Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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stadt, wie nicht anders möglich, nur für Port 
Nolloth notirt. Wenn man die verhältniß- 
mäßig große Zahl der Familien enropäischer 
östlich von Keetmanshop wohnen, von denen 
der größte Theil Handel treibt, die alle bei 
weitem größere Bedürfnisse und eine größere 
Kaufkraft haben, als die reichsten Eingeborenen, 
und die ausnahmslos ihre Handelsverbindungen 
über Port Nolloth haben, die nicht allein 
Warmbad, die nördlich davon wohnenden Feld- 
schuhträger, sondern theilweise auch Bersaba, 
Haruchas, Hoachanas, bis oben Gobabis mit 
Waaren versehen, so wird meine Behauptung 
einleuchten. 
Unter diesen weißen Leuten sind einige 
recht bedeutende Firmen aus Kapstadt, Okiab 
und Port Nolloth. 
Die andere Thür ist der Weg über den 
mittleren Oranje-Fluß. Von hier kommen 
meist nur leichtere Waaren, die gleichzeitig eine 
geringe Steuer haben, also Kleiderstoffe. Diese 
Waaren sind von Europa nach Port Elizabeth 
importirt, einem Handelsplatze, der sich in 
Süd-Afrika eines besseren Rufes erfreut wie 
Kapstadt. Die Preise sollen daselbst billiger, 
die Firmen reeller sein. Doch sind die Trans- 
portkosten über Land von der Eisenbahn aus 
so hoch, daß bis jetzt dieser Weg mit den 
westlichen noch nicht konkurriren kann. Dies 
könnte sich ändern, wenn, wie es den Anschein 
hat, Kimberley und Johannisburg bessere Absatz- 
plätze für Schlachtvieh werden sollten, als es 
Kapstadt ist. Sollte dies wirklich dauernd der 
Fall sein, so werden die Händler mit ihren 
Heerden dorthin gehen, um daselbst gleichzeitig 
ihre Waaren einzukaufen. Für gute Verkehrs- 
wege zu sorgen, ist die Regierung der Kap- 
Kolonie eifrig bemüht. 
So wäre es nicht unmöglich, daß in 
Kurzem Kimberley der Haupthandelsplatz für 
Groß-Namaqualand wird. Kapstadt ist be- 
strebt, dies zu verhindern. Die Anstrengungen, 
die Kapstadt bis heute gemacht hat, um zu 
verhindern, daß sich der Handel nach Kimberley 
und mittelbar dadurch nach Port Elizabeth 
wendet, bestehen darin, daß der Eisenbahntarif 
von Port Nolloth nach Steinkopf bedeutend, 
sast um die Hälfte herabgesetzt ist. Ferner 
darin, daß die Firmen in Groß-Namagqualand 
selber Geschäftsfilialen errichtet und Weide- 
gründe gepachtet haben, um Eingeborenen und 
Händlern das Vieh hier abnehmen zu können, 
um es später am besten Markt zu verwerthen. 
Dieselben kaufen gleichzeitig Gummi, Straußen- 
federn und Salzfelle. Ferner erwägt man in 
Kapstadt, wie am besten das Verkehrshinderniß, 
welches der Oranje-Fluß bereitet, beseitigt 
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werden kann. Bald hört man von einer 
fliegenden Fähre, bald von einer massiven 
Brücke sprechen, sogar von einer Eisenbahn 
nach Warmbad war schon die Rede. 
Inzwischen liegt Angra Pequena, das Stief- 
lind von Deutschland, verlassen und vergessen 
da. Nachdem der erste, durch und durch ver- 
kehrt angefangene Versuch, hier deutsche Handels- 
beziehungen anzuknüpfen, fehlgeschlagen ist, hat 
man die Lust in Deutschland verloren, dies 
Gebiet wirthschaftlich den Engländern streitig 
zu machen. 
Es ist nicht zu leugnen, die Natur hat 
nicht unerhebliche Schranken zwischen Angra 
Pequena und dem Hinterlande errichtet. Es 
ist in erster Linie die gänzliche Wasserlkosigleit 
der Küste, dann der 40 Moeilen breite Wüsten- 
strich mit theilweise sehr tiefem Sandweg. 
Drittens sind es die beiden ersten Tafelberg- 
erhebungen, die heut ein großes Verkehrs- 
hinderniß bilden. Die dritte (östlichste) ist 
nicht schwierig. Bei gutem Willen und einem 
verständigen Zusammenwirken aller Kräfte sind 
alle diese Schwierigkeiten jedoch leicht zu über- 
winden. 
Zunächst die Wasserfrage an der Kifste. 
Will man den Verkehr hierher lenken, so muß 
man unbedingt auch dafür sorgen, daß Menschen 
und Zugthiere Wasser erhalten können und 
zwar, wenn nicht unentgeltlich, so doch sehr 
billig. Es müßte zu diesem Zweck ein Dampf- 
kondensator in Betrieb gesetzt werden. Mit 
einem solchen ist die Wasserfrage leicht gelöst, 
ein Sonnenkondensator arbeitet zu langsam, zu 
unzuverlässig und vor allem viel zu theuer. 
Der Wüstenweg, nur zu einem sehr kleinen 
Theil beschwerlich, läßt sich durch geringen 
Arbeitsaufwand verbessern; zwei Brunnen an 
diesem Wege würden sich bei Tschaukaib und 
Thirub, zwei kleinen Gebirgsgruppen, an denen 
der Weg vorbeiführt, leicht herstellen lassen. 
Mit diesen Brunnen wäre gleichzeitig das Be- 
dürfniß an Wasser für die Zugthiere gedeckt. 
Die beiden Tafelbergketten endlich würden 
einem europäischen Wegebaumeister kaum als 
Hindernisse erscheinen; ganz geringe Spreng- 
arbeit und ein gründliches Entfernen von losen 
Steinen würden einen guten Weg herstellen. 
Von einer Eisenbahn will ich nicht reden, 
der heutige Handel ist zu unbedeutend, um 
solche Kapitalsanlage zu verzinsen, wenn schon 
sie am schnellsten einen Aufschwung des Handels 
verursachen dürfte. Der Bau einer Eisenbahn 
würde gar keiner Schwierigkeit begegnen. Port 
Nolloth bezieht sein Wasser aus dem Inlande 
durch die Eisenbahn. 
Nehmen wir die Einfuhr über Port Nolloth 
nur derjenigen über Angra Pequena gleich an
	        
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