besindliche Versuchsfeld ist nicht beschnitten
worden — folgte ein Ausbruch neuer Triebe
und Aeste. Die Ernte, welche im Juli be-
hinnt, wird zeigen, ob sich der Ertrag im
zweiten Jahre durch das Beschneiden oder ohne
solches vermehrt bezw. vermindert hat.
Herr Goldberg hat gleichzeitig Proben der
letzten Baumwollenernte in Togo, sowie Erd
und Gesteinsproben eingesandt, welche hier einer
Prüfung unterzogen werden sollen.
Was die in den letzten Nummern des
-Deutschen Kolonialblattes“ gebrachten Mit-
theilungen über die Landeserzeugnisse der Gold=
lüsten-Kolonie betrifft, so bemerkt Goldberg,
daß die Verhältnisse in Togo ungefähr die
selben seien. Als für den Plantagenban
empfehlenswerth bezeichnet er in erster Linie
Tabak, Kakav, Baumwolle, sowie Kolanüsse.
Er befürwortet Versuchspflanzungen von letz-
teren auf den Stationen Misahöhe und Bis-
marcksburg anzulegen. Für Kassee lommec nur
Liberiasant in Betracht. Von Werth für den
Export lönnten unter Umständen auch Tiger
nüsse, Erdnüsse und Okra sein. Gutes Holz
ist an den Usern des Sio= und Haho-EFlusses
reichlich zu sinden, wird aber erst nach Her-
stellung brauchbarer Landstraßen verwerthet
werden lönnen.
Was die Kultur der Kokospalme betrisst,
so ist es Herrn Goldberg gelungen, reges
Interesse für dieselbe unter den Eingeborenen
wachzurufen. Es sind bisher etwa 25 000
Bäume gepflanzl; etwa 50 000 Bäume sollen
im nächsien Jahre gesetzt werden, so daß nach
Ablauf einiger Jahre ein nicht unbedeulender
Kopra-Export in Aussicht steht.
Herr Goldberg beabsichtigt vorläusig in
Togo zu verbleiben, da die Leitung der Baum-
wollenpflanzungen in Kamerun bis auf Weiteres
dem dortigen Gärlner Tille überlassen werden
kann.
von den Marschall-Inseln.
Ueber einen Besuch der Inseln Ailinglablab,
Majern und Mille (Marschall-Inselu) berichtel
der Kaiserliche Kommissar Biermann wie
jolgt:
Am 28. April traf S. M. Krzr. „Sperber“
hier ein. Leider waren in Jaluit leine Kohlen
auf Lager, so daß Kapitän Fosßß außer Stande
war, eine gröszere Reise durch das Schutzebict,
besonders nach den nördlichen Naliks und
Mesid zu machen.
Ich beschränkte deshalb meinen Besuch auf
Ailinglablab, Majern und Mille.
Auf ersierer Insel war der Häuptling
Kabua schwer ertrankt, und es wurde ihm die
nöthige Hülse zu Theil.
Die sonst in Dankbezeugungen materieller
Art sehr sparsamen, fast geizigen Eingeborenen
brachten bei dieser Gelegenheit reichliche Ge-
schente an Bord, ein Zeichen, daß sie die Be-
deutung des ihrem Häuptling geleisteten Dienstes
wohl würdigten.
Von Ailinglablab dampften wir nach Ma-
ru.
Neben einigen Amtsgeschäften von geringerer
Bedentung lag mir hier besonders ob, die Be-
sitzuerhältnisse der Häuptlingsfamilien zu regeln.
Bei meiner letzten Anwesenheit in Majern
im September v. J. hatte ich den Nachsolger
des verstorbenen Häuptlings Jiberikl I. ein
gesetzt, bezw. in seiner Herrschaft bestätigt.
Die beiden herrschenden Linien der alten
Königssamilic, repräsentirt einerseits durch
RNimme und Kaibuli, andererseits durch Ji-
beril II. und Lajinear, hatten damals er
llärt, daß sic sich über den Austausch ver
schiedener Inseln der Lagune untereinander
verständigen wollten. Diese Verständigung war
aber bis jetzt nicht zu Stande gelommen, wie
es hieß, zum Theil in Folge der Machinationen
eines im Range niedrigen, aber persönlich ein
flußreichen Häuptlings. Beide Parteien hatten
deshalb wiederholt meinen Besuch erbeten,
damit ich die Angelegenheit ordne.
Die anfangs mit jeder Partei gesondert
geführten Verhandlungen ergaben, daß es der
einstimmige Wunsch sei, die Ländereien in
Majern in der Art gegeneinander zu ver-
lauschen, daß jede Linie wieder in den Besißz
derjenigen Plätze gelange, die ihre direlten
Vorsahren vor dem von Jiberil ansangs der
achtziger Jahre begonnenen Kriege besessen
hätten.
Wenn ich es mir bisher zum Grundsaz
gemacht hatte, an den einmal bestehenden Ver-
hältnissen nur im äußersten Fall etwas zu
ändern, so schien es mir hier doch zweckmässig,
dem Wunsch der Betheiligten nicht entgegen
zu sein.
Das Verlangen, den Landbesißtz in der an-
gegebenen Weise neu zu vertheilen, ist ganz in
Uebereinstimmung mit dem lkonservativen Cha-
ralter der Eingeborenen und mit der Anhäng
lichleit an den alten Besiczstand; auch steht zu
erwarten, daß mit dem Austausch des Landes
die letzten sichtbaren Spuren des langjährigen
Krieges vertilgt und der letzie Grund zur Un-
zufriedenheit verschwinden wird, und daß nun-
mehr die beiden Familien und ihre Anhänger
nicht mehr scharf getrennt in der Ost= bezw.
Westhälfte der Lagune, sondern wie in früherer