in der deutschen Presse zu bekämpfen suchte, hatte ich aus meinem
Berufe als freier Schriftsteller mit ins Amt gebracht. Zu posi-
tiven Leistungen auf dem neuen Tätigkeitsfelde reichte er natürlich
nicht aus. Er hatte aber wenigstens nichts gemein mit der Ge-
wohnheit, der man damals noch in der hohen Bureaukratie, zivilen
wie höfischen und militärischen, begegnete, nämlich alle Journa-
listen, auch Leute, die ihren Beruf wirklich nicht verfehlt hatten,
in Bausch und Bogen als Preßbengel zu bezeichnen. Nach meiner
Einsicht konnte der neue Preßreferent für das Amt nur nützliches
leisten, wenn es ihm gelänge, ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis
mit den ehrlichen und gediegenen Kräften der deutschen Bresse
herzustellen. Herr v. Kiderlen äußerte später einmal, als er end-
lich nach zehnjähriger Verbannung nach Bukarest Staatssekretär
geworden und manchmal übler Laune war, eine andere Ansicht.
Er meinte: „Ach, mit zweifelhaften Existenzen“ — er gebrauchte
einen noch stärkeren Ausdruck — „läßt sich's am besten arbeiten.“
Gelegentlich, meinetwegen, wenn es gar nicht anders geht. Bei
jener mürrischen Außerung dachte er nicht daran, daß er mir bei
meinem Amtsantritt gerade die beiden Journalisten am wärmsten
empfohlen hatte, die mir dann zwei Jahrzehnte hindurch die treuesten
Helfer und Berater geblieben sind: Arthur v. Huhn von der Köl-
nischen Zeitung und August Stein von der Frankfurter Zeitung.
Beide Humoristen, doch von verschiedener Grundstimmung, der
eine gern in grotesken Bildern schwelgend, der andere mit der
feinen, immer schlagfertigen Ironie eines Romantikers.
Der ehemalige Dragonerleutnant v. Huhn war weit in der
Welt herumgekommen, mit den Russen war er vor Plewna, dann
jahrelang in Paris zur Zeit des Botschafters Fürsten Hohenlohe,
dann wieder am Balkan Freund des Battenbergers und Stam-
bulows. Wenn er Erholung brauchte, setzte er sich auf ein Schiff
des Norddeutschen Lloyd und fuhr nach Amerika oder nach OÖst-
asien, und von allen seinen Reisen konnte er die wunderbarsten Be-
gebenheiten erzählen. Besonders den Bulgaren war er gewogen,
die Rückschläge, die sie im zweiten Balkankriege erlitten, machten
ihn nicht irre in seiner alten Prophezeiung, daß ihnen die Zukunft
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