Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

70 Friedrich 1I. der Große. 
von Preußen eingegangene Verpflichtung. Friedrich II. verlangte 
vielmehr Genugtuung für die übelbelohnte Ergebenheit an das habs- 
burgische Haus, und wenn er auch auf das Herzogtum Berg ver- 
zichtete, dessen Besitzergreifung ihn jedenfalls in einen Kampf mit 
Frankreich und Österreich zugleich verwickelt hätte, so machte er doch 
unmittelbar nach Karls VI. Tode (Oktober 1740) alle Ansprüche 
auf die schlesischen Fürstentümer (s. §§ 12 und 21) geltend. 
Seine Versuche, mit Maria Theresia (1740—1780), der 
klugen und tatkräftigen Erbin der habsburgischen Staaten, einen 
gütlichen Vergleich herbeizuführen, blieben fruchtlos. 
[Mollwitz, 10. April 1741.] Daher zögerte Friedrich 
nicht, noch 1740 in Schlesien einzurücken. Das Land und die 
Festungen (außer Glogau, Brieg und Neiße) fielen ihm fast wider- 
standslos zu, zumal ihn die Protestanten freudig begrüßten. 
Erst im folgenden Jahre erschienen 20 000 Osterreicher unter Feld- 
marschall Neipperg in Schlesien. Bei Mollwitz, unweit von 
Brieg, kam es zum feindlichen Zusammenstoße. Der rechte 
preußische Flügel wurde von der guten österreichischen Reiterei 
völlig geschlagen, und Friedrich gab die Schlacht schon verloren; aber 
sein General Graf Schwerin verwandelte die anfängliche Nieder- 
lage mit Hilfe der vortrefflichen Infanterie und Artillerie in einen 
glänzenden Sieg. 
[Vertrag von Klein-Schnellendorf 1741.] Nach 
dem Mollwitzer Siege traten auch andere Fürsten mit Ansprüchen 
auf österreichische Länder entschiedener hervor: vor allem die 
Schwiegersöhne Kaiser Josephs I., Karl Albert von Bayern, der 
sich außerdem auf einen alten Erbvertrag berief, und Friedrich 
August II. von Sachsen (August III. von Polen). Ebenso nahm 
Frankreich die günstige Gelegenheit zum Losschlagen gegen das 
verhaßte Haus Habsburg wahr und schloß mit Friedrich ein Bünd- 
nis, dem alsbald Bayern und Sachsen beitraten. So entstand der 
Osterreichische Erbfolgekrieg, dessen Verlauf weiterhin 
erzählt werden soll. Friedrich mißtraute jedoch den Absichten 
Frankreichs und ging daher mit Maria Theresia 1741 den geheimen 
Vertrag von Klein-Schnellendorf bei Falkenberg O.-S. 
ein, wonach er Niederschlesien und Neiße erhalten sollte. 
[Chotusitz und Czaslau. Friede von Breslau- 
Berlin 1742.] Da aber Maria Theresia den Vertrag von Klein-
	        
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