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und Hannover geschehen ist. Dabei hat sich zunächst ergeben, daß die jetzt an mehreren Or—
ten fabricirt werdenden Dachpappen sehr verschieden an Qualität und Güte sind und daß mit-
hin nicht jedes derartige Fabrikat als wetterbeständiges oder feuerfestes Material oder sonst als
tauglich anerkannt werden kann.
Die Bedingungen einer guten Dachpappe sind aber, daß sie ganz wasserdicht ist, der Ein-
wirkung des Feuers nachhaltigen Widerstand leistet, den darin befindlichen Steinkohlentheer in
der Hitze nicht leicht ausfließen läßt, beim Biegen nicht brüchig wird und selbst nach eingetre-
tener Verkohlung noch eine consistente, in sich gut verbundene Masse bleibt. Dächer, mit
solcher Pappe eingedeckt, sind, vom feuerpolizeilichen Gesichtspunkte aus betrachtet, entschieden
besser als Stroh-, Schindel= und Lehmschindel-Dächer und können unter gewissen Voraus-
setzungen den einfachen oder sogenannten Splint-Ziegeldächern gleichgestellt werden. Sie haben
insofern sogar einige Vorzüge voraus, als sie mit geringeren Kosten herzustellen sind und die
Flachheit des Daches, welche das Betreten und Begehen desselben gefahrlos macht, nicht nur
die Arbeit des Eindeckens und der Ausbesserung erleichtert, sondern auch den Vortheil gewährt,
daß bei einem ausbrechenden Brande auf dem Dache selbst Löschanstalten getroffen werden konnen.
Die Tüchtigkeit der Pappdächer hängt indeß selbst bei Anwendung des besten Fabrikats
noch ganz wesentlich von der Genauigkeit, Sorgfalt ihrer Herstellung und Unterhaltung ab.
Es ist daher unter Anderem erforderlich, daß das leichte Dach= oder Sparrwerk möglichst gut
in sich verbunden und mit dem Unterbaue verankert wird, um vom Sturme nicht abgehoben
zu werden, daß zur Verschaalung nur ganz trockene und nicht zu breite Breter mit guter Na-
gelung und Dübelung zur Verwendung kommen, weil sich die Pappe, wenn sich die darunter
befindliche Breterschaalung wirft oder zusammentrocknet, zieht und reißt, folglich gegen Nässe
und Feuer nicht mehr schützt, daß ferner beim Aufnageln der Pappe mit größter Genauigkeit
verfahren wird, insbesondere aber auch daß die Nägel selbst gegen die Witterung gut verwahrt
werden, daß sodann für eine lebhafte und ausreichende Luftcirculation unter dem Dache gesorgt
ist, weil bei der Dichtigkeit dieser Dachbedeckung, welche die aufsteigenden Dünste zu entweichen
verhindert, außerdem der Dachstuhl und die Verschaalung sehr bald verstocken und die im Dache
aufbewahrten Gegenstände, namentlich Futter-, Getreide= und ähnliche Vorräthe verderben,
sowie, daß das Dach fortwährend in gutem Stande gehalten, also jeder Defect sofort ausge-
bessert und regelmäßig aller 3 bis 4 Jahre das Dach frisch getheert und sodann wieder mit
Sand, Ziegelmehl oder Steinkohlenasche tüchtig bestreut (incrustirt) wird. Dabei tritt noch
als ein sehr erheblicher Uebelstand hinzu, daß die Pappdächer, wenn sie, wie beim ersten Auf-
legen und nachher von Zeit zu Zeit nöthig ist, mit Steinkohlentheer überstrichen werden, sowie
außer diesen Fällen im hohen Sommer bei anhaltender trockener Sommerhitze einen sehr
lästigen, unter Umständen sogar der menschlichen Gesundheit unzuträglichen Geruch verbreiten
und daß bei hohen Temperaturgraden das in und auf der Pappe befindliche Theer flüssig wird
und austropft.