Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

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walt entwickeln kann. Ich will heute in keiner Weise verletzen und, wenn 
mir in der Eile vielleicht eine oder die andere scharfe und nach dieser oder 
fener Seite verletzende Aeußerung entfallen sollte, so will ich schon im Voraus 
erklüren: ich hale nicht die Absicht zu beleidigen oder nach irgend einer 
Seite bin zu verletzen. Dic Absicht liegt mir um so ferner, weil ich glaube, 
kaß jetzt, nachdem die Frage der Einheit und Einigung und Schaffung eines 
deutschen Vaterlandes gelöst ist, ein wesentlicher Streitpunkt verschwunden ist 
und daß neue Parteibildungen nicht werden ausbleiben können. Ich will 
heffen, daß Tausende und vielleicht Hunderttausende, die bis jetzt gegen unsere 
Einheitsbestrebungen ankämpften, für die Zukunft den gemeinsamen Weg 
mit unserer Partei betreten und mit neuen Kräften das begonnene Werk zu 
rollenden suchen werden. Ich meine nicht Diejenigen, welche den theils an- 
geblichen, theils wirklichen Mangel an „Freiheit" zum Vorwand 
nebmen, ich meine Diejenigen, die wenn auch meiner Ansicht nach im 
rollständigen Irrthum befangen seitber der Ansicht waren, daß auf dem bis- 
berigen Weg unmöglich die für die Verfassung nöthigen Freiheiten erzielt 
werden könnten. Wenn ich auch nicht die Absicht habe, nach irgend einer 
Seite hin, wic es im Ausschußbericht sehr gut heißt, eine unnütze und auf- 
wizende Kritif zu üben, so wird es doch gestattet sein, daß ich gewisse sach- 
liche Betrachtungen und Reminiszenzen in's Gedächtniß zurückrufe, und zwar 
weil es gewiß und namentlich auch für das Volk, für welches diese Ver- 
bandlungen bestimmt sind, belehrend ist, sich über die Richtigkeit gewisser 
Bege und Mittel in der Vergangenheit und hiermit über die Richtigkeit 
des für die Zukunft einzuhaltenden Weges klar zu werden. In dieser Be- 
ziehung ist es eine sehr tröstliche Erscheinung und namentlich mir persönlich 
sebr erfreulich, daß ein Ministerium, welches kaum vor einem Jahrzehnt 
Bestrebungen, die nicht so weit giengen wie sie die uns heute vorliegenden 
Verträge einschließen, und die in dem sogenannten unitarischen oder mili- 
tärischen Theil von der jetzigen Vorlage weit übertroffen werden, — Bestre- 
bungen, die weiter nichts als eine deutsche Erekutive mit diplomatischer und 
militärischer Führung Preußens und Schaffung eines deutschen Parlamentes 
bezweckten, kriminell und disziplinär rerfolgte, daß ein Ministerium, was 
damals selbst Männer, die ihm zur treuen Stütze dienten, der Verletzung 
des Eides der Treue gegen den Großberzog durch die Unterzeichnung einer 
derartigen Erklärung beschuldigte, uus nun heute diese Verträge vorgelegt 
hat, wobei es gewiß nicht daran denkt, den Eid der Trene gegen den Lan- 
desherrn rerletzt zu haben. Meine Herren, diese Betrachtung ist wichtig, 
denn sie zeigt, wie die Parteileidenschaft im Moment die Auffassung trübt, 
und ich will hoffen, daß man bei künftigen Kämpfen nicht mehr so leicht 
mit Verfolgungen vorgeht. Es ist ebenso für mich befriedigend, daß diese 
Vernäge jetzt von einer Kammer genehmigt werden müssen, die seiner Zeit 
in ihrer Mehrheit — ich will nicht tadeln, ich will nur einfach die That- 
sache als höchst belehrend konstatiren — unter dem Ruf „nicht preußisch", 
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