Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

beendigt waren, wurde der allgemeine Gesund- 
heitszustand ein bedeutend besserer. Gute 
Unterlunst schützte vor Malaria, Desinfektion 
und Maßnahmen zur Erlangung guten Trint- 
wassers vor Dysenterice, Impfung vor Pocken- 
erlraulungen, den drei die Truppe am meisten 
gesährdenden Krankheiten. Jetzt, wo die kriege- 
rischen Strapazen zum größten Theil über 
wunden sind, und durch die Fürsorge der Re- 
gierung das Sanitätspersonal für das lommende 
Jahr um das Doppelte verstärkt ist, wird der 
Gesundheitszustand sich jedenfalls weiterhin be- 
deutend bessern. 
Was die Ersolge der friedlichen Arbeit be- 
trisst, so mußten die durch die militärische 
Thätigleit auf Seiten der Eingeborenen ent 
standene Furcht und Schen zunächst gehoben 
werden. Strenge Gerechtigkteit und Wohl= 
wollen von Seiten der Europäer der Schutz# 
truppe, die unterdeß mit den Sitten und Ge 
wohnheiten der Inder, Araber und Neger mehr 
und mehr vertraut geworden waren, und streuge 
Ueberwachung der Unbestechlichkeit der farbigen 
Beamten ergeugten bald Vertrauen, wo früher 
Furcht gewaltet hatte. Das ersie geichen von 
einem Gefühl der Sicherheit unter unserm 
Schutz war die massenhafte Rücklehr der 
während des Krieges Geslohenen und Ausge- 
wanderten. Während wir beim Beginn der 
Expedition in Bagamoyo täglich ungefähr ein 
Dutend Leute verpflegten, die zu alt und kranl 
gewesen waren, um mit den Andern zu cut- 
fliehen, bat jetzt schon Bagamoyo mindestens 
seine alte Bevölkerungszahl wieder erreicht. Es 
fälll jedem Fremden mit Erstaunen auf, wie 
jeder Europäer auf der Straße in unseren 
Küstenorten freundlich und vertraulich von 
überall begrüßt wird. Araber und Betlulschen, 
Banjanen, Hindus und Parsis, Goanesen, 
Suaheli= Sklaven und Karawanenleute aus dem 
Innern, griechische und Levantiner Händler, 
sogar Chinesen sühlen sich im lebhaft zurück- 
gelehrten Handel und Vertehr sicher unter der 
deutschen Flagge. Der Druck des früher 
herrschenden Arabers, des seine Kapitalmacht 
mißbrauchenden Inders haben ausgehört. Die 
Erpressungen der bisherigen Walis, Kadis und 
Jumbes, die, da sie von ihrer Regierung un- 
besoldet blieben, sich selbst bezahlt machen 
muszten, sind einer unparteiischen und unbe- 
stechlichen Rechtspflege und Polizei gewichen. 
Der Sllave sindet sein Recht wie der Herr. 
Durch möglichst seltenen Wechsel in den 
Stellen der Stationschefs wurde bei diesen 
das regste Interesse an dem Wachsthum ihrer 
Stationen und Distrilte erzielt und damit 
manche Einrichtung zum Vortheil des Handels, 
zu hygienischen und Verschönerungszwecken. 
Die Zerstörungen in manchen Küstenstädten 
in der ersten Periode des Ausstandes durch die 
Granaten der Marine erlanbten nachhaltiges 
Durchgreisen beim Wiederaufsbau. Es wurden 
breite, gerade Straßen angelegt, Brücken und 
Wasserleilungen erbaut, Sümpfe trocken gelegt, 
Martthallen eingerichtet, Straßenbeleuchtung 
durchgeführt, offene Plätze freigehalten und 
durch Gartenanlagen verschönert, sowic durch 
entsprechende polizeiliche Aufsicht auf Ordumg, 
Reinlichteit und Sicherheit hingewirkt. Für 
Unterkunft der Karawanen sind Karawansereien 
errichtet, und kürhlich ist der Grundstein für 
das erste Hospital für Eingeborene (unsere 
bisherigen Krankenhäuser waren nur für Euro- 
päer und die schwarze Truppe eingerichtet) 
und die erste Schule für die Kinder der 
indischen Händler gelegt worden. 
Die bevorstehende Ankunft des letzten der 
drei Fahrzeuge der Küstenlinie wird hoffentlich 
bald ein allgemein erwünschtes regelmäßiges 
Anlaufen der Küstenplätze ermöglichen, und 
ebenso ist zu hoffen, daß den Vorarbeiten für 
die Eisenbahnen die Vollendung bald folgen 
möchtce. 
Die allgemeine Wiederaufnahme des Feld- 
baucs seit dem Wiedereintritt friedlicher Ver- 
hälmisse, das Wiederaufblühen des Karawanen-- 
handels nach erfolgter Sicherung der Straßen 
und jede nur mögliche Masnahme zur Förde- 
rung des Handels müssen eine allmähliche Ab- 
nahme der unserer neuen Kolonie gebrachten 
Opser bringen, müssen, wenn wir nachhaltig 
weiter arbeiten an dem Schaffen neuer, werth- 
voller Exportprodulte durch Plantagenbau, auch 
mit der zeit für unsere Opfer Zinsen tragen. 
Jeder Europäer, der während des Aufstandes 
unsere Küste gejehen hat und sie jetzt nach nur 
zweijähriger Arbeit wiedersieht, muß die Ueber- 
zeugung gewinnen, daß diese Schlüsse nicht 
optimistisch sind, sondern das Resultat sach- 
licher Beobachtung. 
Von der Expedition des Mr. Stokes. 
Ueber die Expedition des Mr. 
solgende Mittheilungen vor. 
Nach dem Gefecht bei Tindi, in dem auch 
durch unvorhergesehene Verhältnisse Waniam 
wesi in den Kampf verwickelt waren, bemühte 
sich Mr. Stokes, den Waniamwesi llar zu 
machen, daß seine seindlichen Maßnahmen nur 
gegen die räuberischen Wangoni und sonstige, 
die Sicherheit der Karawanenstraße bedrohende 
Räuber gerichlet seien. Als die Tindi-Leute 
Stoles liegen 
nach der ihnen gegebenen Frist sich nicht bei
	        
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