Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Münzen für Deutsch= Ost. Afrika. 
Die von der Deutsch-Ostafrilanischen Gesell- 
schaft in Aussicht genommenc Ausprägung von 
1 und 1/ Rupie-Stücken #) ist erfolgt, und 
wurden bereils im April d. J. die ersten Exem- 
plare Seiner Majestät dem Kaiser über- 
reicht. 
„Nachdem von der Gesellschaft im März 
d. J. eine Million und im Mei d. rei 
Millionen Kupferpesas in den Verlehr Rbbracht 
worden sind, hat sic unnmehr, da ihre Gencral= 
vertretung in Ost-Afrika eine weilere Sendung 
von Kupfergeld für erforderlich erllärte, noch 
zwei Millionen Stück Pesas der Königlichen 
Münze hierselbst in Auftrag gegeben. Da 
64 Pesas eine Rupie ausmachen, so entsprechen 
diese zwei Millionen einem Betrage von 
31 250 Rupien. 
Die Deutsch-Ostafrikanische Scehandlung. 
Die im Juni v. J. gegründete „Deutsch- 
Ostafrikanische Seehandlung, Karl Perrot 
& Co.“" in Wiesbaden n) entsaltet aus ihrer 
Zweigniederlassung in Tanga eine rege Thätig 
leit. Nachdem dieselbe einen Landstrich am 
Mlumunnzi-Flüßchen erworben halle, wurden 
hier auf gerodetem Buschlande zunächst Ver- 
suchspflanzungen von Baumwolle und Ingber 
angelegt. Gleichzeitig hatte die Gesellschaft bei 
Tanga mehrere Schambas behufs Kopra-Ge- 
winnung angekauft. Die ersten Ergebnisse dieser 
Versuche sind im Juni d. J. mit dem Dampser 
„Neichstag“ in Hamburg eingetrossen. Die 
Kopra-Ernte, 20 Zeniner, wurde sofort verlauft, 
und lautete das sachversländige Urtheil über die 
Qualität günstig. Auch der Ingber, mit welchem 
zwei Morgen bepflanzt worden waren, wird 
von den Sachverständigen als brauchbar und 
besser als anderc belannte afrilanische Ingber- 
arten bezeichnet. Die Baumwollenprobe hatie 
noch leinen Verlaufswerth, weil sie beim Mangel 
geeigneter Maschinen (roller-ginner) nicht ent- 
lörnt: war. Nachdem jedoch nunmehr 10“ Hellar 
bei Tanga mit egyplischer und Sea-Island- 
Baumwolle bepflanzt werden und auch Baum 
wollensamen an geeignet erscheinende einge- 
borene Schamba= Besizer kostenfrei mit der 
Bedingung vertheilt worden ist, daß sie ihre 
Ernte au die Gesreichatr verlausen, ist eine 
gsmaschine hinausgesandt 
  
*) Vergl. „Zughes Kolonialblalt“ Nr. 6 vom 
15. März d. J., S. 128. 
**) Vergl-h Saushen Kolonialblatt“ vom 1. Sep- 
lember 1890, S. 2 
395 
  
worden; eine Ballenpresse wird demnächst folgen. 
Ferner beabsichtigt die Gesellschaft, noch 20 000 
bis 30 000 Stück Kokospalmen in der Gegend 
von Tanga und Tangala anzupflanzen und 
auch die Versuche mit dem Anbau von Ingber 
weiler fortzuseben. Um das Naßwerden der 
auf der Tanga-Bucht in die Dampfer ver- 
schifften Güter zu vermeiden, sollen zwei Leichter- 
sahrzeuge, in Koblenz gebaut, hinausgesandt 
werden. Diese Einrichtung dürfte auch den 
übrigen Interessenten in Tanga zu Stalten 
lommen. 
Der gegenwärtige Verkreter der Gesellschaft 
in Ost-Afrila ist, nachdem Dr. Kärger im 
Februar d. J. ausgeschieden und mil seiner 
Familie nach Europa zurückgelehrt ist, Herr 
John Querfuhrt aus Merseburg, welcher 
zuvor über sechs Jahre an der Goldküste im 
Dienste der Baseler Missionshandlung thätig 
war. Derselbe hat vorerst noch seinen Sit in 
Sansibar. Hier hat die Gesellschaft eine Fal- 
torei errichtet, in deren Erdgeschoß sic eine 
Polillinik unter Leitung des Stabsarztes 
I)r. König und in deren zweilem Stockwerlk 
sie ein deutsches Hospital eröffnet hat. Der 
Bau eines größeren Faltoreihauses in Tanga 
ist uunmehr begonnen und wird wohl vor Ende 
dieses Jahres vollendet werden. Dic obere 
Etage dieses Gebäudes soll ebensalls zu einem 
Hospiz und gleichzeilig als Erholungsstation 
für unsere Landslente eingerichtet werden. 
Expedition des Geologen Dr. Lieder. 
Der Geologe Irr. Lieder beabsichtigle, im 
August d. J. eine Neise in das Hinterland von 
Bagamoyo, insbesondere in die Gegend von 
Usungula, Tunungno und Mpapua anzutreten, 
um die genaunten Landschaften auf das Vor- 
lommen von Kohlen und Mineralien zu unler- 
suchen. Zu seiner Bedeckung sind ihm ein 
schwarzer Unteroffizier und zwöls Mann bei- 
gegeben. 
Errichtung eines Bezirksamtes im sidlichen 
Theile Kameruns. 
Für das nördliche Küstengebict Kameruns 
besteht belanntlich in dem schön gelegenen Vil- 
loria an der Ambas Bai bereils seit längerer 
Zeil ein Bezirksaml. Nunmehr wird beab- 
sichtigt, ein solches auch im südlichen Küsten- 
gebiet zu begründen. Dasselbe wird vorans- 
sichtlich in Kribi seinen Sitz erhalten, welches
	        
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