Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

und saufen. In engen Pfützen drängen sich 
letztere fürchterlich, schlagen ihre langen Hörner 
zusanimen, bohren sie sich gegenseitig in Kopf 
und Leib und brüllen aus vollem Halse. Das- 
selbe arg verunreinigte Wasser müssen wir zum 
Trinken und zum Kochen nehmen, wenn unsere 
zwei lleinen Fässer, die nur je 10 Liter fassen, 
nichts mehr enthallen. Die Ansprüche an 
Wasser werden hier schnell sehr bescheiden. 
Jeden zweiten Tag wird ein Schaf oder 
ein Kapater, d. i. ein lastrirter Ziegenbock, ge- 
schlachtet. Als Schlachtbank dient das Tritt- 
brett der Ochsenlarre und ein Blechlosser. Dem 
Schlachtopfer wird die Kehle durchgeschnitten, 
das Blut betommen die Hunde, Eingeweide, 
Füße und Kowf erhalten die Chandamaras, 
das Uebrige die Weißen und die Treiber. Das 
Mittagessen besteht regelmäßig aus Erbswursl- 
suppe und Braten mit Reis. Unser Haupt- 
getränl ist der landesübliche Kaffee. Leider 
kann das sehr schöne Oammel= und Ziegen- 
Anmeisen sind hier überall. 
fleisch nicht ordeutlich zubereitet werden, die 
Rippenstücke sind zähe wie Leder und trotz der 
besten Zähne nicht zu beißen. Die aus Deutsch- 
land mitgebrachten Konserven sind besser, ohne 
aber besonders schmackhaft zu sein. Das Fleisch 
derselben sieht rosaroth aus, gleichgültig ob es 
Gänsebraten, Hühneroraten Kalbsbralen oder 
Hasenbraten ist, zwei Büchsen für je 2 Mark 
für vier Esser sind zudem sehr wenig. 
Zwischen 11/ und 2½ Uhr, je nach der 
Hite, wird wieder gesattelt und cingespannt. 
Bei Tage geht dies viel schneller. Der Marsch 
wird dann bis Sonnenuntergang, manchmal 
bis in die Nacht hincin fortgesetzt. 
Für die Ochsen muß auf dem Rastplatz 
Abeni zuerst ein Kraal, das ist eine Um 
hegung von Dornbũschen, gemacht werden. 
Sind keine Dornbüsche vorhanden, so läßt man 
sie bei schlechter Weide zuerst laufen und bindet 
sie für die Nacht an die Zugleinen. Ist gute 
Weide und Wasser in der Nähe der Wagen, 
so lann man sie frei laufen lassen. Zwischen 
Heussis und Haris waren uns aber trot guter 
Weide die Ochsen zwei Stunden weit fort- 
gelausen. Das Wagenpersonal hatte also vor 
der Abfahrt vier Stunden zu lausen. Die 
Pferde müssen immer in den Kraal getrieben 
oder gesesselt werden. Ersteres thut man aber 
ungern, da sic hauptsächlich Nachts fressen und 
sehr abfallen, wenn sie angebunden werden. 
Unser Abendbrot bestand aus Milch oder 
Erbswurstsuppe und Kassee mit Brot und 
Butter. Einige Malc gab cs 
Ziegen= oder Kuddu-Rippen. 
Um 7½ Uhr war es meist schon voll. 
ständige Nacht. Dann sprachen oder sangen 
noch die an der Ochsenkarre lagernden Leute 
auch Hammel-, 
und die Treiber plapperten hockend an ihrem 
Feuer. Das trockene Holz des Dornbusches 
verbrennt aber schnell und um 8⅛ Uhr herrscht 
meist vollständig tiefe Stille. Wir liegen neben 
dem Ochsenwagen, die Begleitmannschaft unter 
und neben der Ochsentarre, die wasserdichten 
Mäntel über den Kopf gezogen, die Treiber 
ruhen unter einem Busche. Die Ruhe der 
Nacht wird dann nur durch das weithin 
tönende Zirpen der Heuschrecken, das klagende 
Gebell des Schalals und das Schnauben und 
Stampsfen der Ochsen unterbrochen. Allerdiugs 
muß die Lagerstelle vorher nach Skorpionen, 
den viel vorkommenden fußlangen giftigen 
Tausendfüßen und Giftschlangen abgesucht wer- 
den. Auch thut man gut, sich nicht unler 
Büsche zu legen, da giftige Buschläuse, die arg 
beißen, sich dann herabfallen lassen. Ebenso 
ist die Wahl eines möglichst ameisenfreien 
Platzes angezeigt. Ich sage möglichst, denn 
Die Wachsamteit 
der Hunde schützt vor jeder Ueberraschung, 
doch hat Niemand Besorgniß, denn es ist hier 
sicherer wie in Deutschland, trotzdem Jeder- 
mann Wassen trägt. Von Unsicherheit nach 
deutschen Begriffen ist keine Redc. Jeder kann, 
ohne gesährdet zu sein, nur mit einem Spazier- 
siock versehen, durch das ganze Schuszgebiet 
reisen. In Damaraland allerdings wird der 
Händler wic der Reisende durch Bettelei, zu- 
weilen auch durch kleine Diebstähle belästigt; 
doch ist auch dies nicht so schlimm. 
Die Landschaft um Windhoek (Südwest-Afrika) 
nach einem Berichte des Lieutenants v. Francois. 
Die Hochebene von Windhoek-Ongeama 
ist in die Nandgebirge der innerafrikanischen 
Hochebene gebettet. Sie wird von einem an 
das Awas-Gebirge angesetzten, nach Norden 
streichenden Bergzuge in zwei Theile getheilt 
und von vier größeren, trockenen, sandigen 
Flußbetten, die dem Swakop nach Norden zu- 
fließen, in weitere Abschnitte zerlegt. Im öst- 
lichen und westlichen Theile ist die Ebene 
sandig und mit Granit, Quarz und Schiefer- 
splittern übersät. Bei Groß-Windhoek steht 
Kaltstein an. In der Mitte der Ebenc herrscht 
rother Lehm vor, der gute Ziegelerde liesert. 
Die Pflanzendecke besteht bis auf die Berg-= 
spitzen hinauf aus Kamceldornbäumen, Dorn- 
bäumen und Büschen, in deren Schatten Gras 
sieht, welches besonders an den Wasserläufen 
so hoch ist, daß es unseren kleinen Pferden bis 
an den Rücken reicht.
	        
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