Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Fürbittern gesagt wird, sondern richtet Euer Herz geradezu auf den ge- 
kreuzigten Christum, welcher für unsere Sünden gestorben und unser einiger 
Fürbitter und Seligmacher ist, so seid Ihr Eurer Seligkeit desto gewisser.“ 
Hierauf entgegnete Georg: „Ei, so hilf Du treuer Heiland Jesu Christe, 
erbarme Dich über mich und mache mich selig durch Dein bitter Leiden und 
Sterben. Amen.“ 
Nach dem Tode Herzog Georgs, dessen Kinder traurigerweise sämt- 
lich vor ihm gestorben waren und der, innerlich erschüttert, zum auch äußer- 
lichen Zeichen von Schmerz und Trauer um den Verlust seiner innigst ge- 
liebten Gemahlin Barbara, den Bart hatte wachsen lassen, der ihm den 
Namen „der Bärtige“ brachte, kam das Herzogtum an seinen Bruder 
Heinrich, welcher seinerseits die Reformation Luthers auch im albertinischen 
Sachsen einführte. Er wird „der Fromme“ genannt und regierte über 
das Herzogtum nur zwei Jahre, von 1539 bis 1541, während er bis 
dahin seinen Sitz in Freiberg gehabt hatte. 
So wenig Heinrich es als junger Prinz verstanden hatte, den Herzen 
der Friesländer nahe zu treten oder Verständnis für deren Volksseele sich 
zu erwerben, so leutselig und volksfreundlich war der friedliebende Fürst in 
seinen späteren Jahren geworden. Bei seinen häufigen Besuchen von 
Künstlerateliers, Bergwerksstollen und Werkstätten fleißiger Handwerks- 
meister — besonders der Glocken= und Geschützgießer, denen er mitunter 
Zeichnungen des Hofmalers Lukas Kranach als Motive für Verzierungen 
überbrachte — war der Herzog gewöhnlich von einem kleinen Mohren in 
bunter Tracht begleitet, der infolgedessen auch bei der Darstellung des 
Fürstenzuges nicht fehlt. In den Jahren 1520 bis 1522 hatte er (von 
seiner Residenzstadt Freiberg aus, die er als jüngerer Bruder besaß) die 
Stadt Marienberg gebaut, durchstreifte das Erzgebirge und war in der ganzen 
Gegend unter dem Namen „der gute Heinz“ bekannt. Als in Freiberg die 
Pest zu wüten begann, verlegte Heinrich seinen Sitz zeitweise nach Wolken- 
stein und unternahm nun um so fleißiger Wanderungen in jener von ihm 
besonders geliebten Gegend. Ein idyllisch im Walde zwischen Marienberg 
und Wolkenstein gelegenes Plätzchen, an dem er sich vorzugsweise gern aus- 
zuruhen pflegte, heißt noch jetzt die Heinzbank. Übrigens war Herzog 
Heinrich nicht sofort und nicht aus eigenem Antriebe ein Anhänger von 
Luthers Lehre geworden, vielmehr bedurfte es der Überredungskünste von 
ziemlich zehn Jahren seitens seiner Gemahlin Katharina (von Mecklenburg) 
und seines Rates Anton von Schönberg auf Rothschönberg bis er ganz zum 
Luthertum übertrat und der nach den Grundsätzen der Augsburger Kon- 
fession reformierten Kirche in seinem Landesteile Geltung verschaffte. Dann 
aber blieb er fest, so daß es seinem Bruder Georg trotz wiederholter An- 
strengungen nicht gelang, ihn der alten Kirche wieder zuzuführen — ein 
Moment, welches für letzteren von um so größerer Wichtigkeit sein mußte, 
als Heinrich sein voraussichtlicher Nachfolger in dem von ihm so sorgsam 
vor dem Eindringen der neuen Lehre gehüteten Herzogtume war. Georgs
	        
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