken Schaafe zeigen auch, wenigstens in der ersten 
Jeit, viel Bagattungslust. Am 3ten oder áten Tage werden sie im Kreuze gelähmt und meist tritt 
um dieselbe Jeit, oder bis zum öten Tage der Tod ein. 
Bei den Ziegen verhält sich die Krankheit fast ganz, wie bei den Schaafen. Nur ilst die 
Beißsucht bei ihnen vorwaltender und fast konstant. 
Dolle Schweine endelich zeigen periodisch eine große Unruhe, wobei sie zuerst ihte vernarb- 
ten Bißwunden lebhaft reiben und scheuern; sie lausen wild im Stalle umher, wühlen manchmal mit 
Eifer in der Streu oder im Boden und sind während eines solchen Anfalls fehr beiß= und nagesüch- 
tig. Aus ihrem Maule fließt viel zäher Speichel, der oft ganz schaumig wird, gegen das Ende der 
Krankheit tritt jedoch nur noch während des Beißens an den Maulwinkeln ctwas schaumiger Geifer 
hervor, der übrige Theil der Lippen aber zeigt sich trocken und rissig, zuweilen auch etwas geschwol- 
len. Die Thiere verschmähen das Futter, saufen aber gern Wasser, obgleich sie es oft niche hinab- 
schlingen können. Ihre Stimme ist heiser. Am 2ten, Zten oder Aten Tage kritt theilweise Lähmung 
der Extremitäten ein, und die Schweine können dann nur noch auf den Knieen herumrutschen, wobei 
sie sich jekoch periodisch ebenfalls noch sehr beißsüchtig zeigen. Ueberhaupt wechseln die Wuthanfälle 
während der ganzen Krankheit mit ruhigen Zwischenzeiten und die letzteren dauern ost 1—2 Stun- 
en, auch länger. Der Tod erfolgt gewöhnlich am 3ten oder iten Tage. 
5. 93. Die Keunzeichen aber, daß ein Mensch durch das ihm auf dem §. 89. ad 3. er- 
wähnten Wege beigebrachte Wuthgift wirklich angesteckt worden ist und dieses sich mit den Säften 
des Körpers bereits vermischt hat, sind folgende: 
Zuerst sindet sich gewöhnlich an der, vor kürzerer oder längerer Zeit durch das wuthkranke 
Thier verletzten Stelle ein zuckender und spannender Schmerz ein, der nach und nach immer heftiger 
wird, und sich über den ganzen Körpertheil verbreitet. Die Wundstelle selbst, die oft schon in den 
ersien Tagen nach dem Bisse von selbst zugeheilt war, fängt an, röther zu werden und sich zu entzün- 
den; zuweilen entstehen Bläschen auf ihr und nicht selten bricht sie wieder auf, wo dann eine dünne 
scharfe Jauche herausftießt. — Der Verletzte zeigt eine merkliche Veränderung in seiner Gemüths= 
stimmung: er ist entweder ungewöhnlich heiter, fröhlich, leichtsinnig, fühlt auch wohl zuweilen einen 
ungewöhnlich starken Begattungstrieb, oder er ist unruhig, verdrossen zur Arbeit, traurig, er seufzt 
u. s. w. — Er verliert nun den Appetit zum Essen, sein Schlaf wird unruhig, von ängstlichen Dräu- 
men unterbrochen, und er klagt öfter über Frost und Hitze. Die allgemeine Unruhe des Kranken und 
seine Beängstigung wird immer größer. — Er hat den heftigsten Durst, aber jedes ihm gereichte Ge- 
tränk, ja Alles, was nur den Schein davon hat, wie z. B. ein glänzender Becher, erregt augenbig 
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