216 Hinter den Kulissen.
Serbien seine Bedingungen gestellt haben
werde. Aber er fürchtet, die russische Mobilisation
gegen Österreich dürfte die Schwierigkeiten verstärken.
Inzwischen möge Großbritannien auf Petersburg
mäßigend einzuwirken versuchen.
Was die Zurückberufung von Offizieren
betreffe, die übrigens erst nach, nicht vor dem gestrigen
Besuche des französischen Botschafters angeordnet
worden sei, so habe sie noch nichts mit militärischen
Vorbereitungen zu tun. Aber etwas habe geschehen
müssen, da es sonst zu spät dazu sein könne; denn
wenn Deutschland mobilisieren müsse, so habe es dies
nach drei Seiten zu tun. Von EGEreys Warnung
an Lichnowsky (siehe Br. Wb. Nr. 89; vgl. auch 102
habe er zwar mit Bedauern, aber nicht gerade mit
Überraschung Kenntnis genommen. Wäre die tele-
grapbische Nachricht davon eher in des Kanzlers
Hände gekommen, so hätte er nicht in der Weise zu
Goschen gesprochen, wie er es (ogl. Br. Wb. Nr. 85)
getan habe.
r—
Hat Goschen die Stimmung an den maßgebenden
Stellen Berlins richtig wiedergegeben, und man
braucht daran kaum zu zweifeln, dann scheint es, als
ob Herr v. Bethmann am 30. Juli klar darüber
geworden sei, wessen er sich von Großbri-
tannien zu versehen habe und daß ein Krieg
gegen drei Fronten bevorstehe. Das war die Wirkung
der Mahnung Greps, Lichnowstp solle sich ja nicht
einbilden, daß Oeutschland auf Englands Beiseite-
stehen zählen dürfe. In dieser Angel hbing tatsächlich
der jähe Umschwung in den bisher anscheinend
so freundlichen deutsch-britischen Beziehungen.
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