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nicht verlangt werden. Die lateinische Sprache muß er im schriftlichen und münd—
lichen Gebrauche fertig handhaben, in der griechischen Sprache zum Mindesten gramma—
tische Korrektheit in schriftlicher Anwendung darlegen. Ferner wird ein durch Uebung
befestigtes Verständniß der metrischen Kunstformen, namentlich derjenigen des Terenz,
des Catull und Horaz, sowie der griechischen Tragiker erfordert, was auch durch ange—
messenen Vortrag der Verse zu erweisen ist. Von den auf den Gymnasien vornehmlich
zur Behandlung kommenden Gruppen und Perioden der klassischen Litteratur muß der
Kandidat eine durch quellenmäßiges Studium vertiefte Kenntniß besitzen, in den übrigen
Theilen wenigstens soweit bewandert sein, daß er vor groben Irrthümern gesichert ist
und sich ein allgemeines Bild der Entwickelung erworben hat. In den Alterthümern
müssen dem Kandidaten wenigstens die hauptsächlichsten Grundlagen, auf welchen die Ein—
richtungen des Staates und des gesammten antiken Lebens beruhen, soweit klar geworden
sein, daß er Zweck und Wirksamkeit derselben sich zum Verständniß gebracht und ihre
geschichtliche Entwickelung in den wesentlichen Umrissen festgehalten hat. Auch mit My—
thologie und Kunstarchäologie muß er sich soweit beschäftigt haben, als zu einer frucht—
baren Erklärung der Dichter und gelegentlicher Erläuterung durch entsprechende Bildwerke
unentbehrlich ist. Ueberhaupt darf seine Bücherkenntniß nicht zu beschränkt sein, damit
er im Stande ist, sich mit bewußter Auswahl Belehrung und Förderung durch fortgesetztes
Studium zu holen.
4. Außerdem ist zur Erwerbung der Lehrbefähigung für die mittleren und oberen
Klassen im Lateinischen oder im Griechischen Bekanntschaft mit der römischen Geschichte
bis in das erste Jahrhundert der Kaiserzeit, beziehungsweise der griechischen bis in das
Zeitalter der Diadochen nachzuweisen. Von dem Kandidaten, welcher die Lehrbefähigung
für die oberen Klassen erwerben will, wird auch hier erwartet, daß diese Kenntniß, zu—
mal für diejenigen Perioden, welche bei der Gymnasial-Lektüre vornehmlich in Betracht
kommen, eine tiefer eindringende sei.
Zur Erwerbung der Lehrbefähigung für die oberen Klassen ist übrigens in der philo-
sophischen Prüfung (vergl. § 26) Bekanntschaft mit dem Entwickelungsgange der griechisch-
römischen Philosophie nachzuweisen, insbesondere soweit dieselbe zum Verständniß der
auf den Gymnasien gelesenen Autoren erforderlich ist.
§ 16.
4. Französische Sprache.
1. Zur Befähigung für den französischen Unterricht in den unteren Klassen wird
erfordert, daß der Kandidat eine im Wesentlichen korrekte Uebersetzung eines mäßig
schweren deutschen Textes in das Französische als schriftliche Klausurarbeit liefert und in