Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

bei einem der orkanartig hereinbrechenden Regen 
zu befürchten war. 
Einige Oelpalmen und Gummibäume, die 
trotz des Lateritbodens auf dem Hofe der 
Station ein gutes Gedeihen haben, geben der 
lehteren, auch von Ferne gesehen, einen freund- 
lichen Anblick; vielfarbige Winden, entlang der 
einen Pallisadenseite, erfreuen jeden Morgen 
durch Tausende von frischen Blüthen. 
In einer Ausdehnung von mehr als 100 m 
von der äußeren Stalionsumsassung wird das 
Terrain der Bergspitze allseitig klar gehalten, 
was bei dem ziemlich bedeutenden Stations- 
umfang (47 m 56 m) und bei dem raschen 
Wachsthum des Grases und der Untkräuter 
immerhin einen guten Theil von Arbeitskraft 
vorsiellt. Auf diesem Auszenterrain befinden 
sich auf der NO Seite drei Grashäuser, ein 
Haus der Wei-Leute (erbaut an Stelle der 
am Abend des 21. September abgebrannten 
alten Hütten), ein Haus der Popo-Arbeiter, 
sowie eines für den verheiratheten Dolmetscher. 
Zur Station führen vier breite, mit Allec- 
bäumen in regelmäßigen Abständen bepflanzte 
Straßen (keine Buschpfade), die ebenfalls slets 
llar von Gras gehalten werden, die eine nach 
NO nach Ketschenki, die zweite nach Osten 
nach Konksa, die dritte nach WSW nach 
Jegge, die vierte nach Süden. Auf cine 
Mahnmg seitens der Station sind die Be- 
wohner der umliegenden Dörser siets bereit, 
ihren Antheil an der Reinigung der Wege 
von Gras und der Verbreiterung derselben 
beizutragen. Bei solchen Gelegenheiten macht 
sich dann die gesammte männliche Bevöllerung 
eines Dorses unter dem Lärm der Trommeln 
und Hörner an die Arbeit, die recht emsig — 
wenn sie nicht zu lange währt — betrieben 
wird. 
alle mit ihren Werkzeugen unter großem Gelärm 
zur Station gezogen, umschreiten diese kanzend 
unter Vorantrilt der Musiler, um sich dann 
endlich äußerst stolz auf das geleistete 
Werk — vor dem Hause des Stationsherrn 
in Erwartung einer Belohnung niederzulassen. 
Die alten und angesehenen Männer dürfen 
dann auf der Veranda des Hauses niedersitzen, 
und des Begrüßens, Betheuerns ewiger Freund- 
schaft und Bedankens ist sast kein Ende. 
Die Straßen nach Ketschenki und Kontsa 
467 
  
Ist das Werk vollendet, so lommen sie 
(letztere mit kurzer Unterbrechung) sind auf 
600 m, die Jeggestraße ist völlig (d. i. 1500 m 
weit) zu übersehen. Eine jegliche Annäherung 
— ob freundliche oder feindliche — ist daher 
auf weile Entsernung sichtbar. 
Auf dem Konksawege führt über den 
Atadiabach einc seste Brücke, die jetzt dermaßen 
aufgeschüttei worden ist, daß man nicht mehr 
gezwungen ist, das Pferd zu verlassen, um 
zur Station emporzusteigen. Als noch der 
alte Nonkoaweg mit der Erdtreppe benutzt 
wurde, mußten die Pferde mit einem weiten 
Umweg auf dem Ketschenkiweg herumgeführt 
werden. Damals war wirklich ein jeder Auf- 
stieg eine Kraftleistung. 
An der Ketschenkistraße liegt in 60 m Ent 
fernung der Hausgarten mit 40 m Seiten- 
länge, in 330 m Entfernung die Banauen= 
farm. Zur großen Stationsfarm, die vom 
Hause aus zum Theil zu übersehen ist, führt 
in NW Nichtung ein Fußpfad in etwa 
10 Minnten hinunter. Dieser Farm benach- 
bart liegt hart am Oibabach die Kolanuß= 
baumschule. 
Was nun den Garten anbetrifft, so kann 
ich zunächst die früher ausgesprochenen Hoff- 
nungen als eingetrofsen bezeichnen. Die von 
mir im August eingesetzten Samen haben gute 
Ernte gegeben; wir hatten im Herbst Bohnen, 
Erbsen, Kohl, Kohlrabi, mehrere Sorten Salat, 
Gurten, Kürbis, Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln, 
Radieser, Rettig, Boretsch, Petersilie, Dill, 
Karotten, Eierfrüchte. Die sogenannten Salaga- 
kartofseln gaben zwar zahlreiche und wohl- 
schmeckende, aber nur lleine Kunollen. 
Für die Gewinnung von Samen ist das 
Resultat nicht so günstig; nur Bohnen, Salat, 
Tomaten, Gierfrucht, Dill lieferten verwend- 
bare Aussaat, ebenso die weiseen Madeira- 
kartosfeln. 
Um für die Trockenzeit ebenfalls Gemüse 
zu haben, will ich in diesem Herbst einen 
Garten am Oibabach anlegen lassen, der einen 
sicheren Erfolg geben wird. Der Hausgarten 
auf dem Berge lann nicht genügend bewässert 
werden. In der französischen Mission in 
Gabun haben die seit Jahrzehnten im Anbau 
wohl erfahrenen Padres ebenfalls sogenannte 
Sommer= und Wintergärten, und sah ich dort 
die schönsten Erfolge. Als ich durch Herrn 
v. Dauckelman zu Ansang dieses Jahres 
neue Samen erhielt, setzte ich einen Theil der- 
selben Milte Februar in die Erde, um aber 
bald zu sinden, daß die Gartenbestellung nicht 
vor Mitte April stattfinden sollte. Der 
Garten ist übrigens um die Hälfte vergrößert 
worden und mißt jetzt 800 Onadratmeter. 
Die erste diesjährige Ernic ist eingebracht 
worden; Bohnen lohnten überreichlich, besonders 
eine niedrige weiße Sorte; Gurten kamen 
schön, doch hatten die Früchte, wie auch 
Kürbis und Melonen, durch mit Kuhdünger 
eingebrachte Termiten und Ameisen zu leiden. 
Dasselbe gilt von Nadiesern und Rettigen, die 
aber doch gut lohnten. Die Kartofselernte 
neigt sich dem Ende zu, die Madeirakartoffeln
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.