Full text: Rechtslexikon. Erster Band. Aagesen - Fungible Sachen. (2.1)

Everardi — Evolationen. 755 
einmal der Zwang zur Konzentration der Rechtsbehelfe in den Prozeßstadien, welche 
die neuen Gesetze entweder selbst noch aufgestellt (val. Allgem. Begründung des 
Deutschen Entw. 8 7: Vorverfahren, Hauptverfahren, Nachverfahren) oder dem 
Richter durch Theil= und Zwischenurtheile zu schaffen gestattet haben (Deutsche CP,. 
88 273—276 u. Mot. J. c.; Oesterr. Entw. 88 426, 427); weiter die Anwendung des 
allgemeinen Grundsatzes, daß jede Partei die durch ihr Verschulden verursachten 
Kosten selbst im Fall ihres Sieges zu tragen habe (Deutsche CPO. §90; Oesterr. 
Entw. § 190), auf die Verzögerung des Rechtsstreites durch verspätetes Geltend- 
machen von Rechtsbehelfen (Deutsche CPO. § 251 Abs. 2); endlich die aus dem 
Französischen R. herübergenommene, übrigens auch dem Englischen und Nordameri- 
kanischen Prozeß bekannte Souveränität des Gerichts, wonach das letztere unter 
Umständen — aber immer nur auf Antrag — verspätete Rechtsbehelfe geradezu 
zurückweisen darf (Deutsche CP O. 8§ 252, 256, 339, 398; Oesterr. Entw. 211). 
Lit.: Albrecht, Die Ausbildung des Eprinzips im Gem. Civilprz., 18387. — Wetzell 
Syst., § 71, vgl. § 69 nach N. 9. — Renand, Lehrb., § 79. — Canstein, Die mater. 
Grundl. des Civilprz., I. 1877 S. 245 ff. — Menger, System des Oesterr. Civilprz. N., I. 
1876 S. 352 ff. Birkmeyer. 
Everardi, Nic. (Evertszoon, Everaerts, Everts), 5 um 1462 zu Grypskerke 
bei Middelburg, Präs. des höchsten Gerichtshofes für Holland, Seeland u. Fries- 
land zu Mecheln, 9. VIII. 1531. 
Er schrieb: Topica s. de locis legalibusl, Lovan. 1516 u. öfter. — Consilia, Löwen 
1554, zuletzt Antw. 1643. 
Lit.: Savigny, VI. 464—466. — Rivier in d. Allg. Deutsch. Biogr. VI. 433. 
Teichmann. 
Everhard, Nicolaus junior (Sohn des Kanonisten Nicolaus Everhard, 
genannt Frisius der Aeltere), § 1537, Prof. in Ingolstadt etwa von 1550 bis 
1582, Vorkämpfer gegen die Jesuiten (lUeber den Eintritt der Jesuiten in 
Bayern und beziehungsweise an der Universität Ingolstadt und ihre Thätigkeit da- 
selbst, s. Prantl, Gesch. d. L. M. Univerf., 1872, Bd. I. S. 219 ff.), F 1586. 
Schriften: Topica juris s. loci argumentor. legales, 1552. — Responsa s. Consilia. 
1554, 1577 etc. — Orat. de laudibus Jurispr., 1558. — Loci argumentorum legales, 
67 etc. — Orat. de dignitate et praestantia Juris canonic., 1570. — De rebus Eccl. 
alienandis vel non, 1573. — Corpus institut. Justiniani, 1574. — Theses de prohibit. alie- 
nationis factae per testatorem, 1575. — Nomenclatura legum, 1576. — Ordo studendi juri 
civili. — Orat. in obitum Alberti ducis Bavar., 1579. — Theses juridicae ex mater. de 
Regalibus collectae, 1584. — Repetitio —, in qua contin. de Testibus, et de fide instrum. 
tract., 1618. — Synopsis locorum legalium. 
Lit.: Prantl, I. c. Bd. I. S. 313; Bd. II. S. 251, 290, 493. Bezold. 
Eviktion, s. Entwährung. 
Evokationen. Die kirchliche Gerichtsbarkeit steht in der katholischen Kirche 
ordnungsmäßig in erster Instanz den Bischöfen, in zweiter den Metropoliten, in 
dritter dem Papst zu. Da der Papst indeß als judex ordinarius singulorum gilt, 
so konnte im Mittelalter jede Streitsache schon in erster Instanz im Wege der E. 
(per simplicem querelam seu quaerimoniam) nach Rom gebracht werden. Die 
aus dieser Konsequenz hervorgewachsene Praxis führte allmählich einerseits zur 
Auflösung der ordentlichen Jurisdiktionsverhältnisse, andererseits zu großer Er- 
schwerung bzw. Vertheuerung der (ausländischen) Rechtspflege und gab daher schon 
im 12. Jahrhundert in Verbindung mit dem gewaltigen Geschäftsandrange bei der 
Kurie Anlaß zu einer Einrichtung, wonach die an den päpstlichen Stuhl gediehenen 
Streitsachen nicht in Rom, sondern durch einheimische delegirte Richter (Zudices in 
partibus) entschieden werden sollten. Die reformatorischen Konzilien des 15. Jahr- 
hunderts haben das Institut der delegirten Gerichte wiederholt zur Anerkennung 
gebracht (Hübler, Konstanzer Reformation, S. 90 ff., 232 ff.). Auch von dem 
Tridentinum ist der Grundsatz, daß die päpstliche Appellationsjurisdiktion, aus- 
genommen in causis majoribus, nur durch Mandatare zu üben sei (udices sy#no 
dales, prosynodales), bestätigt worden. Daneben hat zugleich der Staat dem 
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