Full text: Deutschland und der Weltkrieg.

  
16. n Wilhelm Solf 
  
Es bewahrheitete sich auch hier wieder die Erfahrung, die alle koloni- 
sierenden Mächte gemacht haben, daß die Erschließung und Entwick- 
lung von Gebieten, die von Völkern niederer Kultur bewohnt sind, ohne 
den Schutz militärischer Machtmittel nicht erfolgen kann. 
Auf Grund dieser Erkenntnis erfolgte dann in den nunmehr von 
der Reichsregierung als Schutzgebict in Berwaltung genommenen Ge- 
sellschaftsgebieten die Errichtung von Schutz= und Polizeitruppen. Ihr 
ausgesprochener Zweck war, wie eingangs bereits gesagt ist, die Auf- 
rechterhaltung der Ruhe und Ordnunginden Schutzgebic- 
ten und die Unterdrückung des Sklavenhandels. An cine 
Verteidigung unserer Schuthgebicte gegen Staaten der zivilisierten Völ- 
kerrechtsgemeinschaft war bei der Organisation einer militärischen Macht 
in unseren Kolonien weder im Anfang noch im Laufe der bisherigen 
Entwicklung gedacht. Während in Südwestafrika, unserer einzigen 
für Siedelungszwecke in Betracht kommenden Kolonic, die Schutz- 
truppc aus weißen, der heimischen Armee auf Grund freiwilliger Mel- 
dung entnommenen Ofsizieren, Unteroffizieren und Mannschaften be- 
stcht, sind in den tropischen Kolonien nur die beiden ersteren Kategorien 
Weiße, die Mannschaften dagegen angeworbene Farbige. 
Die Stärke der einzelnen Schutztruppen richtete sich nach den Macht- 
verhältnissen der Eingeborenen in den betreffenden Kolonien. Aus 
kleinen Anfängen wuchs ihre Kopfzahl automatisch mit der weiteren 
Erschließung der Kolonien, hielt sich jedoch, abgesehen von vorüber- 
gehend notwendig gewordenen Verstärkungen, stets in bescheidenen 
Grenzen. In den letzten Jahren ist sogar eher eine Berminderung als 
eine Verstärkung der Schutztruppen in den einzelnen Kolonien erfolgt. 
Die Gefechtseinheit bildet im allgemeinen eine Kompagnic. In die- 
sen Verbänden ist die Cruppc, räumlich weit voneinander getrennt, über 
das Gebict der betreffenden Kolonie verteilt. Was der einzelnen Truppe 
an zahlenmäßiger Stärke abgeht, mußte der innere Wert, der sich auf 
eine sachgemäße Ausbildung und Erziehung gründct, ersctzen. Die aus 
der heimischen Armee übertretenden Maunschaften bringen die hier- 
für erforderlichen Eigenschaften mit, aber auch bei den farbigen Truppen 
ist es dem curopaischen Lehrpersonal mit Takt und Umsicht gelungen, 
die Mannschaften auf einen höchstmöglichen Stand der Oisziplin und 
militärischen Tüchtigkeit zu bringen. Es ist ein Beweis für die Ge- 
sundheit der ganzen Organisation, daß bisher keine der farbigen Truppen 
an irgendeiner Stelle versagt hat. Ihre Zuverlässigkeit hat, auch bei 
den jüngst eingetretenen Ereignissen, die Probe glänzend bestanden. 
Aber nicht nur auf rein militärischem, sondern besonders auch auf
	        
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