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Umstand zuschreiben, daß die Rehobother
Bastards schon seit Generationen in naher
Verwandtschaft heirathen. Ob die auffallend
vielen Sterbefälle an Krämpfen bei den
Kindern, 28,90 pCt. aller Sterbefälle, auch hier-
aus resultiren, weiß ich nicht. So viel steht
fest, daß die Schwindsucht bei den übrigen im
Lande verstreut lebenden Bastards, die oft
Namagquaweiber heirathen, sehr viel seltener
auftritt, obgleich sie sehr viel ärmer sind.
Allerdings stehen sie auch nicht auf der hohen
Kulturstufe, welche die Rehobother sich durch
ihr Fernhalten von den Namaquas bewahren.
In Bethanien ist die christliche Gemeinde
ziemlich ebenso groß wie in Rehoboth, auch
hier finden Ehen in der Verwandtschaft statt,
aber doch seltener, weil oft Frauen aus anderen
Gemeinden geheirathet werden, der ganze Stamm
auch größer ist, ich schätze ihn weit über 2000,
vielleicht noch über 3000 Seelen. Wir finden
in Bethanien eine erheblich größere Zahl Ge-
burten und weniger Schwindsucht, es wären
auch bei weitem weniger Sterbefälle gewesen,
wenn die Schlacht bei Neu-Barmen im Jahre
1880 nicht 31 Männer dahingerafft hätte,
darunter den tüchtigen und tapferen Häuptling.
Auffallend geringer ist die Sterblichkeit unter
den Kindern in Bethanien, nur 10 in 8 Jahren
gegen 33 in Rehoboth.
(Fortsetzung solgt.)
Die Post- und Telegraphen-Einrichtungen in den
deutschen Schutzgebieten.
(Auszug aus einem Vortrage des Direktors im
Reichspostamt Sachse auf der Hauptversammlung
der deutschen Kolonialgesellschaft in Röln ,
30. Juni d. J.
am
Der erfreuliche Aufschwung, welchen die
Kolonialbewegung in Deutschland während des
etzten Jahrzehnts genommen, und die dadurch
hervorgerufene Vermehrung der deutschen
Handelsniederlassungen in überseeischen Ge-
bieten, hat der Reichs-Post= und Telegraphen-
verwaltung naturgemäß die Aufgabe zugewiesen,
den neu hervorgetretenen Verkehrsbedürfnissen
gerecht zu werden und das Band zwischen
Kolonie und Mutterland fester zu knüpfen.
Die Erfüllung dieser Aufgabe ist angestrebt
worden durch thunlichste Verbesserung der
Postdampsschiffsverbindungen, durch Einrichtung
eines eigenen Postwesens in den wichtigeren
Schutzgebieten und durch deren Einbeziehung
in den Geltungsbereich des Weltpostvereins.
Den ersten Anlaß zur Einrichtung deutscher
Postanstalten in überseeischen Orten hat die
Eröffnung der deutschen Postdampfschiffs-
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verbindungen mit Ostasien und Austra-
lien geboten. Die Vorgeschichte dieser letzteren
hochbedeutsamen Errungenschaft liegt außerhalb
des Rahmens der heutigen Besprechung.
Indem ich mich zu den eigentlichen
deutschen Schutzgebieten wende, beginne
ich, obwohl der Zeitfolge nach Kamerun das
Vorrecht gebührte, mit Deutsch-Neuguinea.
Dort sind seit dem 1. Januar 1888 in Finsch-
hafen, wo die Verwaltung für das Schutz-
gebiet ihren Sitz hat, ferner in Konstantin-
hafen, Hatzfeldhafen, Kerawara und vom
Dezember 1889 ab in Stephansort am
Augusta-Flusse Kaiserliche Postagenturen in Wirk-
samkeit getreten. Die Verwaltung derselben
erfolgt unter Verantwortlichkeit der Neuguinca-
Kompagnie durch die jeweiligen Stationsvor-
steher.
Die Postverbindung des Schutzgebiets
mit Europa war anfänglich in der Weise her-
gestellt, daß die Linie der British-India-Steam-
Navigation-Company, welche jede vierte Woche
von London nach Brisbane in Oucensland
durch die Torresstraße fährt, bis zu dem
qucensländischen Hafen Cooktown benutzt
wurde, woselbst die Post etwa 10 Tage nach
dem Abgange von Berlin eintraf. In Cook-
town wurde die Post von einem Dampfer der
Neuguinea-Kompagnie übernommen, welcher sie
in weiteren 5 Tagen nach Finschhafen brachte.
Seit April 1889 aber ist die Verbindung
dahin abgeändert, daß die Post für Deutsch-
Neuguinea in Genna jede sechste Woche den
Dampfern der Gesellschaft Nedderland,
welche von Amsterdam nach Batavia und
Soerabaya fahren, zugeführt und in Soera-
baya von den Kompagnie-Dampfern übernommen
wird. Die Beförderung von Berlin bis Finsch-
hafen dauert etwa 55 Tage.
Neuerdings beabsichtigt die deutsche
Dampfschiffs-Rhederei in Hamburg
eine direkte Dampferlinie von Hamburg nach
Niederländisch-Ostindien zu errichten. Ob diese
Linie wenigstens bis Batavia zur Post-
beförderung mit Vortheil wird benutzt werden
können, unterliegt noch der Erwägung.
Der Anschluß des Schutzgebiets an das
internationale Telegraphennetz ist in der
Weise hergestellt, daß die Kaiserlichen Post-
agenturen die bei ihnen aufgegebenen Tele-
gramme mit der nächsten Schiffsgeiegenheit
dem Postamt in Soerabaya übersenden und
von dort die für Neuguinena bestimmten Tele-
gramme mit der Briefpost erhalten.
Nachdem die Marschall-Inseln unter
deutschen Schutz gestellt waren, ist in dem
Hauptorte Jalnit seit dem 1. Oktober 1888
eine Postagentur errichtet worden, welche für