„1 Friedrich Zahn. Das Deutsche Volk.
Haushalt gesundes Leben hegt und pflegt, der Vergeudung und Zerstörung von Menschenleben
entgegenwirkt, dem Persönlichen und Individuellen Geltung schafft, tut sie besonders Wichtiges
für die nationale Wirtschaft, deren grösstes Gut der Mensch, seine Gesundheit, seine persönliche
Tüchtigkeit ist. Gibt es doch ohne individuelle Vollwertigkeit keine Vollwertigkeit von Staat, Rasse
und Gesellschaft.
Endlich darf nicht unerwähnt bleiben die umfassende gemeinnützige Tätigkeit der Frau
als Hausfrau, die ebenfalls unserem Erwerbsleben zugute kommt. Auch auf diesem Arbeitsfeld
ist heutzutage in der Zeit der verschärften sozialen Gegensätze die Mitarbeit der zielbewussten
und doch liebevollen Frau unentbehrlich und erfreulicherweise in weitem Umfange vorhanden.
All diese in der Berufsstatistik nicht in die Erscheinung tretende Tätigkeit der Frau als
Gattin, als Mutter, als Mitarbeiterin an den Werken der Nächstenliebe verdient eingehende Be-
achtung, will man die Beteiligung der Frau am deutschen Erwerbsleben richtig erkennen.
Schluss.
Im heissen Wettringen der Nationen ist die Siegespalme schliesslich derjenigen am sichersten,
die über die grössten Reserven an körperlicher und geistiger Kraft, physischer und sittlicher Gesund-
heit gebietet. Nur ein Volk mit respektabler absoluter Volkszahl, mit besternährtem, organisch
gepflegten Individuen, mit stark vertretenen jugendlichen Energien entfaltet auch die höchste
Leistungsfähigkeit, die grösste Reproduktionskraft, die nachhaltigste Konkurrenzfähigkeit. Auf
der Höhe staatsmännischen Horizonts erscheint, um mit Albert Schäffle zu reden, als oberstes
Ziel nicht Reichtum und Tüchtigkeit Weniger, sondern grösste physische, materielle und
moralische Kraft der Massen, des ganzen Volks. Damit ist der deutschen Politik klar vor-
gezeichnet, welcher Weg sich im Interesse des deutschen Volks empfiehlt.
Vor allem gilt es unser organisches Nationalkapital, die Bevölkerung, nach
Quantität und Qualität zu erhalten und organisch weiterhin zu kapitalisieren. Im Vordergrund steht
hier angesichts des bereits eingetretenen Geburtenrückgangs die Pflicht zur Kinder- und zur
Frauenökonomie.
Durch Säuglings- und Jugendschutz muss für Lebenderhaltung aller Geborenen und für ge-
sundes Heranwachsen derselben immer gewissenhafter und erfolgreicher gesorgt werden. Zugleich
aber ist im Weg rationeller Rassenhygiene eine Verminderung der Erzeugung von Minusvarianten
anzustreben.
Dem Weib, das ja in sich produktive und reproduktive Kraft vereinigt, kommt bei dieser
Regeneration eine führende Rolle zu. Es genügt nicht bloss Wöchnerinnen- und Mutterschutz.
Auch eine sachgemässe Regelung der weiblichen Arbeit überhaupt, die nicht Kinderscheu erzeugt,
sondern einen Stolz auf Mutterschaft zulässt, und soziale Massnahmen zur Besserung der Fort-
pflanzungsauslese sind erforderlich.
Anderseits muss das Familienleben — dieser Jungbrunnen physischer, geistiger und
sittlicher Kraft, dieses natürlichste Gefäss der Symbiose von Alt und Jung — gefördert, materiell
erleichtert, weiter veredelt werden. Hierbei ist eine bessere Ausbildung der Frau für den Ehe- und
Haushaltsberuf von erheblichem Belang. Auch die Wohnungsfrage in der Grossstadt, deren
bisherige Gestaltung kinderreichen Familien die Existenz so sehr erschwert, verlangt energische
Schritte, vor allem auf dem Gebiete der Bodenreform; hiermit würden zugleich eine Reihe
sonstiger, mit der modernen Grossstadt zusammenhängenden Gefahren eingedämmt.
Die Fortführung und weitere Ausbildung der hygienischen Massnahmen erscheint gleicher-
ınassen im Interesse des Individuums wie im Interesse der Rasse geboten, und zwar umso mehr,
als aus der grösseren Bevölkerungsdichtigkeit, aus der intensiveren Erwerbstätigkeit, aus der Zu-
nahme von Nationalwohlstand und Zivilisation immer neue Schwierigkeiten und Gefahren der Ent-
artung sich für die Rasse ergeben. Alle der Gesundheitspflege dienenden Einrichtungen dienen
auch der Wohlfahrt. Gesundheit ist Reichtum. Die Tätigkeit eines Volkes in hygienischer
Beziehung darf geradezu als Massstab gelten für die Grösse seiner Fähigkeiten, in der Kultur-
geschichte eine Rolle zu spielen, als Massstab dafür, wie viel gesunder Binn hm auch sonst