Object: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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ihnen sagt: „Den Arbeitern soll geholfen werden durch das Recht 
auf Arbeit, aber Kaiser und Heer behalten wir“, dann sagen sie: 
„Nein, da sollen lieber die Arbeiter weiter hungern“. 
Nun ist das aber mit dem Schimpfen eine eigene Sache. 
Der eine fängt leise an, der zweite schimpft laut weiter, der 
dritte droht mit dem Stock, der vierte fängt schon an zu hauen 
und der fünfte schießt. Und wenn Leute, die für klug gelten, 
immerzu sagen und beweisen, daß alles Unglück von den Königen 
herkommt, so ist es nicht zu verwundern, wenn unkluge Leute 
dann sagen: „Ei nun, wenn es an den Landesherren liegt, 
dann schießen wir die tot, dann ist uns gleich geholfen.“ Das 
befürchtete Fürst Bismarck, als die sozialdemokratischen Schimpfe- 
reien immer lauter wurden. Und nun kam hinzu, daß 1878 
in drei Wochen zweimal auf Kaiser Wilhelm I. geschossen wurde. 
Allerdings sind die Leute, die da geschossen haben, keine Sozial- 
demokraten gewesen; aber daß sie auf die Idee gekommen 
wären, auf den allverehrten Kaiser zu schießen, wenn nicht 
damals auf allen Gassen geschrieen worden wäre, daß die 
Landesherren an allem Unglück schuld seien, das ist gar nicht 
einmal wahrscheinlich. Darum wurde damals das Sozialisten- 
gesetz gegeben, das dies öffentliches Schimpfen verhindern sollte. 
Sozialdemokratische Zeitungen konnten verboten werden, sozial- 
demokratische Vereine konnten auseinandergejagt werden, und 
Agitatoren, d. h. Leute, die ihr ganzes Leben mit Redenhalten. 
verbringen, die konnten aus den großen Städten ausge- 
wiesen werden. 
Für die Arbeiter war das Gesetz ein großes Unglück, 
denn es wurden auch die Zeitungen und Vereine mit verboten, 
die die Interessen der Arbeiter im Widerstreit der Interessen 
verteidigen wollten. Denn immer wenn jetzt die Arbeiter höhere 
Löhne haben wollten, dann hieß es nicht: „die Arbeiter wollen 
das,“ sondern „die Sozialdemokraten wollen das,“ und jeder, 
der dem Kaiser und den Landesherrn treu war, sagte dann;
	        
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