Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

— 171 — 
allzumal Fremdlinge und Gäste auf Erden.“ Mit König Anton starb 
einer der wohlwollendsten, von reinster Herzensgüte beseelten sächsischen 
Fürsten. 
Sein Neffe, der bisherige Mitregent, folgte ihm als König Friedrich 
August II., von 1836 bis 1854 regierend und stand ihm an Fürsorge 
wie Wohlwollen für seine Untertanen nicht nach. Am 18. November 1797, 
als ältester Sohn des Prinzen Maximilian und dessen Gemahlin Therese 
von Parma geboren, hatte Friedrich August, der mutmaßliche Thronerbe, 
seinen Namen nach dem des damals regierenden Kurfürsten erhalten. Er 
war also der vierte Friedrich August, erhielt aber als König die Be- 
zeichnung „der Zweite". Mit seinen Brüdern Klemens und Johann er- 
hielt er eine ausgezeichnete Erziehung, welche der treue Vater in rührend 
schöner Weise selbst leitete, seinen Kindern alle die kostbaren Schätze an 
Gottesfurcht und Pflichterfüllung in die zarten Herzen legend, welche die 
teure Mutter derselben, seine unvergeßliche Gemahlin, ausgezeichnet hatte, 
deren Tod bald nach Geburt des jüngsten Kindes erfolgt war. Den 
militärischen Teil der Ausbildung besorgte General von Cerrini. Das 
Hineinfinden Friedrich Augusts aus dem ancien régime in die Rolle 
eines konstitutionellen Monarchen verdient ganz besondere Anerkennung der 
Geschichte. 
In Bezug auf die Kleinheit seines Sachsenlandes aber, das er in weit 
mehr als doppelter Größe gekannt hatte, haben sich seine Ansichten stets 
mit der Außerung eines Mannes gedeckt, der nicht nur in Wahrheit den 
„Marschallstab im Tornister“, sondern sogar eine Königskrone im Brot- 
beutel getragen hat — Bernadotte: „Nicht der äußere Umfang eines Staates 
macht dessen Stärke und Selbständigkeit aus, das tun vielmehr seine Ge- 
setze, sein Handel, sein Arbeitsfleiß und sein Nationalgeist." 
Der von den Königsmördern in Frankreich und ihren, auch nicht 
französischen, Egiponen immer aufs neue ausgehende Pesthauch brachte in- 
dessen im Jahre 1848 alle Welt aufs neue in Gärung. Der Wahn, 
durch Umsturz des Bestehenden und Revolution der Ordnungen einen Zustand 
erreichen zu können, von dem die Mehrzahl sich weder ein Bild machte, 
noch machen zu können im stande war, betörte wiederum eine Menge 
Menschen. Diese Menge setzte sich in der Hauptsache zusammen aus solchen, 
denen in ihrer „Aufgeklärtheit“ Zufriedenheit, Dankbarkeit und Unterordnung 
als überwundene, der „Menschenwürde“ nicht mehr angemessene Begriffe galten. 
Und derartige Menschen, die dem Teufel in ihrer Brust die unbedingte 
Obergewalt über den Engel einräumen, welchen der Gott gibt, den sie 
gemeinhin leugnen, sind immer dann zu finden, wenn die Loslösung von 
göttlicher wie menschlicher Ordnung als höchste Weisheit gepredigt wird. 
Auch Gutgesinnte waren vorhanden, die, um rein politische Zwecke zu er- 
reichen, sich den Reihen derer zugesellten, die sie sonst nicht ihre Gesinnungs- 
genossen nannten. Schließlich auch gab es eine ganze Anzahl Rabulisten, 
die Königtum und patriarchalische Zustände abschaffen wollten, weil sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.