ODie innere Entwicklungsgeschichte des Dreiverbandes. 39
hat, wenn ihn auch eine gewisse stupide Eitelkeit ge-
legentlich einmal verführen mag, sich auf Angelegen-
heiten einzulassen, von denen Hände, die auf un-
bedingte Sauberkeit halten, besser wegblieben. Seine
Entschuldigung ist aber immer, daß er aus sich selbst
heraus keine Sache zu übersehen und durchzudenken
vermag. Elr, der von sich aus in keiner Weise ein In-
trigant ist, kann, sobald ein geschickter Intrigant sich
seiner bedienen mag, als der vollkommenste Intrigant
erscheinen. Darin lag für politische Intriganten schon
immer eine Versuchung, sich gerade ihn zum Werk-
zeug zu wählen, und allein diesem Umstande verdankt
er seine heutige Stellung.“
Während die Entfremdung zwischen den Höfen
von Potsdam und Windsor trotz sorgfältigster Pflege
der nahen verwandtschaftlichen Beziehungen durch
unsern Kaiser von Jahr zu Jahr zunahm, verständigte
sich unter Abweisung des Witteschen Plans einer
russisch-deutschen Annäherung („Temps“ vom 20. Sep-
tember 1905) Rußland je länger desto besser mit dem-
selben England, das eben noch (am 12. August 1905)
das Bündnis mit Japan von 1902 für zehn Jahre
erneuert hatte und zumal in Mittelasien ganz andere
Ziele verfolgte als Rußland. Der seit dem 10. Dezem-
ber 1905 die äußeren Geschicke Großbritanniens mit
bemerkenswerter Zähigkeit in Lansdowneschem Geist,
unter fast völliger Ausschaltung des Parlaments,
leitende Minister Sir Edward Grey legte nicht nur
dem deutschen Riesenunternehmen der Bagdadbahn
fortgesetzt Steine in den Weg, sondern benutzte auch
das Gerücht von einer Festsetzung Deutschlands am
Nordende des Persischen Golfs (Anfang Juni 1900),
um sich in die Angelegenheiten Persiens zu mischen
und schließlich mit Rußland sogar eine nicht bloß