Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde.

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felbe wurbe zwar auf Koften der Bauern wieder aufgebaut, fand aber 
im Laufe jtirmifcher Zeiten, namentlich tin breißigjäßrigen und in 
den franzdfifchen Kriegen ihre völlige Yerftörung und jeitben lag 
fie al8 Rutne da. Mie früher das Hambacher Schloß, |o wird auch 
jet die Marburg wegen ber herrlichen Yernficht, welche fie über bie 
Nhetnebene gewährt, von Pfälzern und Fremben ftarf bejucht. Zwanzig 
Stunden aufwärts, zwanzig Stunden abmwärtd am Rhein umd zehn 
Stunden Sreit, dehnt fi vor den Blicden des Bejchauerd da3 herr- 
liche Nheinthal zu beiden Seiten de8 Stromes auS, jenfeit umjchloffen 
von den Blauen DBergreihen bed Schwarzwalbes, de8 Oben: 
waldes und de8 Taunus, und dießfeit begrenzt von ben zu beiden 
Seiten der Burg fich weit Hindehnenben, weinumfrängten Bergen ber 
Haardt und der Vogefen. Unbefchreiblich ift der Eindrud diejer 
im Sonnenlichte glänzenden, von taujend Städten und Dörfern über» 
füeten Chbene mit dem Stiberkande de8 Nheineß, und noch Jhöner 
faft ift der Bi an der untern Haarbt binab und an der obem 
Haarbt binauf, fowie die nächte Umgebung De8 Schloffed. Ber 
wollte e8 daher den Pfälzern verdenfen, wenn fie bier, im Anbltd 
ihres Nändbehens basfelbe al8 eines der Ichönften der Welt erflären! 
Mit Recht fingt Der Dichter: 
Da Tteget ausgebreitet in ftct3 verjüngter Pracht 
Ein wetter Oottedgarten, vom Himmel reih bebchht. 
Mas nur das Herz ergößet, maß nur den Bl erfreut, 
Da findeft du Hier Alles tn Fülle audgefircut. 
Ringsum die Berge gürtet der Wälder grüner Kranz, 
Und drüber fchwebt die Scorne tn ihrem Hellften Glanz. 
Die uf’gen Rebenbügel, der Nehrenfelper Flur, 
Ste zeugen von der Xtebe der fchaffenden Natur. 
Mo findet fih auf Erden jo heimlich trauter Drt? 
My Eiingt jo füß zum Herzen das biebre Deutfhe Wort? 
Wo mwoget auf den Fluren der Segen ohne Zahl? 
Mo tft zu Nug und Monne gefhmüdet Borg und Thal? 
Wo fügt fih alles Schöne zum Tieblichften Verein? 
Sag’ an des Landes Namen! — Das ift die Bfalz; am Rhein! 
(Uuß: „Malertfhe u. romanttifäe Pfalz”) 
14, Die beiden Todten zu Speyer. 
Wiel Fadelglanz im Dome? Kußtritte dumpf hinab? 
Bit Kater Karl ver Sechäte, er fteigt in der Ahnen Grab, 
Er jelber will e8 fehnuen, bei heller Fadelglut, 
Wie dort der Franke gefrevelt in frehem Üebermuth. 
Und immer röther färbte feine Wang’ gerechter Grimm, 
„Dem Himmell ihr Sranzofen, mas ihr gethan, tft Schlimm!“ 
Die Väter in den Särgen fieht er de8 Schmudß beraubt, 
Die Krone abgeriffen von manchem thewren Baupt. 
Hertrümmert find die Särge, die Dedel Ttegen um, 
Und Leichentuch und Burpur zerfekt in Staub ringsum, 
Da biidt mand Hohle8 Auge ihn gar gefpenftig an, 
AS wollt! e8 zu ihm fagen: „MRäch’ und, Tebend’ger Mann! 
Und fürder fehreitet Karl, erfaßt vom Hefften Schmerz, 
Der Fadelfehtmmer glettet über der Särge rs. 
Harfcors’ Laf>b. f pro:sht. Oberfle Aayernd.
	        
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