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20. Die gesundheitsschädliche Finne des Rindes (Cysticercus inermis).
In den äußeren und inneren Kaumuskeln, seltener im Herzfleisch und den Zungen-
muskeln, noch seltener in dem übrigen Fleische (Halsmuskeln, muskulöser Theil des Zwerch-
fells, Zwerchfellpfeiler, Brustmuskeln, Unterschultermuskeln, Muskeln an der Innenfläche
der Hinterschenkel) und nur ganz vereinzelt in Leber, Lunge und Lymphdrüsen von Rindern
sowie von Kälbern findet man bläschenartige, bis 9 mm lange und 6 mm breite Gebilde,
welche mit einer klaren, wässerigen Flüssigkeit gefüllt sind, in der sich ein weißes, etwa
hirsekorn= bis kleinhanfkorngroßes Gebilde abhebt. Man nennt diese Bläschen Rinder-
finnen. Sie sind die geschlechtslose Zwischenform des sogenannten feisten Bandwurmes des
Menschen (ITaenia saginata). Wird Fleisch, welches eine solche Finne enthält, in rohem
Zustande vom Menschen verzehrt, so entwickelt sich aus derselben im menschlichen Darme
ein Bandwurm. Die Finnen können allmählich absterben; hierbei wird ihr Inhalt käsig,
später kalkig. Im todten Thierkörper gehen die Finnen nach 2 bis 3 Wochen zu Grunde;
auch durch Erhitzung auf 450, durch längeres Durchkühlen sowie durch längeres Einwirken-
lassen von Kochsalz werden die Schmarotzer abgetödtet.
Die Beurtheilung des Fleisches bleibt dem Thierarzt überlassen (8 31).
21. Die gesundheitsschädliche Finne des Schweines, Schafes, Hundes und
der Ziege (Cysticercus cellulosae).
Die gesundheitsschädliche Finne des Schweines oder die Schweinefinne schlechtweg ist
die geschlechtslose Zwischenform des sogenannten dünnen oder Einsiedlerbandwurmes des Menschen
(Taenia solium); sie wird in Ausnahmefällen auch beim Schafe, der Ziege und beim
Hunde angetroffen. Die Schweinefinne ähnelt äußerlich der Rinderfinne, entartet aber seltener
als diese. Ihre Lieblingssitze sind: Hinterschenkelmuskeln, Bauchmuskeln, Zwerchfellmuskeln,
Zwischenrippenmuskeln, Nackenmuskeln, Herz, Zungenmuskeln, Kehlkopfmuskeln, Kaumuskeln.
Viel häufiger als beim Rinde findet beim Schweine eine massenhafte Einwanderung
von Finnen statt, welche bisweilen zu einer graurothen Verfärbung und zu einer starken
Durchfeuchtung des Fleisches führt. Die Lebensfähigkeit der Schweinefinne ist etwas größer
als die der Rinderfinne. Sie geht erst bei Erhitzung auf 49 bis 50°% zu Grunde und
ist 42 Tage nach dem Tode ihres Wirthes noch lebensfähig.
Mit der gesundheitsschädlichen Finne ist nicht zu verwechseln die nur auf den Hund
übertragbare dünnhalsige Finne (vergl. Nr. 25).
Die Beurtheilung des Fleisches bleibt dem Thierarzt überlassen (8 31).
22. Die Trichine.
Die Trichinenkrankheit wird durch kleine Rundwürmer hervorgerufen, deren Larven, im
aufgerollten Zustand in Kapseln eingeschlossen, oft in enormen Mengen im Muskelfleische sitzen.
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