Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

zu machen und dann der Körper überhaupt zu entkleiden. Die 
Lage des Körpers ist hier eine mit erhöhtem Kopfe und Ober- 
körper und herabhängenden Füßen. In den meisten Fällen 
wird durch einen schleunigst herbeizuholenden Wundarzt eine 
Aderlaß nothwendig, und zwar an der äußern Drosselader am 
Halse, sonst aber auch wie gewöhnlich, an einer Armvene. 
Man wird gut thun, wenn ein Wundarzt nicht sogleich bei der 
Hand ist, 10 Blutegel am Halse oder an der Schläfe anzu- 
legen. Bei alten und schwachen Personen, deren Gesicht nicht 
roth und aufgetrieben ist, und wo keine bedeutende Congestionen 
des Blutes zum Kopfe eingetreten zu sein scheinen, kann der 
Aderlaß ganz unterbleiben, und Blutegel und Schröpfköpfe an 
die Stirn, hinter die Ohren und in den Nacken gesetzt, hin- 
reichen. Darauf wird nach vorgängiger Untersuchung des Hal- 
ses in Beziehung auf etwa entstandene Verletzungen des Kehl- 
kopfes oder der Luftröhre, Luft eingeblasen, und bei Anwendung 
der verschiedenen Reizmittel auf Ableitung des Blutes vom 
Kopfe Rücksicht genommen. Es werden kalte Umschläge auf 
den Kopf gemacht, das Gesicht mit kaltem Wasser besprengt, 
warme Fuß= und Handbäder angewendet, die Füße in Senf- 
teig eingewickelt, die schon vorhin beschriebenen reizenden Kly- 
stiere gegeben, die Fußsohlen und Handflächen mit scharfen 
Bürsten gebürstet, aromatischer Essig und andere Riechmittel vor 
die Nase gehalten, der Schlund mit einem Federbarte gereizt, reizende 
Flüssigkeiten in den Magen gespritzt, Siegellack auf die Herz- 
grube geträufelt, Brennnesseln und Schröpfköpfe und so weiter 
angewendet. Die allgemeine Erwärmung des Körpers ist hier 
weniger erforderlich, da Erhängte meist ziemlich lang ihre na- 
türliche Wärme behalten. Wo sie aber nöthig wird, wende man 
sie behutsam und gradweise an, wozu Wärmeflaschen und Wärme- 
bett, das warme Bad und das Aschenbad dienen, wie es 
vorhin bei der Behandlung der Ertrunkenen beschrieben 
worden ist. 
Sobald die geringsten Lebenszeichen entstehen, insbesondere 
Schaum vor dem Munde, Bewegungen im Gesichte, einiger 
Widerstand bei dem Einblasen der Luft u. dgl., dann fängt 
man das Reiben an, und setzt reizende Klystiere von Camillen= 
Abkochung und Salz fort. 
Kehrt nun endlich das Leben zurück, so gibt man ihm einige 
Tassen lauwarmen Fliederthee, und überläßt ihn der weitern
	        
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