— 468
sind etwas kleiner ausgesallen, wahre Riesen-
kartoffeln brachte eine rothe Sorte, die ich
von der Küste erhalten hatte. Tomaten und
Eierfrüchte erwiesen sich wieder als zuverlässig;
der Salat — weil zu früh gesät — hatte
von der Trockenzeit zu leiden, jedoch geben
neuc Pflänzchen jetzt gute Aussicht. Runkel=
rüben und Mohrrüben gedeihen wohl, aber
bleiben tlein. Kohl lohnte reichlich, Kohlrabi
gingen leider zu Grunde, trotzdem im vorigen
Jahr schöne Ausbente erzielt war. Petersilie
und Sellerie kamen erst nach vier Monaten
aus der Erde. BVoretsch, Lardi, Dill, Okro
lassen nichts zu wünschen übrig. Des Feineren
habe ich einige Hundert Ananaspflanzen in den
Garten gebracht, sowie mit vieler Mühe jetzt
mit Aussicht auf Erfolg Maraciyapflanzen
gezogen, deren Same ich der Güte der Herren
Blandy Brothers in Funchal verdaule.
Sehr gern hätte ich Versuche mit noch anderen
tropischen und subtropischen Früchten gemacht,
den Mangopflaumen, Orangen, den swoct,
sour und sap sap z. B., leider sind meine
Bemühungen von hier, entsprechende Samen
zu erhalten, vergeblich gewesen. Dem neuen
Herrn der Station möchte ich wohl aurathen,
sich von der Heimath aus mit einem tropischen
Versuchs= oder bolanischen Garten dieserhalb
in Verbindung zu seßen. Vielleicht ist auch
auf der Ausreise, wenn dahingehende Vor-
bereitungen getroffen würden, etwas zu erstehen;
selbst die französischen Missionsgärten in
Aguc und Gabun könnten am Ende aushelfen.
Einige Gebüsche von rothem Pfesser und
anderen einheimischen Gewürzen, von Lemonen,
Papaws und Vananen machen den Beschluß
in der Aufzählung des Gartenbestandes.
Während des Juli ist nun der Garten
von Neuem bestellt worden, und schon in
wenigen Tagen werden wir wiederum grüne
Bohnen und frische Radieser auf dem Tisch
haben.
Der Anbau von heimischen Gartengemüsen
ist demnach als ein gesichert erfolgreicher zu
betrachten; der Genuß frischer Gemüse anstatt
solcher Konserven ist zweiselsohne von bestem
Einfluß auf die Erhaltung der Gesundheit.
Einige Erfahrung muß freilich erkauft
werden: man darf die Zeit der regelmäßigen
Niederschläge nicht verpassen; man muß die
jungen Pflanzen durch Bedeckung vor der
heißen Sonne schützen und gelegentlichem Regen-
mangel abzuhelsen suchen; man muß in der
Aufbereitung des Düngers, der Termiten und
Ameisen nach sich zieht, vorsichtig sein und
aufmerlsam auf Krankheiten und Ungezieser
achten. So sind letzthin die Salagakartoffeln
von einem Pilz befallen, wodurch eine in
ihren Aeußerungen der heimischen Kartoffel-
krankheit sehr ähnliche Plage entstanden ist,
so daß ich diesen sämmtlichen Bestand entfernen
mußte. Die Kartoffeln andererseits werden
gegen die Reife hin von einer Milbe heim-
gesucht, die sie zum Absterben bringt, manche
junge Pflanzen, z. B. von Gurken, Radiesern,
gehen durch Ameisen ein.
Die Bauanen= und Plantainsfarm am
Ketschenkiweg erfordert nur die geringe Arbeit
des Reinhaltens; der Bestand ernenert sich
nahezu von selbst. Die Früchte dienen uns
zur Zeit, wenn die Yams knapp sind, als
Beigemüse. So hoffe ich dieses Mal den
Funz, den wenig schmackhaften Kloß aus
Kassadamehl, möglichst zu vermeiden. Die im
Garten, an den Wegen, sowic bei der Station
gepflanzten Papawbäume liesern in den unreifen
Früchten ein gutes Gemüse, in den reifen eine
süße Nachspeise.
In der Farm am Oibabach haben wir die
vorgefundenen Dams im Oktober des vorigen
Jahres geerntet. Die Ausbeute war eine
mäßige, sie war aber im Stande, den Bedarf
des Haushalts für einige Wochen zu decken.
Der Boden war für die Yamskultur offenbar
ausgebaut; die Eingeborenen pflanzen nur
einmal Yams auf frisch gerodetem Boden,
dann bestellen sie mit Kassada, um darauf
den Platz zu verlassen.
Der ältere Kassadabestand diente im No-
vember des vorigen Jahres, als durch die
Ketschenli Unruhe ein Abban der jenseits dieses
Dorfes gelegenen, durch Kauf erstandenen
Maniokplantage unterbrochen war, als Nahrung
für die Arbeiter der Station. Die Resterme
unserer Farm wurde zu Anfang dieses Jahres
verbraucht, obgleich ihr Bestand nur ein etwa
112-jähriger war. Aber Antilopen, Schweine,
Nager und Hühner wüsten dermaßen in der
Farm, daß man, um nur etwas zu ernten,
schon nach einer solchen Zeit abbauen muß.
Die Leute ziehen allerdings die 1 ⅛ jährigen
kleinen Kassadawurzeln den älteren dicken sehr
vor, aber für die Station liegt in dieser Vor-
liebe kein Vortheil. Ich habe dann von Neuem
Kassada siecken lassen und schritt im Jannar
zur Anlage einer neuen großen Yamsfarm.
Da die Arbeiter der Station anderweitig ge-
braucht wurden, die Wei= und Popolente auch
den Mamsbau nicht kennen, auch um den
lässigen Eingeborenen durch ein Beispiel den
Lohn ihrer Arbeit zu zeigen, engagirte ich
Agba, Kontus Sohn, für die Fertigstellung
einer 1000 Hügel umfassenden Farm. Agba
hat auch mit den Jeggeleuten diese Aufgabe
— wenn auch nach manchen Ermahnungen —
gelöst. Ein der älteren Farm benachbartes