Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

virenden Waldboden zunächst nicht in Berech- 
nung zu ziehen. Ein nicht zu verzeihender 
Fehler wäre es indeß, mil dem Bewußtsein, 
daß die baumlose Savanne oder Prärie die 
geringste Tragfähigkeit besitzt, diese der be- 
quemeren Bearbeitung wegen in Kultur zu 
nehmen. Am besten dürfte die mittelmäßjig mit 
Bäumen bestandene Savanne ins Auge zu 
fassen sein. Von Kulturen dürfte sich bei dem 
seuchtwarmen Klima und dem an vegetabilischen 
Stoffen reichen Boden insbesondere 
eignen. Was die Produltion der Baumwolle 
betrifft, so erstreckt sich dieselbe bei primitiver 
Anbaumethode bisher nur auf den Hausbedarf 
der Eingeborenen, während sie als Export= 
artikel noch keine Verwendung gefunden hat, 
obgleich das Produkt von Sachtennern allgemein 
als gut bezeichnet wird. 
Daß Kakao sowohl wie Kassee für das 
Togo-Gebiet lohnende Kulturobjekte sind, haben 
die Anbauversuche des Kommissariats mit diesen 
Gewächsen gleichfalls ergeben. Vor Allem ver- 
spricht der Anbau des allgemein beliebten liberia- 
nischen Kaffees einen guten Erfolg. — 
Wenn ich eingangs bemerlte, daß die Sand- 
böden der Nehrung nur in beschränltem Maße, 
also doch immerhin für den Acker und Plan- 
tagenbau in Frage kommen lönnen, so hatte ich 
hierbei die Kolospalme im Sinne, über deren 
lohnenden Anbau die aus ihr bestehenden Haine, 
von denen einzelne Negerdörser an der Kise 
vollständig umgeben sind, wohl laum einen 
Zweisel auflommen lassen, zumal bei der im 
steten Wachsen begriffenen Nachfrage nach Koir 
und Kopra, den beiden aus der Kobkosfrucht 
gewonnenen Nohprodulten. Bei einem Ver- 
gleich der Kokoskultur auf diesen Sanddünen 
mit der Aufsorstung von minderwerthigen Ge- 
länden in Europa würde letztere entschieden im 
Nachtheil sein, wenn man berücksichtigt, daß bei 
dieser erst nach 50 Jahren und später auf 
einen Nutzen zu rechnen ist, während eine wenig 
Kosten verursachende Kotospflanzung schon im 
fünften Jahre nach ihrer Anlage Erträge ab- 
wirst, welche sich 10 bis 15 Jahre lang von Jahr 
zu Jahr vergrößern. 
Die bis dahin ausgezählten Nutzpflanzen, 
deren lohnende Kultur auf Grund der mit 
ihnen angestellten Anbauversuche sehr wohl 
möglich ist, würden also für den Plantagen- 
bau bezw. zur Gewinnung von Ausfuhrartikeln 
in erster Linie in Betracht zu ziehen sein, 
während als untergeordnete Anbauobjelte in 
Frage kommen würden: 
Der Mais, welcher im Ackerbau der Ein- 
geborenen die erste Rolle spielt und vorzüglich 
gedeiht. Wenn sein Anbau sich auch laum für 
die Ausfuhr lohnen würde, so ist derselbe für 
Tabak 
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die Ernährung der einheimischen Arbeiter doch 
von großer Wichtigkeit. 
Der Bergreis gedeiht in der Nähe des 
Gebirges sehr gut, während der Sumpfreis 
nicht bekannt ist, obgleich sich für seinen Anbau 
Thäler des Zio= und Hähoflusses, sowie 
Lagunensümpfe sehr gut eignen würden. 
Ricinus wächst und gedeiht sast ohne Pflege 
überall im ganzen Lande vorzüglich. Ob aber 
sein Anban für die Ausfuhr bei den niedrigen 
Oelpreisen lohnen würde, ist fraglich. 
Der Indigo wächst im ganzen Lande wild. 
Auch die lohnende Kultur dieser Pflanze ist 
zweifelhaft, da der Gebrauch des aus derselben 
gewonnenen bekannten Färbemittels im steten 
Abnehmen begriffen ist und dasselbe daher immer 
mehr im Preise sinkt. 
Der Ingwer wird im geringen „Umfange 
von den Eingeborenen angebaut. Da seine 
Kultur ziemlich einfach und leicht ist, so würde 
er sich bei dem guten Absaßzmarkt, welchen er 
in England hat, für Plantagenzwecke sehr gut 
eignen. 
Tapioka, Yams, Bananen, Süßkartosfeln rc. 
werden von den Eingeborenen ziemlich umfang- 
reich angebant, eignen sich aber nicht für die 
Ausfuhr, während sie auch von den Europäern 
für die Ernährung der Arbeiter würden kultivirt 
werden müssen. 
Ob und inwieweit andere Tropengewächse, 
als: Thee, Vanille, Zimmet, sowie sonstige Ge 
würze liefernden Pflanzen 2c. für Plantagen 
zwecke in Frage lommen können, läßt sich erst 
nach den mit diesen Pflanzen vorzunehmenden 
Anbanversuchen beurtheilen. 
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— 
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von den Missionen in den Schutzgebieten. 
(Schluß.) 
2. Kamernn. 
Am Schlusse des Jahres 1890 hat das 
Evangelische Missions Comité in Basel be- 
schlossen, eine zugleich als Gesundheits= und 
Erholungsstation dienende Missionsniederlassung 
in Buca am Ostabhange des Kamerun-Gebirges 
zu errichten, und sind hierfür auch seitens der 
in Kamerun Handel treibenden Firmen namhafte 
Beträge gezeichuet worden. 
Die seitens der Pallotiner im November 
v. J. gegründele Station, Marienberg genannt, 
liegl Pungo Sungo gegenüber an einem sehr 
günstigen Ort und ist mit dem Flußdampser 
von Kamernn aus in 1 ¼/ Tag zu erreichen. 
Am 5. Juni d. J. ist zur Unterstützung der 
daselbst thätigen Patres Vieter und Walter
	        
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