Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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Von dem Kaiserlichen Konsul zu Belfast 
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ist unter dem 1. Oktober d. J. ein Flaggen- 
attest ertheilt worden dem aus Stahl erbauten, 
bisher unter britischer Flagge gefahrenen Dampf- 
schiff „Minnie Hinde“ von 218 brit. Reg.-Tons 
Netto-Raumgehalt nach dem Uebergang desselben 
unter dem Namen „Wissmann“ in das aus- 
schließliche Eigenthum der Deutschen Ost-Afrika- 
Linic zu Hamburg, welche Hamburg zum 
Heimathshafen des Schiffes gewählt hat. 
In Zanzibar, Bagamoyo und Dar- 
es-Salaam sind Koiserlich Deutsche Post- 
Agenturen eingerichtet worden. Dieselben ver- 
mitteln den Austausch von Briefsendungen jeder 
Art unter den Bedingungen des Weltpostvereins. 
In Deutschland werden erhoben: 
für frankirte Brise 20 Pf.) für je 
é, unfrankirte Briefe 10 158, 
. Postkartten 10 
- - mit Antwort 20 — 
-Drucksachen, Waaren— 
proben und Geschäfts- 
papirers 5 fürje 50g,. 
mindestens jedoch 10 Pf. für 
Waarenproben und 20 Pf. 
für Geschäftspapierc, 
an Einschreibegebühr 20 
m————————————— 
      
III. Derschiedene Mittheilungen. 
Die Lage in Ost-Afrika. 
Ueber die Lage in Ost-Afrika liegen folgende 
Nachrichten vor. 
Die Station Tanga, die bis auf einige 
lleinere Arbeiten vollständig fertig gestellt ist, 
beschäftigt sich mit der Planirung und der Be- 
festigung des umliegenden Terrains. Die außer- 
halb der Station im Bau begriffene größere 
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Kaserne dürfte zu ihrer Vollendung noch einige 
Wochen in Anspruch nehmen; ebenso wird außer- 
halb der Station an der Errichtung eines 
Pulver-Hauses gearbeitet. 
Innerhalb der die Station umgebenden 
Anlagen hat das von der Marinebehörde über- 
sandte Denkmal zur Erinnerung an die während 
des Aufstandes in Ost-Afrika gefallenen Ange- 
hörigen der Marine Aufstellung gefunden und 
wird demnächst enthüllt werden. 
Die Ostafrikanische Gesellschaft hat die Auf- 
stellung ihres Hauses ebenfalls beendet, während 
die übrigen in Tanga ansässigen Europäer wohl 
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gehen wünschen, bislang jedoch die Arbeiten 
noch nicht in Angriff genommen haben. Der 
Verkehr mit dem Hinterlande ist nach wie vor 
ein reger und ungestörter und wird nach den 
übereinstimmenden Aussagen der Eingeborenen 
die Ernte an Mtama und Sesam in diesem 
Jahre eine sehr reichliche sein. 
Die Pflanzer-Gesellschaft in Amboni dürfte 
voraussichtlich im Stande sein, bis zur Mitte 
nächsten Jahres einige Centner Tabak als 
Probe auf den Markt zu liefern. In Pangani 
wird noch an dem äußeren Verputzen der 
Häuser und Umfassungsmauern gearbeitet. Auch 
ist mit der Anlage von Wegen, Aupflanzungen 
und der Aufführung einer Eindämmungsmauer 
längs des Flußufers begonnen worden. Das 
interimistisch in der Station eingerichtete Laza- 
reth hat leider aus Mangel an Pflegekräften. 
wieder aufgehoben werden müssen. Sowohl 
in Pangani als auch in Tanga wird es jedoch 
sehr bald nothwendig werden, mit der Errich- 
tung eines größeren Lazarethbaues, außerhalb 
der Station gelegen, vorzugehen, da die Zahl 
der Europäer an allen diesen Plätzen mit jedem 
Tage wächst. 
Die Plautagen-Gesellschaft in Lewa hat 
sehr erfreuliche Fortschritte aufzuweisen. 
Die Expedition zwecks Gründung einer 
Station in Masinde ist unter Führung des 
Chefs Ramsay am 22. September 1890 nach 
ihrem Bestimmungsorte abmarschirt und dürfte 
bereits dortselbst eingetroffen sein. Zzum 
Stationschef von Masinde ist Lieutenant 
Stenzler ernannt worden. 
Auch in Saadani entwickeln sich die Ver- 
hältnisse befriedigend weiter, trotzdem Bwanna 
Heri noch immer nicht seinen definitiven Wohn- 
sitz in der Stadt genommen hat. Demselben 
ist jedoch nunmehr kategorisch erklärt worden, 
daß er sich innerhalb zweier Monate dortselbst 
niederzulassen hätte; er hat dies bereitwilligst 
versprochen. Die Bauthätigkeit schreitet immer 
weiter fort, so daß die Stadt demnächst in 
ihren früheren Verhältnissen wieder hergestellt 
sein wird. 
In Bagamoyo ist der Karawanenverkehr 
ein nur unbedentender gewesen. Das alte 
Karawanenlager dicht unterhalb der Station 
ist vollständig geräumt und wird aus hygie- 
nischen Gründen nicht wieder bezogen werden. 
Für die Unterkunft der Karawanen ist ein 
anderer Platz weiter oberhalb der 
alle mit der Errichtung von Häusern vorzu- 
Station 
innerhalb der Palmen gewählt worden. 
Wenngleich der Sklavenhandel im Allge- 
meinen als unterdrückt betrachtet werden kann, 
so geschieht es doch immer noch, daß einzelne 
eingefleischte Sklavenhändler wieder und wieder 
versuchen, freie Leute einzufangen und von
	        
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