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te8 die Bibel, das Bud) der Bücher. Gie zerfällt in dad Alte
und das Neue Teftament (VBermähtniß, Bund). Die Bücher bes
Alten Teftament3 find jchon 400 Jahre vor Chrijlo, die Ded Neuen
Teftament3 erft im Anfange des A. Zahrhundert® nah Chrifto voll-
ftändig gefammelt gewejen. Das Alte und dad Neue Tejtament bil-
det den Kanon, d. 5. die Ricätfeänur der Chriftenlchre, und ihre Bü-
her heißen deshalb fanonifche Bücher. Die Apofryphen, melde
bein Alten Teftamente angehängt zu werben pflegen, gehören nicht zur
Bibel, find nicht fanonifch. Die Bibel ift Die einzige Duelle al-
fer Gotteswahrheit. Aus den Schriften der Prspheten bezeugt
Sefus, daß er der Chriftus fei; in ben Schriften der Evangeliften und
Apoftel fehen wir die Herrlichkeit de eingebornen Sohnes vom Zater
voller Gnade und Wahrheit. Darum fordert ejus die Juden auf:
Forichet in der Schrift; denn fie ift e8, Die von mir zeuget! (oh. 5.)
Und die Apoftel ermahnen die Gläubigen, in der Schrift zu forjchen,
ob fih’8 aljo verhalte. (Up.-Geih. 17.) Xaflet das Wort Chrifti
reichlich unter euch wohnen, und Iehret und ermahnet euch jelbjt in
aller Weisheit! (Kol. 3. 16.) Und St. Paulus pricht zu Zimotheus
(D., 3, 14— 17): Bleibe in dem, wa3 du gelernt haft, weil Du von
Kind auf die heilige Schrift Fenneft, die di untermeifen Tann yur
Seligfeit durch den Glauben an Chrifto Sefut — So haben denn
auch von jeher die heiligen Väter alle Chriften zum fleikigen und an-
dächtigen Xefen der Heiligen Schrift dringend ermahnt, fie in zahliofen
Abichriften unter das Wolf verbreitet und durd) ihre Predigten bas
Verftändnig derjelben gefördert. Erft ald Die Kirche in Lehre und
Leben mannigfaltig von den Grundjäßen der heiligen Schrift abge-
wichen war, und die Finfterniß mehr liebte ald das Yıcht, weil ihre
MWerfe Das Licht fcheuten (Stoh. 3, 19— 21), da ward Die Bibel in
der Chriftenheit ein jeltenes, fait unbekanntes Buch; Die zu Lehrern
des Dolfes beitellt waren, forjehten felten noch in der Schrift, umb
dem Volke wurde e3 unmöglich gemacht, da fie nur in der Tateinifchen
Sprache gelejen werben durfte. Damals flagte der gottjelige Thoma
von Rempen;
„Die Unbefanntichaft mit der heil. Schrift ift der Urfprung aller Srrtbümer,
bie Thür zum DVerberben, Verluft der Ehre, der Tugend und des Hell, Denn
im Worte Gottes finden wir das Licht des Xebend, dad Hell der Melt, die Thür
des Himmels, die Nahrung unfter Seele und mahren Genuß für das Gott über
Ulles Tiebende Herz.“
Deshalb war e8 das wichtigfte und feligfte Gefchäft der vom
Herrn erwedten Reformatoren, nicht allein felbft in dem Heiligen Buche
zu forfhen, fondern au dafjelbe dem Chriftenvolfe in feiner Sprache
zurüdzugeben, und e8 zum fleikigen und anbäcdhtigen Lefen deffelben
zu ermuntern und anzuleiten. Seitdem ift e8 in allen befannten Spra-
hen der Welt, in mehr denn 180 Sprachen verbreitet worden, und
der Neufeeländer, der Esfimo und der Hottentott Tieft e8 mit ber-
jelben Erbauung wie Der Deutfhe. Nur unfern fatholifchen Mitchri:
ken wird ber Öebrauch deffelben noch immer erjeäwert oder gar ver: