bingue verlassen müssen und ist über Walfischbai
zunächst nach Garinuab und im Oktober nach
Tsaobis gegangen. Gegenwärtig wird Herr
v. Goldammer die Postagentur vermuthlich
wieder in Otjimbingue verwalten. Eine direkte
regelmäßige Verbindung besteht für das deutsche
Schutzgebiet in Südwestafrika leider nicht, die
Postsendungen dorthin werden mittels englischer
Dampser über Lissabon nach Kapstadt befördert;
von Kapstadt aus wird jede sich darbietende
Schiffsgelegenheit benutzt, um die Sendungen
nach Walfischbai zu schicken, von wo sie mittels
Botenpost nach der deutschen Postagentur in
Otjimbingue gelangen.
Das einzige deutsche Schutzgebiet, in
welchem bis jetzt noch keine deutsche Post-
anstalt besteht, ist das Deutsch-Ostafrikanische.
Der Grund liegt vielleicht daran, daß seitens
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ein
bezüglicher Antrag bei der Reichsregierung nicht
rechtzeitig gestellt worden war. Später kam
der Aufstand an den Küsten dazwischen, und
als der Aufstand durch unsern Wissmann
Africanus (Beifall) niedergeschlagen war,
mußte es zweckmäßig erscheinen, die Einrichtung
der Postanstalten gleichzcitig mit dem Insleben-
treten der neuen Dampferlinie vorzunehmen.
Alle Vorbereitungen für die Errichtung einer
deutschen Postagentur in Sansibar sind nun-
mehr getroffen; der zur Verwaltung bestimmte
Postbeamte wird mit dem ersten Woermannschen
Dampfer nach Ostafrika abreisen; ob er seinen
Aufenthalt dauernd in Sansibar nehmen wird,
steht dahin. Der Plan ist darauf gerichtet,
an den deutschen Küstenplätzen mehrere Post—
agenturen einzurichten und diese einer Haupt—
agentur zu unterstellen, welche ihren Sitz vor—
aussichtlich in Dar#es-Salaam oder Bagamoyo
haben wird.
Was die neue Dampferlinie anlangt,
so wissen Sie, daß an deren Errichtung und Aus-
führung die Reichs-Poswerwaltung sich redlich
mitbetheiligt hat (Beifall). Der Vertrag mit
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ist auf
den bewährten Grundlagen des Lloyd-Vertrages
abgeschlossen. Unter Anwendung des äußersten
Hochdrucks ist auch erreicht worden, daß der
erste Dampfer bereits am kommenden 23. Juli
Hamburg verlassen wird. Allerdings sind die
ersten Fahrten vorläufig in Zwischenräumen
von zwei Monaten auszuführen, während der
endgültige Fahrplan mit monatlichen Fahrten
erst vom März 1891 ab beginnt. Der Dampfer,
welcher die erste Fahrt ausführen soll, ist bei
B„ 1 ""Bnxn- 0 , . J zur Errich F stso a be-
Blohm & Voß in Hamburg erbaut und hat den zur Errichtung von Feldpoststationen
den Namen „Bundesrath“ erhalten. Er ist
von der Prüfungskommission des Reichs bereits
abgenommen. Der „Bundesrath“ hat eine
141
häufig vorgekommen, abgesehen.
—
Geschwindigkeit von 11½ Knoten (große
Heiterkeit) und gewährt Raum für 48 Pas sa—
giere. Das Schwesterschiff, welches „Reichs-
tag““) getauft werden soll, ist ebenfalls schon
bereitgestellt.
Mit der British-India-Steam-Navigation-
Company, in deren Hand bis jetzt die Be-
förderung nach der afrikanischen Ostküste haupt-
sächlich lag, ist im November vorigen Jahres
von der englischen Postverwaltung ein neuer
Vertrag algeschlossen worden,
wonach der
frühere Kurs Bombay—Aden—Sansibar in eine
direkte Linie von London nach Sansibar um-
gewandelt worden ist. Dieser neue Vertrag hat
jedoch für uns nichts Beunruhigendes. Ver-
ständiger Weise hat man englischerseits von
einer Ueberbietung in Bezug auf Größe und
Schnelligkeit der Schiffe, wie sie anderswo
Die neuen
deutschen Postdampferlinien werden also mit
den englischen und den zwischen Marseille und
Madagaskar bestehenden französischen Linien
sich derart ergänzen können, daß für die Post-
versendungen eine mehrmals monatliche Be-
förderungsgelegenheit dargeboten wird. Die
Post wird den deutschen Dampfern voraus-
sichtlich in Neapel zugeführt werden und Dar-
es-Salaam, beziehungsweise Sansibar in etwa
21 Tagen nach dem Abgange von Berlin
erreichen.
Lassen Sie mich noch einige Worte hinzu-
sügen über die Art des Betriebes unserer Post-
agenturen im Auslande.
Die örtliche Unterbringung ist nicht
immer ganz leicht gewesen. An einigen Orten
waren allerdings ganz hübsche Häuschen zu er-
langen; die hier ausgelegten Photographien,
welche aus unserem Postmuseum stammen, geben
eine Anschauung davon. An anderen Stellen
waren die Schwierigkeiten um so größer. Herr
v. Goldammer hatte sich z. B. bei seinem
NRückzuge von Otiimbinguc in Garinuab mit
einer Strauchhütte als Postbüreau begnügen
müssen. Indessen hat die Findigkeit und Hin-
gebung der Beamten über alle Schwierigkeiten
doch noch hinweggeholfen.
Die nöthigsten posttechnischen Geräth—
schaften werden von hier aus hingeschickt.
Allzuvieles gehört nicht dazu, und die Reichs-
Postverwaltung hat von den Feldzügen her
einige Erfahrung in diesen Dingen. Wer sich
dafür interessirt, braucht nur die hiesige Kriegs-
ausstellung zu besuchen, wo in der Feldpost-
Abtheilung ein Kasten ausgestellt ist, wie er
stimmten Beamten mit auf die Reise gegeben
*) Nach Muttheilung der Nhederei ist inzwischen
dieses Schiff für die erste Fahrt bestimmt worden.