Niedergeschlagenheit, Groll, Empörung gegen das persönliche Regi-
ment angesammelt hatte, wirbelte in die Höhe.
Wer beute die in dem Artikel enthaltenen Außerungen des
Kaisers isoliert von allem, was vorher war und nachher kam,
beurteilen wollte, würde wohl sagen: ruhmredig, kindlich, unklug
im höchsten Grade! Zuviel war schon zusammengekommen, und das
Volk fühlte unbewußt, daß das Naive in diesem Falle gerade das
Schlimmste war, denn es ist unabänderlich.
Der Urheber des Gedankens, Außerungen des Kaisers zu Eng-
ländern in einem englischen Blatte zu veröffentlichen, scheint der
Besitzer von Highceliffe Castle, der General a. D. Stuart Wortley
gewesen zu sein. Jedenfalls war er es, der das sogenannte Daily-
Telegraph-Interview, das der englische Journalist Harold Spender
zusammengestellt hatte, dem Kaiser zur Genehmigung einschickte.
Die Absicht des Herrn von Highcliffe Castle und auch seines journa-
listischen Helfers, mit einer solchen Veröffentlichung guten deutsch-
englischen Beziehungen zu dienen, konnte keinem Zweifel unterliegen.
Die unglückselige Wirkung in der deutschen Öffentlichkeit ging von
vier Angaben aus:
1. Der Kaiser habe es seinerzeit abgelehnt, die in Holland
und Frankreich gefeierten Abgesandten der Buren zu empfangen,
2. er habe, als der Burenkrieg auf der Höhe war, es ferner ab-
gelehnt, durch Einmischung in den Krieg an der Seite Rußlands
und Frankreichs England bis in den Staub zu demütigen, auch
dem König von England von seiner ablehnenden Antwort Kenntnis
gegeben,
3. in den schwarzen Wochen der britischen Waffen habe er
einen Feldzugoplan ausgearbeitet und nach Prüfung durch seinen
Generalstab seiner Großmutter geschickt, und dieser Plan sei dem
glücklichen Plan von Lord Roberts sehr nahe gekommen, endlich
4. die machtvolle deutsche Flotte sei nötig, um in kommenden,
vielleicht nicht fernen Tagen bei der Lösung der Frage des Stillen
Ozeans mitzusprechen.
Abgesehen von dem letzten Gedanken, der nur eine schädliche
Tirade enthielt, war in jeder Angabe etwas Richtiges und doch
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