jahr (also um die Zeit des gemeinsamen Einspruchs gegen den
Frieden von Schimonoseki) geschrieben, er würde nichts dagegen
haben, wenn wir uns irgend etwas dort erwerben wollten, um einen
festen Punkt oder eine Kohlenstation zu haben.“ Hohenlohe fährt
dann fort: „Ich sagte ihm, der Kaiser habe es mir unter dem Siegel
der Verschwiegenheit mitgeteilt (wozu der Zar eine beifällige Be-
wegung machte). Ich erwähnte dann die Tschusainseln, die aber
die Engländer in Anspruch nehmen. „Ja, sagte der Zar, „die wollen
immer alles für sich haben, wo jemand etwas nimmt, wollen die
Engländer sich gleich viel mehr nehmen“, und dabei machte er eine
Armbewegung. So habe er in der Zeitung gelesen, daß ein Engländer
behaupte, England müsse noch einen Punkt tausend Meilen nördlich
von Hongkong erwerben. „Mais ce serait chez nous“’, fügte er
lachend hinzu.“
Danach scheint es, als ob schon zur Zeit des Vorgehens gegen
Japan ein deutsch-russisches Einverständnis, wenigstens unter den
beiden Herrschern, wegen des künftigen deutschen Erwerbs irgend-
eines chinesischen Hafens vorgelegen und dieses zu dem deutschen
Anschluß an die russisch-französische Einmischung beigetragen habe.
Was Fürst Hohenlohe über den Frühjahrsbriefwechsel der beiden
Kaiser berichtet, trifft ohne Zweifel zu. Dagegen ist es ein Frr-
tum, daß auf Grund des Briefwechsels die Besetzung von Kiautschou
Mitte November 1897 ohne alle diplomatische Schwierigkeit zwischen
Berlin und Petersburg vonstatten gegangen sei. Ich glaube nicht,
daß mich mein Gedächtnis täuscht, wenn ich den wirklichen Ver-
lauf wie folgt schildere:
Vorspiel: Mit Wissen des Auswärtigen Amtes werden in
der Zeit nach der Revision des Friedens von Schimonoseki von
dem Kommando des ostasiatischen Geschwaders gründliche Unter-
suchungen vorgenommen, um näördlich von Schanghai einen für die
Schiffahrt und den Handel mit dem Hinterland möglichst günstigen
Ankerplatz zu ermitteln.
Erster Akt: Anfang November 1897 nach der Ermordung
der Missionare verlangt der Kaiser sofortige Maßregeln zur Besitz-
ergreifung von Kiautschou. Der Kanzler hebt die Möglichkeit einer
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