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brachten bei aller Willfährigkeit der Beteiligten im Prinzip doch
kein greisbares Resultat, weil die kleineren fürstlichen Herren sich
unter Mitnahme des Domanialvermögens in das Privatleben
zurückzuziehen gedachten, die sächsische Regierung aber gerade für
dieses ein begreifliches Interesse zeigte. Als man dann mit der
oben erwähnten Hilse Sachsens über das Schlimmste hinweg war,
minderte sich das Anlehnungsbedürfnis ganz merklich, um so mehr
als man ebensowohl in Preußen die Regierungsgewalt wieder
festen Boden gewinnen sah, wie besonders auch in Osterreich
die Bezwingung des aufrührerischen Wien durch Windischgrätz
am 31. Okt. auf eine allgemeine Wiederkehr der Ordnung
hoffen ließ.
Leider verband sich hiermit eine in ganz Deutschland, aber
besonders in Sachsen tief empfundene Beleidigung des nationalen
wie des Rechtsgefühls: die Erschießung Robert Blums in der
Brigittenau bei Wien am 9. Nov. 1848. Der augenblickliche Sieg,
den Anfang Oktober in Wien die mit der revolutionären Partei
zunächst zusammenstehende, konstitutionell gesinnte Bürgerschaft er-
sochten hatte veranlaßte, da ein entsprechender Antrag von dem
gesamten Hause selbst abgewiesen worden war, die vereinigte
Linke des Frankfurter Parlaments, eine Abordnung nach Wien
zu senden und dem Gemeinderat von Wien und dem Reichstag
für ihr mannhaftes Verhalten den Dank und die Glückwünsche
der Frankfurter Linken darzubringen. Es wurde von den Ultras
im „Donnersberg“ Julius Fröbel, von der eigentlichen Linken
im „Deutschen Hof“ Karl Vogt, der bekannte Zoologe und Robert
Blum mit Stimmengleichheit gewählt. Auf die Bitten Blums, der
aus der für ihn drückend werdenden Atmosphäre Frankfurts heraus-
kommen wollte, verzichtete ersterer. In Begleitung Julius Frö-
bels und zweier österreichischer Abgeordneter reiste Blum am
13. Okt. von Frankfurt über Leipzig, um die Seinen zu besuchen,
und Breslau nach Wien, das die Reisenden am 17. Okt. erreichten.
Nachdem sie sich ihres Auftrags entledigt hatten, wollten sie am
19. die Rückreise antreten — Blum hatte seiner Frau seine An-
kunft in Leipzig schon für den 22. Okt. angezeigt —, da ergab
sich eine Verzögerung, da Fröbel keinen Paß erhalten konnte: sein
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 8