Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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machen die Ereignisse. Aber die Wahrheit dieses Wortes ist so augen— 
scheinlich, daß dasselbe — als von allgemeiner internationaler Geltung — 
wohl getrost auch an die Spitze deutscher Abhandlungen gestellt werden 
darf, welche, anknüpfend an Erscheinungen auf dem Bilde, in kurzen Zügen 
von den Taten der also Verewigten sowie über die Wechselwirkungen be— 
richten wollen, welche zwischen ihnen und den Ereignissen ihrer Zeit 
bestanden haben. Es seien diese kurzen geschichtlichen Abrisse unter der Be— 
zeichnung Politisch-Geschichtliches hier bei einer jeden Gruppe eingereiht, 
während sodann die vorkommenden Momente der Kulturgeschichte berücksichtigt 
werden sollen. 
Politisch-Geschichtliches. 
J. 
Nachdem das, in seinem Bestreben, nach Osten sich auszubreiten, gegen 
die sorbischen Slaven nicht immer siegreich gewesene Deutschtum unter 
Kaiser Heinrich seine Herrschaft jenseits der Elbe bis in die Gegend der 
Pulsnitz befestigt hatte, begründete Heinrich Anno 928 im Gebiete der 
unterworfenen Daleminzier auf hohem, gegen die Elbe vorspringenden Berges— 
rücken an der Einmündung der Misna die Burg Misnia oder Meißen. 
Hierdurch war eins der ersten, zum Schutze der neu festgelegten, über die 
bisherige hinausgehenden Reichsgrenze oder Mark, notwendigen Bollwerke 
geschaffen; wie anderseits durch eben dieses weitere Ausdehnen nach Osten die 
bisher bestandenen, nun rückwärts liegenden Markgrafschaften, ihrem Zwecke 
nach überflüssig und deshalb allmählich mit der Mark Meißen vereinigt wurden. 
Der hier in seinem vorgeschobenen Posten als Reichsfürst eingesetzte, 
auf Grenzwacht stehende Markgraf hatte ebensowohl die Aufgabe, die ihm 
unterstellten inländischen Grenzbezirke zu verwalten und zu schützen, als auch 
die Verpflichtung, nach Möglichkeit jenseits der Grenze Fuß zu fassen und 
dementsprechend die Grenze des Reiches hinaus zu schieben. Kaiser Otto der 
Große, dem es in Betätigung seiner, sich selbst vorgeschriebenen Aufgabe, 
ein christlicher deutscher König zu sein, nicht nur darauf ankam, die 
Marken in politischer Beziehung zu erweitern, sondern mit dieser Erweiterung 
gleichzeitig das Christentum zu verbreiten, unterstellte das gesamte, bisher 
den Slaven abgenommene Land in kirchlicher Beziehung dem Erzbistum 
Magdeburg 968. In den drei Markgrafschaften jenes Gebietes, nämlich 
Zeitz, Merseburg und Meißen, richtete er die gleichnamigen Bistümer ein. 
Dasselbe geschah dann auch im nördlicheren Osten, wo Havelberg und 
Brandenburg — das alte slavische Brennaborch — die gleiche Bedeutung 
erlangten. Zur Befestigung der Verhältnisse trug unzweifelhaft die Maß- 
nahme bei, daß das so wichtige Reichsamt der Markgrafen bald, und zwar 
früher als das der Herzöge, innerhalb der Lehensbedingungen, erblich wurde. 
Die Inhaber jener Amter waren infolgedessen mehr noch als vielleicht sonst
	        
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