so stößt man ihn zurück. Nährt man in Dingen, wo er instinktiv
auf unserer Seite steht, seine Unzufriedenheit, so stärkt man ihn
prinzipiell, ohne persönlich zu reizen.“ 1
Genau nach diesem Rat handelte Frhr. v. Hammerstein in
der Kreuzzeitung, zuerst bis zum Herbst 1889, d. h. so lange,
als sich noch kein innerer Gegensatz zwischen dem jungen Keiser
und dem alten Kanzler zeigte, und später, wie oben geschildert,
ebenso, als nach der Königsberger Rede noch nicht bestimmt ab-
zusehen war, ob sich der „gute Troupier“, den niemand zu stürzen
gedächte, noch länger auf dem Kanzlerposten halten würde oder
nicht.
Gegen Ende September 1889 wurde in mehreren Artikeln
der Kreuzzeitung das alte historische Banner des wahren konser-
vativen Royalismus entrollt und gegen den „Kartell-Götzendienst“
mit der Behauptung Sturm gelaufen, daß man sich nicht scheue,
dem Königlichen Herrn Fingerzeige zu geben, ihm nahezulegen,
wie er regieren solle, und ihm eine Parlamentsmehrheit zu oktrop=
ieren. Damit war die Taktik des Scheiterhaufenbriefes aufgegeben.
Im Lager der Kreuzzeitung schien man Gewißheit darüber zu
baben, daß die Kanzlerschaft des Fürsten Bismarck bald zu Ende
gehen würde. Auch vor einer Erklärung im Reichsanzeiger, daß
keiner Partei gestattet sei, sich das Ansehen zu geben, als besitze sie
das kaiserliche Ohr, wich die Kreuzzeitung nicht zurück. Die Tage
des Kartello waren sowieso gezählt. Bei den Wahlen im Februar
1890 verloren die Kartellparteien insgesamt 35 Sitze, und mit
dem Weggang Bismorcks war es auch mit der regierungsfreundlichen
Mehrheit innerhalb der konservativen Partei vorbei. Herr v. Hell-
dorf legte den Vorsitz im Ausschuß der Partei nieder. Stöcker
und Hammerstein bekamen die Oberhand. Jener war im Herbst
1890 von seinem Hoffpredigeramt zurückgetreten und widmete sich
fortan mit seiner Gabe, die Herzen der armen Leute warm zu
machen, ganz der christlich-sozialen Partei, dieser fuhr mit der
ganzen Rücksichtslosigkeit seiner starknervigen Natur fort, „die demo-
kratische Methode der Erregung von Trotz, Unzufriedenheit und
Mißtrauen gegen die Regierung und der Umschmeichelung der Lei-
10 Hammann, Der neue Kurs 144