Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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so kann mich niemand verdenken, wenn ich mich bemühe, darunter je eher je 
lieber zum Zweck zu kommen. 
Wenn ich alles habe, was zu der Königlichen Würde gehört, auch noch 
mehr als andere Könige, warum soll ich dann auch nicht trachten, den Namen 
eines Königs zu erlangen? 
Weil meine Lande dergestalt gelegen sein, daß fast alle Potentaten von Eu— 
ropa meine Freundschaft nötig haben, so werde ich auch dieses große Werk mit 
Gottes Hilfe hoffentlich desto eher mit ihnen durchtreiben, und mich von ihnen 
vor enen König agnoscieren machen können, sonderlich da keinem von ihnen 
etwas dadurch abgehet 
Auf alle diese Weise werde ich menschlichem Ansehen nach nimmermehr die 
Königliche Würde erlangen. In Polen steht mir meine Religion, die ich um alle 
Kronen in der Welt nicht verwechseln werde, im Wege. Auf England aber kann 
ich mir auch keine Hoffnung machen, weil der Herzog von Glocester Savoyen 
Frankreich und Hannover ex iure sanguinist!) Recht auf selbige Kronen haben, 
mit welchem ich schwere Kriege würde führen müssen, dessen es aber auf diese 
Weise, wie ich mit Gottes Beistand den Königlichen Titel zu erlangen verhoffe, 
nicht bedürfen wird . . .. 
Meine Meinung ist auch, daß ich vor allen Dingen des Kaisers Approbation 
versichern will. Ich will auch respecta?) meiner Kur und der im Reich habenden 
Lande mit meinen Mitkurfürsten in Kollegialversammlungen nichts Neues 
pretendieren. Es müßte aber die Königliche Würde auf Preußen, weil ich allda 
Souverän bin, fundieret und bei den preußischen Landständen dahin gebracht 
werden, daß dieselben als aus eigenem Bewegnis mich ersuchten, die Königliche 
Würde anzunehmen. 
Die Annehmung des Königlichen Titels wegen Preußen kann der Kaiser 
ebensowenig vor eine Felonie aufnehmen als die Souveränität, so ich darüber 
habe. Wenn ich aber wegen meiner Reichslande ein souveräner König werden, 
und wegen derselben nicht mehr ein Vasall des Reiches sein wollte, so müßte ich 
nicht allein des Kaisers sondern auch des ganzen Reiches consenss) dazu haben, 
welchen ich in Ewigkeit nicht werde bekommen. 
Ich glaube, daß es jetzo mehr als jemals Zeit sei, die Sache mit dem Kaiser 
vorzunehmen, denn derselbe ist alt und meinem Hause wegen vieler ihm geleisteten 
Dienste gewogener als vielleicht der Römische König nicht sein wird. Er hat auch 
meiner assistens in der Spanischen Sukzession nötig, und weil der Kaiser bei 
solcher Sukzession ganze Königreiche gewinnen will, ich ihm auch dabei soviel 
Dienste als einige andere Potentaten in der Welt leisten kann. So kann ich nicht 
anders urteilen, als daß dieses eine solche conjunctur ist, den Kaiser zu obli- 
gieren und etwas Gutes dagegen für mich wieder auszubedingen, daß wenn ich 
dieselbe eschappieren lasse, dergleichen in vielen seculis") oder wenigstens bei 
meiner Regierung nicht wieder kommen wird, und von welcher ich also notwendig 
profitieren muß, um zu meiner Absicht zu kommen. Wenn ich diese occasion 
versäume, und der Kaiser erlangt durch die Spanische Sukzession mehr Reiche und 
Macht, so wird er nachher alle anderen Potentaten und Mich nicht allein weniger 
achten als jetzo, sondern auch den Anwachs meiner Würde und Autorität mehr 
hindern als früher 
1) nach dem Recht des Blutes. ) im Hinblick auf. 7) Zustimmung. #) Jahrhunderten.
	        
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