Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

56 Heinrich VI. 1190—1197. 
Heimat zurück, und Richard erlangte erst nach längerem Kampfe einen 
Vertrag, kraft dessen den Christen ein kleiner Küstenstrich eingeräumt 
und der Besuch Jerusalems gestattet wurde; auf der Heimfahrt geriet 
er unweit von Wien in deutsche Gefangenschaft 7). 
Heinrich VI. 1190—1197. (Ende Heinrichs des Löwen 
1195.] Heinrich VI. war ein hochstrebender und geistig begabter 
Fürst, besaß aber nicht die milde Gesinnung seines Vaters. Auch 
seine Regierung bewegte sich in schweren Kämpfen. Heinrich der 
Löwe, der von Friedrich I. in die Verbannung geschickt worden war 
und bei seinem Schwiegervater Heinrich II. von England gelebt hatte, 
kehrte 1189 von dort zurück und zettelte eine Fürstenverschwörung 
an, deren Heinrich VI. nur dadurch Herr werden konnte, daß er 
Richard Löwenherz den Welfen (gegen ein hohes Lösegeld) heraus- 
gab. Heinrich der Löwe verbrachte dann die letzten Jahre seines 
Lebens unter frommen und wissenschaftlichen Beschäftigungen in 
Braunschweig. 
[Eroberung Unteritaliens.] Nach dem Aussterben des nor- 
mannischen Herrscherhauses suchte sich Heinrich VI. der Erbschaft 
seiner Gemahlin zu bemächtigen. Da aber eine deutschfeindliche Partei 
den Grafen Tankred von Lecce lletsche) zum Könige von Unter- 
italien und Sizilien erhob, gelang es dem Kaiser erst nach dessen 
Tode (1194), die Regierung des normannischen Reiches anzutreten; 
seine bisherigen Gegner behandelte er mit grausamster Strenge. 
[Pläne des Kaisers.] Heinrich VI. nahm jetzt eine so glänzende 
Machtstellung ein, daß er den Gedanken fassen konnte, auch Deutsch- 
land zu einem hohenstaufischen Erbreiche zu machen; aber dieser 
Plan scheiterte doch an dem Widerstande der Fürsten und des Papstes. 
Mit einem andern Vorhaben, durch einen Kreuzzug das oströmische 
Reich und Palästina zu unterwerfen, beschäftigt, starb der Kaiser 
plötzlich in Messina, erst 32 Jahre alt. 
Da Heinrichs Sohn Friedrich (II.) noch ein Kind war, wählte 
die hohenstaufische Partei den jüngsten Sohn Friedrichs I., den Herzog 
1) Bei der Einnahme von Akkon soll Richard Löwenherz das Banner 
des Herzogs Leopold von ÖOsterreich von einem Turme heruntergerissen und 
beschimpft haben. Auf der Rückkehr fiel dann Richard in die Hände Leopolds, der 
ihn dem Kaiser Heinrich VI. auslieferte. Die Sage hat die Gefangenschaft des 
Königs, die Entdeckung seines Kerkers durch den Sänger Blondel und seine 
Befreiung mannigfach ausgeschmückt.
	        
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