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Es wird hier der Scheintod um so mehr wahrscheinlich, wenn Krämpfe das Ende lbeglei-
tet haben und Ohnmachten ihm vorausgegangen sind;
3) der plötzliche in der Schwangerschaft, während oder unmittelbar nach der Geburt
und im Wochenbette erfolgte Tod nach unbekannter oder unerheblicher Veranlassung;
4) der Tod in Krampf= und Nervenkrankheiten aller Arc: Starrkrampf, Starr-
sucht, Fallsucht, Veitstanz, Mutterkraͤmpfe, Schlagfluß;
5) der Tod nach starken Verblutungen oder andern ploͤtzlichen Entleerungen, z. B.
des bei Wassersuͤchtigen im Unterleibe angesammelten und durch den Bauchstich allzuschnell
entleerten Wassers; nach Verletzungen, Stoͤßen und Schlägen aller Art, wenn sie mie
heftigem Schreck und Schmerz verbunden waren oder sehr empfindliche Theile beitrafen,
wie den Kopf, die Herzgrube, die Hoden u. a.;
6) der Tod durch den Blitz, durch das Erfrieren, das Ererinken, das Erdrosseln
und durch das Einathmen solcher Lufe, die zum Achmen nicht tauge (z. B. in Kellern
mit gährendem Moste, in Stuben, die allzulang verschlossen waren oder mit dem Oampfe
glühender Kohlen erfülle worden sind, u. s. w.), sowie auch nach genossenen Giftem aller
Art.
Auch werden Kinder sehr oft scheintodt geboren und kommen nach passend ange—
wendeten Huͤlfsmitteln wieder zum Leben.
Unterschied des § 4. Der Scheintod ist darin mehr oder weniger dem wahren Tode ähnlich, daß
i der davon Befallene kein Zeichen von Empfindung und Bewußtsein, selbst bei sonst schmerz-
Tode. haften Einwirkungen (dem Kneipen, Stechen, Brennen u. s. w.), giebt, Lebenswärme,
Puls= und Herzschlag nicht bemerke werden kann und auch das Athmen aufgehört zu ha-
ben scheint. Dieser Zustand kann vier bis fünf Tage anhalten.
Dagegen bleibt bei dem Scheintodten meistenrheils dem Auge noch erwas Glamz und
das Brechen desselben erfolgt nicht so leiche; die Theile, auf welchen die Scheeinleiche
liegt, zeigen sich niche so breit gedrücke und gequerscht; die Haur fühle sich nicht so eis.
kalt an und har noch etwas Spannung, daher auch das hinter die zusammengelegtten Fin-
ger gehaltene Licht ein röthliches Durchschimmern durch dieselben bemerken läßt.
Bisweilen bemerkt man selbst noch einige Andeulung von Empfindung und Bewe,
gung. Wenn man das Auge der Scheinleiche öffnee und gegen ein helles Tagees= oder
Kerzenlicht wendek, so zieht sich das Schwarze im Auge (der Augenstern oder die Wupille)
etwas zusammen; der Mund, den man durch Herabziehen der untern Kinnlade, dats Auge,
das man durch Heraufziehen des obern Augenliedes etwas geöffnet hat, schließen ssich wie,
der; der Arm, den man im Elbogengelenke ausgestrecke hat, zieht sich in diesem wieder
etwas zusammen, ebenso die Finger, wenn man sie in ihren Gelenken ausstreckt.
In andern Fällen zeige sich eine schwache Spur des Achemholens, die mam durch
das blose Hinsehen nicht bemerken könnte, dadurch deutlicher, daß eine vor dem Munde
der halbsitzenden Scheinleiche an einem langen Faden aufgehangene Flaumfeder sichh etwas