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Fuͤßen im Erdboden und suchen die Stricke oder Ketten, womit sie befestigt sind, zu zerreißen. In
einzelnen Faͤllen hat man auch Beißsucht bemerkt. Tolle Rinder saufen nur selten, sind aber eben so
wenig wasterschen, wie die anderen Thiere. Manche zeigen aufgeregten Geschlechestrieb; alle magern
außerorbentlich schnell und stark ab. Bei Milchkühen vermindert sich die Milch vom ersten Tage au
mehr und mehr. Häufig finden sich um ken 3ten — Aten Tag, und zwar zuerst am Halse und an der
Brust, oder am Hintertheile, periodisch wiekerkehrende Zuckungen, die meist in wirkliche Konvulsionen
augarten. Um dieselbe Zeit beginnen die gewöhnlichen Zeichen der Lrähmung und am öten oder Sten
Tage erfolgt der Tod.
Die Schaafe werden beim Eintritte der Krankheit plötzlich sehr wilb und flößig, ihre natür-
liche Furchtsamkeit isi verschwunden, sie gehen ohne Schen auf Menschen, Thiere rc. los, selbst gegen
die Wände rennen sse zuweilen mit solcher Kraft, daß sie sich den Kopf dabei bedeutend verwunden.
Einzelne zeigen auch Beißsucht gegen lebende und todte Wesen, so wie gegen sich selbst. Ihre Bewe-
gungen machen sie größtentheils in wilden Sprüngen) wobei sie jedoch, wegen der bei ihnen meist
schon von Anfang an bemerklichen Schwäche im Kreuz), oft niederstürzen und dann einige Sekunden
lang, wie betäubt, liegen bleiben oder auch wohl in Zuckungen des Halses und der Füße verfallen.
Dac Auge ist in der ersteu Zeit immer klar und der Blick immer lebhaft; später wirb dieser
stier und matt. Das Fressen und Wiederkäuen hört auf; gegen Wasser zeigt sich keine Scheu, aber
das Verschlucken desselben ist erschwert. Die Thiere lecken gern an nassen Gegenständen, zuweilen
selbst ihren eigenen Urin. Aus ihrem Maule fließt ekwas schleimige Flüssigkeit. Zuweilen blöken sie
mit tiefer, rauher und fast schnarrender Stimme; mehrentheils aber Hafen sie nur von Zeit zu Zeit
ein dumpftönendes Brummen vernehmen Durch den Anblick, oder atz Bellen von Hunden werden
sie gewöhnlich sehr aufgerege. Die meisten wuthkranken Schaafe zeigen auch, wenigstens in der ersten
Jeit, viel Bagattungslust. Am 3ten oder áten Tage werden sie im Kreuze gelähmt und meist tritt
um dieselbe Jeit, oder bis zum öten Tage der Tod ein.
Bei den Ziegen verhält sich die Krankheit fast ganz, wie bei den Schaafen. Nur ilst die
Beißsucht bei ihnen vorwaltender und fast konstant.
Dolle Schweine endelich zeigen periodisch eine große Unruhe, wobei sie zuerst ihte vernarb-
ten Bißwunden lebhaft reiben und scheuern; sie lausen wild im Stalle umher, wühlen manchmal mit
Eifer in der Streu oder im Boden und sind während eines solchen Anfalls fehr beiß= und nagesüch-
tig. Aus ihrem Maule fließt viel zäher Speichel, der oft ganz schaumig wird, gegen das Ende der
Krankheit tritt jedoch nur noch während des Beißens an den Maulwinkeln ctwas schaumiger Geifer
hervor, der übrige Theil der Lippen aber zeigt sich trocken und rissig, zuweilen auch etwas geschwol-
len. Die Thiere verschmähen das Futter, saufen aber gern Wasser, obgleich sie es oft niche hinab-
schlingen können. Ihre Stimme ist heiser. Am 2ten, Zten oder Aten Tage kritt theilweise Lähmung
der Extremitäten ein, und die Schweine können dann nur noch auf den Knieen herumrutschen, wobei
sie sich jekoch periodisch ebenfalls noch sehr beißsüchtig zeigen. Ueberhaupt wechseln die Wuthanfälle
während der ganzen Krankheit mit ruhigen Zwischenzeiten und die letzteren dauern ost 1—2 Stun-
en, auch länger. Der Tod erfolgt gewöhnlich am 3ten oder iten Tage.
5. 93. Die Keunzeichen aber, daß ein Mensch durch das ihm auf dem §. 89. ad 3. er-
wähnten Wege beigebrachte Wuthgift wirklich angesteckt worden ist und dieses sich mit den Säften
des Körpers bereits vermischt hat, sind folgende:
Zuerst sindet sich gewöhnlich an der, vor kürzerer oder längerer Zeit durch das wuthkranke
Thier verletzten Stelle ein zuckender und spannender Schmerz ein, der nach und nach immer heftiger
wird, und sich über den ganzen Körpertheil verbreitet. Die Wundstelle selbst, die oft schon in den
ersien Tagen nach dem Bisse von selbst zugeheilt war, fängt an, röther zu werden und sich zu entzün-
den; zuweilen entstehen Bläschen auf ihr und nicht selten bricht sie wieder auf, wo dann eine dünne
scharfe Jauche herausftießt. — Der Verletzte zeigt eine merkliche Veränderung in seiner Gemüths=
stimmung: er ist entweder ungewöhnlich heiter, fröhlich, leichtsinnig, fühlt auch wohl zuweilen einen
ungewöhnlich starken Begattungstrieb, oder er ist unruhig, verdrossen zur Arbeit, traurig, er seufzt
u. s. w. — Er verliert nun den Appetit zum Essen, sein Schlaf wird unruhig, von ängstlichen Dräu-
men unterbrochen, und er klagt öfter über Frost und Hitze. Die allgemeine Unruhe des Kranken und
seine Beängstigung wird immer größer. — Er hat den heftigsten Durst, aber jedes ihm gereichte Ge-
tränk, ja Alles, was nur den Schein davon hat, wie z. B. ein glänzender Becher, erregt augenbig
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