Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Dresden wurde segenbringend für die Volksschulen, und Bürgerschulen ent— 
standen in den Städten neben Gymnasien. Wie verschiedene andere In— 
stitutionen, hatte, den veränderten Verhältnissen entsprechend, welche durch 
die Landesteilung eingetreten waren, auch das Finanzkollegium Umwande— 
lungen erfahren und ward 1822 der junge Prinz Johann zum Eintritte in 
dasselbe berufen. In diesem Jahre errichtete Friedrich August als Ersatz 
für das an Preußen verlorene Soldatenknaben-Erziehungsinstitut zu Anna— 
burg, welches sich stets der besonderen Gunst der sächsischen Fürsten zu er— 
freuen gehabt hat, eine gleiche Anstalt in Klein-Struppen.14) Der Schule 
zu Annaburg war vor noch nicht zu langen Zeiten eine Fahne verliehen 
worden, an deren Stickerei die Kurfürstin höchsteigenhändig mit gearbeitet hatte. 
Am 5. Mai 1827, nach 77 jährigem Erdenwallen, ward König Friedrich 
Augusts Seele zur ewigen Heimat abgerufen. Das ihm zu Ehren im 
Zwingerhofe zu Dresden errichtete Denkmal spricht die Wahrheit aus, 
wenn es auf seiner Inschrift sagt: 
„Der Nachruhm des Gerechten bleibet ewig.“ 
Kulturgeschichtliches. 
V. 
Zertreten und geknickt liegt eine Rose unter dem Hufe des hengst— 
mäßigen Rosses, welches August den Starken trägt. — Wahrlich ein stumm 
beredtes Zeichen von tiefer unendlicher Tragik! 
„Le sang des roys ne souille pas.“ Welches Unheil hat dieser 
frivol-vermessene Ausspruch und Gedanke französischer Gewissenlosigkeit doch 
angerichtet. Mit derselben Willkür könnte man sagen: „Le fer des chevaux 
ne tue pas.“ Und es tötet doch! Es tritt in den Schmutz; es zerstampft, 
es vernichtet. — Arme gebrochene Rose. — 
Noch umwallt die Löwenmähne, die Staats= und Allongeperücke, das 
Haupt Augusts des Starken. Sie verlangte ein völlig glattes bartloses 
Gesicht, da der Bart den süßlich lächelnden Eindruck beeinträchtigt haben 
würde, welcher mit jenem Haaraufbau — den Geboten der Pariser Mode 
folgend — verbunden sein mußte. Infolge dieser vom Sonnenkönig 
ausgegebenen Parole blieb die Bartlosigkeit auch später noch und ziemlich 
lange höfische Observanz.1½) 
1#1) Dieselbe, aus welcher im Verein mit der Unteroffiziersschule zu Marienberg schon 
mancher gute Unterführer dem Heere und im weiteren Verfolge manch tüchtiger Beamter 
dem Staate erwachsen ist, hat neuerdings eine vollständig militärische Organisation erhalten, 
mit dem Major von Hausen als ersten Kommandeur. 
115) Der „vollendete“ Kammerdiener hat noch heute keinen Bart, wie vor hundert 
Jahren Kammerherr und Kammerjunker, Garde-Oberst und Schweizer-Kapitäne, Prinz 
und Minister.
	        
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