Herrn v. Iswolski, um aus der verfahrenen Lage, in die er geraten
war, herauszukommen. Er betrat diese Brücke und gab damit die
Partie gegen Aehrenthal auf. Russische und französische Blätter
sprachen von einer „ression“ auf Rußland, tatsächlich hatte sich
die deutsche Warnung in der Form freundschaftlicher Aussprache
abgespielt, was Jowolski auch öffentlich anerkannte. Die einzige
scharfe Wendung in dem Erlaß nach Petersburg war in der Schluß-
bemerkung enthalten, daß, wenn Rußland nicht auf den Nat
eingehe, Deutschland nichts mehr tun könne und den Dingen ihren
Lauf lassen müsse.
Mit rückwärts gekehrtem Blicke könnte man versucht sein,
die bosnische Krisis eine Generalprobe für den Weltkrieg zu heißen.
Natürlich trifft der Vergleich nicht in allen Punkten zu, aber doch
in einigen wichtigen. Das österreichische Ultimatum an Serlien
vom Juli 1914 hieß damals Einverleibung der Länder Bosnien und
Herzegowina. Die großserbischen Agitationen waren gleichermaßen
das treibende Element 1908/ für die Schwere der Krisis wie
lo# für den Anlaß des Weltkrieges. Rußland trat beide Male
als Protektor des „Neoslawismus“ auf und gebrauchte Serbien
als Sturmbock gegen Österreich-Ungarn, das eine Mal mit un-
zureichenden Mitteln, das andere Mal mit militärischem Hochdruck;
England setzte 1914 mit verstärktem Eifer gegen die Mittelmächte
fort, was es in Reval 19088 vorsichtig begonnen hatte; die Haltung
Deutschlands und Italiens war in beiden Fälken dieselbe, Deutsch-
land der entschlossene Sekundant des Donaureichs, Italien im sacro
egoismo abwartend, welche der beiden Mächtegruppen sich als
die stärkere erweisen würde. Am wenigsten trifft der Vergleich
für Frankreich zu.
« Die vorwiegend vermittelnde Tätigkeit der französischen Diplo-
matie erklärte sich daraus, daß sie mit einem durch Krieg und
Revolution geschwächten Bundesgenossen zu rechnen hatte, dessen
reale Kräfte in ungünstigem Verhältnis zu seinen Machtansprüchen
standen. In der Meerengenfrage, die Iswolski am liebsten auf
das Programm einer Konferenz zur Revision des Berliner Ver-
trages gesetzt hätte, stimmten die französischen Interessen nicht
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