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Den wilden Stier herbei, der Bäumte fidh,
Und ftich mit feinen Hörnern. Leife Sprach
Der Zauberer fein Mori ihm In dad Ohr;
Mit lautem Brüllen fank das Thier Darnieber.
Ihm gegenüber ftand der Chrift, und fpradh:
„Ertödten fonnteft du mit gift’gem Haud;
Doch Fannft du aud, was todt ift, auferwedfen ?
Denn aljo fteht gefchrieben: Der bin Ich,
Der tödten und lebendigmacdhen Fannl
Noch mehr ald dies —: Er fan das Milde zähmen.*
Darnieber fiel er betenb: „Höre, Herr,
Nicht Wunder fleh’ Ih — deine heilige
Religion bedarf der Wunder niht —
Ich flch’ und bete um das tnn’re Zeichen,
Wozu fie iftl Ertheil’ e8 gnädig mir!"
Auf ftand er froh, getroft und heiter, fprach
Den heilfgen Namen laut Hin überm Todten —
Der regte fih. Gefchwind ergoß ber Strom
Des Lebens fih in Ader, Nerp und Beln,
Ein wunderboller Strom! Der milde Stier
Eritand gezähmt, und fchaute mild umher;
Er nahte fi) dem Chriften, feinem Herrn,
hm willig folgend. — Nicht ertöbten fol
Neligion, das Todte neu beleben,
Das Wilde zähmen foll und fann nur fie.
Dies tft dad innere, fortwährende,
Das wahre Zeichen ihrer Göttlichkelt.
(Job. Gottfrieb von Gerber.)
4. Eine Beerde und Ein Hirt.
Eine Heerde und Ein Hl Gräber harren aufgethan:
Mie wird dann dir fein, n Erde, Naufcht, verborrete Gebeinel
Menn fein Tag erfcheinen wird] Deicht dem Bundedengel Bahn,
Freue Dich, du Eleine Heerde, Großer Tag des Herm, erfcheine ]
Mach’ did auf und werte Licht] Yefus ruft: E8 werde Ticht!
Sefus Hält, was er veripricht. Sejus hält, was er verjpricht.
Hüter, ift der Tag noch fern? — Sieh, Das Heer der Nebel flieht
Schon ergrünt e8 auf den Weiden, Vor des Morgenrothes Helle,
Und die Herrlichkeit des Herrn Und der Sohn der Müfte Fntet
Nahet bänımernd fich den Heiten; Dürftend an der Lebendquelle;
Blinde Pilger flehn um Licht: Ihn umleuchtet Miorgenlicht:
Sefus haft, wag er veripricht. Sefus Hält, wa8 er verfpricht.
Komm, o fomm, gebreuer Hlrt, D de Tags der Herrlichkeit!
Daß die Nacht zum QTage werbel Sefus Chriftus, du die Some,
Ach, wie mandes Schäfleln trrt Und auf Erden weit und breit
Yern von Dir und deiner GHeerbel Licht und Wahrheit, Fried’ und Wonne!
Stleine Heerbe zage nicht] Mach’ did aufl EB werde Licht!
Sjefus hält, was er verfpricht. Sefus hält, was er verfprict.
(Sriedrig Adolph Srummader