Zwölftes Hauptstück:
Urproduktion
und Gewerbebetriebe.
57. Abschnitt.
Die Bedeutung der Landwirtschaft im Wirtschaftsleben der
Nation und die staatlichen Mittel zu ihrer Förderung.
Von
Exzellenz Wirkl. Geb. Rat Dr. Hugo Thiel,
Ministerialdirektor a. D. Berlin,
Der landwirtschaftliche Betrieb, diesen Begriff im weitesten Sinnegenommmen, bildete im
Anfange der Kultur das WirtschaftsIcben überhaupt, aus ihm hat sich durch Abspaltung erst alle
gewerbliche und sonstige Kulturtätigkeit entwickelt, wenn man nicht dem Bergbau eine Sonder-
stellung zuschreiben und ihn mit der Landwirtschaft als die Urproduktion bezeichnen will. Auch
heute noch behauptet neben einer hochentwickelten Industrie die Landwirtschaft dem Werte und
der Bedeutung ihrer Produkte nach eine mindestens gleichberechtigte Stellung. Dies zahlenmässig
nachzuweisen bietet die grössten Schwierigkeiten, da schon bei der Landwirtschaft ein bedeutender
Veredlungs-Verkehr stattfindet und es nicht ganz leicht ist, Doppelberechnungen zu vermeiden. Ein
grosser Teil der landwirtschaftlichen Produkte wird nicht direkt verwertet, sondern als Futter zur
Erzeugung tierischer Produkte verwendet, von deren Wertschätzung man also alle Futterwerte
abziehen muss, wenn man den Gesamtwert der landwirtschaftlichen Erzeugnisse inkl. von Fleisch,
Milch, Wolle etc. schätzen will. Noch viel verwickelter werden diese Berechnungen bei der Indu-
strie, wo auf jeder höhern Stufe der Verarbeitung, was vorher Produkt war, wieder als Rohmaterial
auftritt. Man ist daher hier um so mehr auf Schätzungen angewiesen, als die Statistik, die sich
nur vereinzelt auf Zahl und Produktion industrieller Anlagen erstreckt, hier ziemlich im Stiche
lässt. Eine der zuverlässigsten Arbeiten auf diesem Gebiet, welche der Wirkl. Geh. Ob. Rg.-Rat
Dr. Traugott Müller, gelegentlich der Pariser Weltausstellung für den Katalog der deutschen Ab-