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1) Es soll bei der angeordneten Versendung des Impf-
stoffes in Haarröhrchen um so mehr verbleiben, als diese Ver-
sendungsart wesentliche Vortheile vor der frühern hat, und
zudem auch wohlfeiler als jene ist.
2) Zur Erzielung eines gleichartigen zweckmäßigen Ver-
fahrens und zur Beseitigung der Nachtheile, die aus einer
unrichtigen Behandlungsart dieser Haarröhrchen entstanden sind,
wurde die mitfolgende Instruktion entworfen, welche die Königl.
Kreisregierung den Physikaten zur Belehrung und gehörigen
Anwendung mitzutheilen hat.
München, den 19. August 1833.
Staatsministerium des Innern.
An sämmtliche Königl. Kreisregierungen, K. d. J., also ergangen.
Abdruck der allegirten Entschließung.
Snrnktion
zum Pehufe der Aufaassung der Kuhpocken-Lymphe in Haarröhrchen, und
der Anwendung derselben.
A.
Von der Auffassung der Kuhpocken = Lymphe in
Haarröhrchen.
1) In den wulstigen Rand der ausgebildeten Kuhpocken
mache man mit der Impfnadel 2 bis 3 flache Einstiche.
2) Die helle Lymphe, die nach kurzer Zeit aus den Ein-
stichen aussickert, und sich in kleine Tropfen ansammelt,
fange man
3) mit einem Haarräöhrchen auf, dessen Canal einen Quer-
durchmesser von ½ Linie, und eine Länge von 6—7 Zollen hat.
4) Dieses Haarröhrchen senke man mit einem Ende,
während das andere nach oben gerichtet ist, unter einem Winkel
von beilänfig 45 Graden in den Tropfen, der sich am Rande
der Kuhpocke gebildet hat.
5) Im Augenblicke, als man das Haarräöhrchen in den
Tropfen der Kuhpockenlymphe senkt, wird diese, wegen der An-
ziehung der Glaswände, im Haarröhrchen nach oben steigen.
Man lasse die Lymphe einen Zoll hoch steigen, und es wird
sich dann im Glasröhrchen ein heller Tropfen Lymphe befinden.
6) Sollte ein Tropfen der am Kuhpockenrande ausgesickerten
Lymphe nicht so viel betragen, daß sie im Haarröhrchen einen
Zoll hoch steigen könnte, so senke man es, nachdem die Lymphe
Med.-BVerordn. 2. Bd. 31