Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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IV. Die Hochzeit. 
Die Tiebe der heiden Geschlechter. (Vgl. M. 152 ff.) 
Eins der angebautesten Gebiete des Aberglaubens ist die Liebe 
der beiden Geschlechter zueinander. Eine wie große Rolle die Liebe 
und die Erforschung des Zukünftigen im Leben des Mädchens spielt, 
beweisen all die Bräuche an den Lostagen, wo aus den verschiedensten 
Anzeigen und Orakeln auf den Stand, den Charakter, die Gestalt des 
Zukünftigen geschlossen wird (s. Absch. VII). In dieses Kapitel gehören 
noch folgende Meinungen: 
Das Mädchen wird Braut, wenn am h. Abend zufällig drei 
Lichter auf dem Tische brennen (v. 2967), das vor ihr auf den Tisch 
gestellte Streichhölzchen langsam niederbrennt (Th), die an die flache 
Hand angedrückten Zündhölzchen bis zur Berührung des Körpers hängen 
bleiben (Th.), der Stoff zu einem Kleide aufgeht (Th., A.), mit dem 
letzten Stich bei der Anfertigung desselben der Zwirnsfaden alle wird 
(Th.), beim Wäschelegen das erste Stück aufgeht (Aug.). 
Es bleibt ledig, wenn es mit einem Spazierstock geht (A., 
Gey.), einen Ehering ansteckt (A. 6257), einen Herrenhut aufsetzt (A., 
B.), ihm in eine Tasse aufgegossen wird, „was die Liebe ausgießt“ (A.). 
Anderswo läßt der Freiersmann in diesem Falle noch sieben Jahre auf 
sich warten, wie auch dann, wenn das Mädchen Brot oder Butter an- 
schneidet (v. 547.). Nur ein Jahr bleibt er noch außen, wenn beim 
Wäschelegen keins der ersten Stücke aufgeht (Aug.). 
Ein geknüpftes Liebesverhältnis löst sich, wenn das 
Mädchen eine Haarnadel aus dem Haare verliert (A.), als Brautjungfer 
mit ihrem Bräutigam im Arm zum Altar schreitet (Nd., Ge.), mit ihm 
Gevatter steht (A. 553), Liebende sich schneidende und stechende Dinge, 
wie Scheren und Nadeln (A. 553) oder Glas (A.), Seife (Th.) schenken. 
Perlen bedeuten Tränen (A. 553). Hat sich ein junges Mädchen mit 
seinem Schatz gezankt, so steckt es Messer und Gabel ins Salz, damit 
er wieder gut werde (Gd.). 
Der Schatz gedenkt seines Mädchens, wenn diesem das 
Schürzenband aufgeht (A. 3117), die Schürze herunterfällt (Gey. 311), 
herunterhängt; denn: „die Schürze hängt, der Schatz denkt“ (A.), das 
linke Auge tränt (Schl.). Macht sich das Mädchen beim Waschen die 
Schürze naß, so bekommt es einen Trunkenbold (A. 311, 547). 
Er kommt ins Haus oder es kommt ein Brief von ihm, wenn 
früh vor dem Bett der Verliebten zwei Strohhalme kreuzweis über, 
einanderliegen (B.). „Wäscht sich 's Kätzchen, so treff ich 's Schätzchen 
(A.). Aber: „Schäfchen zu Gesicht, du siehst „Ihn“ heute Eur (A.). 
Folgt das Mädchen am h. Abend einer Einladung ihres Schatzes, so 
kann jenem im folgenden Jahre nichts Böses widerfahren (Wo.). Hängen 
Spinnweben in einem Hause, so haben die Freiersmänner das Taschen- 
tuch hängen lassen, d. h. sie gehen aus und ein (B.). Freier, die
	        
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