VII. Caprivis Ausgang.
Die Caprivische Handelsvertragspolitik wurde am beredtsten
von dem Staatssekretär Frhrn. v. Marschall im Reichstage ver-
treten. Von der geit her, als er badischer Gesandter am preußi-
schen Hofe und Bevollmächtigter im Bundesrate war, lag ihm die
Wirtschaftspolitik des Reiches gegenüber dem Auslande besser als
die rein diplomatische Arbeit. Deshalb vertiefte er sich während
der ersten Jahre seines neuen Amtes hauptsächlich in jene und
überließ diese dem milden Unterstaatssekretär Frhrn. v. Rotenhan
und dem gewiegten Spezialisten v. Holstein. Überhaupt war es
Marschalls Art, das, was er angriff, gründlich durchzuarbeiten.
Leicht war ihm beim Vortrag anzumerken, wenn er eine Sache
nicht für wichtig hielt. Dann ging sein Blick ins Leere, sein Geist
war wo anders. Fesselte dagegen ein Gegenstand seine Aufmerk-
samkeit, so ließ er ihn so bald nicht wieder los.
Im Herbst 1893 stand die zweite Serie von Handelsver-
trägen, nämlich mit Spanien, Rumänien und Serbien, zur De-
batte. Mit einem erdrückenden Material suchte Marschall zu be-
weisen, daß die ersten Handelsverträge erfüllt hätten, was man
von ihnen erwarten durfte: Steigerung unseres Warewverkehrs,
keine Verschlechterung, sondern Verbesserung der Handelsbilanz,
kein Tribut an Österreich-Ungarn. Ferner kehrte er sich scharf
gegen den grellen Widerspruch, zu behaupten, einerseits, daß das
Ausland den Zoll trage, andererseits, daß der um 15 Mark für
die Tonne ermäßigte Zoll auf Roggen und Weizen an dem starken
Preissturz um loo bis 120 Mark schuld sei, einem Preissturz,
den sogar der Kampfzoll von 78 Mark gegen Rußland nicht auf-
zuhalten vermochte. Auch der Mann ohne Ar und Halm griff in
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