Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

Entstanden war die Empörung dadurch, daß die Leipziger in dem Bau 
des Thomasklosters die Errichtung einer markgräflichen Burg innerhalb ihrer 
Stadtmauern zu erblicken glaubten. Der Aufstand wurde 1216 durch einen 
Vertrag beigelegt. Möglicherweise aber hat derselbe gerade durch den Ver— 
dacht, wegen dem er entstanden war, den Gedanken an die wirkliche Er— 
richtung einer landesherrlichen Burg innerhalb jenes Gemeinwesens im 
Markgrafen erstehen lassen; denn noch unter Dietrich wurde die Pleißenburg 
erbaut.0) Wesentliche Hilfe und tatkräftigen Beistand in seinen Nöten und 
Bedrängnissen — besonders auch gegen den Kaiser, dem es nach den Meiß- 
nischen Silberschätzen verlangte — hatte Markgraf Dietrich durch seinen 
Schwiegervater, den Landgrafen Hermann I. von Thüringen erfahren. Und 
wenn es wahr ist, was die Geschichtsschreiber erzählen, daß er, um dieses 
Schutzes teilhaftig zu werden, Hermanns unschöne Tochter Jutta zur Ge- 
mahlin genommen habe, so hat dieser Schritt unzweifelhaft sein Gutes gehabt, 
ganz abgesehen davon, daß Jutta ihm eine treusorgende Gattin gewesen ist. 
(Nach Dietrichs Tode heiratete sie den Grafen Poppo von Henneberg.) Bei 
aller Bedrängnis war es Dietrich (welcher 1221 starb) doch vergönnt, durch 
den Umstand des Aussterbens dreier Nebenlinien begünstigt, die Mark Meißen 
annähernd so wieder herzustellen wie zur Zeit vor der Teilung Konrads. 
Die größte Ausdehnung gab aber dem Besitze und der Machtfülle der 
Wettiner der Nachfolger Dietrichs, sein und seiner Gemahlin Jutta Sohn 
Heinrich, mit dem Beinamen „der Erlauchte"“ (1221—1288). 
Wohl mit Recht kann die Periode dieses Fürsten als die der Machthöhe 
des Hauses Wettin bezeichnet werden. Gleichzeitig fiel sie in die Blütezeit 
des Rittertums und der höfischen Kultur, wie nicht minder die des Minne- 
gesanges. Ja, der erlauchte Heinrich, dessen Bezeichnung IIIustris eben- 
sowohl auf seine vornehmen Charaktereigenschaften wie auf die Pracht und 
den Reichtum paßt, den er (selbst den Kaiser in Staunen versetzend) bei 
seinem ganzen Auftreten zum Ausdruck brachte, gehörte auch persönlich unter 
die Zahl der singenden ritterlichen Minne-Dichter.1) Als Gemahl Constanzens 
mark" nach ihrer geographischen Lage bezeichnet worden war und der Name „Österreich" 
gleichen Erwägungen sein Entstehen verdankt), deckt sich jetzt im allgemeinen mit der Kreis- 
hauptmannschaft Leipzig, zuzüglich einiger Teile der thüringischen Herzogtümer. Osterstein 
in Zwickau und in Gera, Osterburg in Weida, Osterfeld und Osterhausen wahren die Er- 
innerung. 
16) Erst ganz neuerdings, nämlich im Jahre 1900, ist dieselbe der erdrückenden Um- 
armung der Großstadt zum Opfer gefallen. Beinahe sieben Jahrhunderte lang diente ihr 
trutziges Gemäuer als Stützpunkt der Befestigungen und als stolze Zitadelle, zuletzt Kaserne. 
Und von manchem wichtigen historischen Ereignis, das sich in ihrem Inneren abgespielt hat, 
konnte die alte Burg erzählen. Es sei nur an die Disputation zwischen Luther und Eck (1519) 
und an den Tod Pappenheims (1632) erinnert. 
1„) Eine Probe aus seinen Minneliedern mögen folgende Strophen geben: 
„Was hat die Welt zu geben je 
Davon ein bittres Leid vergeh, 
Denn Weibes Minn' alleine. —
	        
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