Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

besitzer. Ich habe nun sofort mit dem Ban 
eines provisorischen Blockhauses, 16 m lang, 
5m breit, beginnen lassen. Morgen erwarte 
ich den Frore der katholischen Mission mit 
Sämereien, welcher uns gleich einen Garten 
unterhalb der Gebäude anlegen will. Raum 
zur Ausdehnung haben wir nach dem Gesagten 
in jeder Richtung, und diese Station wird 
demnach auch ihre eigenen Bedürfnisse, wie das 
schon heute dic katholische Mission im wesent- 
lichen thut, sich bei richtigem Betrieb bald selbst 
produziren können. Moschi mache ich in Zu- 
kunft zur Nebenstation, mit einem Posten beseßt. 
Posten von je sechs Mann Stärke lasse ich 
serner nach Kahe und Aruschawa schini legen. 
Zum Schluß weise ich noch darauf hin, daß 
wir von unserem Plaß aus, auf welchem wir 
seit gestern Nachmittag lagern und arbeiten, 
mit dem Glase den Platz sehen können, an dem 
die geplante Brücke nördlich von Ugueno über 
den Pangani gebaut werden soll. Die Ver- 
bindung von hier nach der Küste ist um einen 
Tag kürzer als von Moschi. Sie vollzieht 
sich in folgenden Etappen: 1. Vom Zoll zur 
Brücke: 2. von der Brücke nach Butu (Ugueno); 
3. von Butu nach der Steppe (an einem Platz, 
wo man Wasser aus den Bergen käuflich be- 
zieht):; I. von der Steppe nach Kisiwani; 
5. von Kisiwani nach Gonja; 6. von Gonja 
nach Kihungwe; 7. von Kihungwe in die Steppe 
(kein Wasser); 8. nach Masinde. An den an- 
geführten Etappen würde ich sländige Lager- 
plätze, sogenannte Campis, wie auf der Tabora 
Straße, anlegen lassen. Für die von mir hier 
begründete Station bitte ich gehorsamst den 
Namen „Kilimandscharo Station“ 
zu wollen. Den Aussichtshügel von Kilema 
habe ich zu Ehren des ersten Erwerbers dieser 
Länder, des im Dienst für dic koloniale Sache 
gesallenen Dr. Jühlle „Jühlkes-Höhe" be- 
nannt. Ich baabsichtige, meinen Marsch nach 
Nordosten in einigen Tagen fortzusetzen. 
Expedition des KRompagnieführers Schmidt gegen 
die Masiti. 
Die Expedition, welche unter d Kom- 
pagnieführer Schmidt im August d. J. gegen 
die Mafiti unternommen wurde, setzte d aus 
zwei Kompagnien zusammen, einer kombinirten 
— 779 
End (Unteroffiziere Michael und Haegele) 
und einer Sulu-Kompagnie — 132 Mann — 
unter Lienutenant Prince (Feldwebel Mark- 
graf und Unteroffizier Köhler) sowie einem 
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genehmigen 
dann — unter dem Kompagnieführer 
Sanitäts-Detachement unter Dr. Kanzki (Laza- 
rethgehülfe Jacobi) und Trägern. 
Am 16. August brach die Expedition von 
Bagamoyo auf und marschirte in südwestlicher 
Nichtung nach Tunungno am Kingani. Fast 
alle Dörfer, welche nicht in unmittelbarer Nähe 
der Küste lagen, waren aus Furcht vor den 
Masiti verlassen, einige derselben von letzteren 
unter Verübung von Grausamkeiten geplündert 
worden. Da die Mafiti Usaramo bereits seit 
einer Woche verlassen hatten, marschirte die 
Expedition von Tununguo nach Westen in das 
Land der nördlichen Mafiti,*) welche in den 
letzten Jahren die Einfälle in Usaramo und 
unser nördliches Schutzgebiet gemacht und auch 
in diesem Jahre Usaramo und die Gegend der 
großen Karawanenstraße heimgesucht hatten. 
Ihr Land bildet einen Theil der Landschaft 
Chutu, ist außerordentlich fruchtbar und dicht 
bevölkert und kann eine große Anzahl von 
Kriegern stellen. Die Expedition erreichte zu- 
nächst Hongo, welches verlassen, aber ebenso 
wie die übrigen Mafiti-Dörfer mit Lebens- 
mitteln reichlich angefüllt war. Eine Anzahl 
von den Mafili gefangener Wasaramo wurde 
daselbst vorgefunden und in Freiheit gesezt. 
Demnächst wurde Korongo erreicht, welches 
nach kurzem Feuergefecht von den Dorfbe= 
wohnern geräumt wurde. Das benachbarte 
Dorf Backira war kurz vor Ankunft der Ex- 
pedition ebenfalls verlassen worden. Die er- 
wähnten Dörfer sowie Kissaki, das Dorf des 
berüchtigten Häuptlings Fikatika, Kumanka, 
das Dorf des Mamuro, Mohombe, das Dorf 
des Makiye und die Dörfer der Landschaft 
Songomero wurden zerstört, die Ernte auf den 
Feldern aber den geschädigten Eingeborenen, 
von welchen einige Hundert sich der Expedition 
angeschlossen hatten, überlassen. 
Am 1. September war die Expedition nach 
Tununguo zurückgekehrt und marschirte am 
2. September nach Uruguro, dessen Bewohner 
mit den Masiti in Verbindung stehen, wenn 
sie auch an den Kriegszügen der letzteren 
niemals theilgenommen haben. Sie wurden 
ermahnt, jede Verbindung mit den Mafiti zu 
vermeiden. Einer ihrer Jumbes, Mambarawe, 
wurde als Geisel nach Tununguo geführt, weil 
einer seiner Leute beim Durchzug des Geo- 
logen Dr. Lieder einen Träger desselben 
hinterrücks niedergestochen und dessen Gewehr 
*) Eigentlich „Nahenge“. Der Name „Mafiti“ 
ist nur gebraucht, weil er an der Küste Usaramos 
im Besonderen auf die Mahenge angewendet wird. 
Im Allgemeinen umfaßt der Name, „Masiti“ die 
Mahenge, Wahehe und Magwangwara, welche 
sämmtlich verwandte Sulustämme sind und von 
denen namentlich Mahenge und Wahehe in freund- 
schaftlichem Verlehr stehen.
	        
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