Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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sind etwas kleiner ausgesallen, wahre Riesen- 
kartoffeln brachte eine rothe Sorte, die ich 
von der Küste erhalten hatte. Tomaten und 
Eierfrüchte erwiesen sich wieder als zuverlässig; 
der Salat — weil zu früh gesät — hatte 
von der Trockenzeit zu leiden, jedoch geben 
neuc Pflänzchen jetzt gute Aussicht. Runkel= 
rüben und Mohrrüben gedeihen wohl, aber 
bleiben tlein. Kohl lohnte reichlich, Kohlrabi 
gingen leider zu Grunde, trotzdem im vorigen 
Jahr schöne Ausbente erzielt war. Petersilie 
und Sellerie kamen erst nach vier Monaten 
aus der Erde. BVoretsch, Lardi, Dill, Okro 
lassen nichts zu wünschen übrig. Des Feineren 
habe ich einige Hundert Ananaspflanzen in den 
Garten gebracht, sowie mit vieler Mühe jetzt 
mit Aussicht auf Erfolg Maraciyapflanzen 
gezogen, deren Same ich der Güte der Herren 
Blandy Brothers in Funchal verdaule. 
Sehr gern hätte ich Versuche mit noch anderen 
tropischen und subtropischen Früchten gemacht, 
den Mangopflaumen, Orangen, den swoct, 
sour und sap sap z. B., leider sind meine 
Bemühungen von hier, entsprechende Samen 
zu erhalten, vergeblich gewesen. Dem neuen 
Herrn der Station möchte ich wohl aurathen, 
sich von der Heimath aus mit einem tropischen 
Versuchs= oder bolanischen Garten dieserhalb 
in Verbindung zu seßen. Vielleicht ist auch 
auf der Ausreise, wenn dahingehende Vor- 
bereitungen getroffen würden, etwas zu erstehen; 
selbst die französischen Missionsgärten in 
Aguc und Gabun könnten am Ende aushelfen. 
Einige Gebüsche von rothem Pfesser und 
anderen einheimischen Gewürzen, von Lemonen, 
Papaws und Vananen machen den Beschluß 
in der Aufzählung des Gartenbestandes. 
Während des Juli ist nun der Garten 
von Neuem bestellt worden, und schon in 
wenigen Tagen werden wir wiederum grüne 
Bohnen und frische Radieser auf dem Tisch 
haben. 
Der Anbau von heimischen Gartengemüsen 
ist demnach als ein gesichert erfolgreicher zu 
betrachten; der Genuß frischer Gemüse anstatt 
solcher Konserven ist zweiselsohne von bestem 
Einfluß auf die Erhaltung der Gesundheit. 
Einige Erfahrung muß freilich erkauft 
werden: man darf die Zeit der regelmäßigen 
Niederschläge nicht verpassen; man muß die 
jungen Pflanzen durch Bedeckung vor der 
heißen Sonne schützen und gelegentlichem Regen- 
mangel abzuhelsen suchen; man muß in der 
Aufbereitung des Düngers, der Termiten und 
Ameisen nach sich zieht, vorsichtig sein und 
aufmerlsam auf Krankheiten und Ungezieser 
achten. So sind letzthin die Salagakartoffeln 
von einem Pilz befallen, wodurch eine in 
  
ihren Aeußerungen der heimischen Kartoffel- 
krankheit sehr ähnliche Plage entstanden ist, 
so daß ich diesen sämmtlichen Bestand entfernen 
mußte. Die Kartoffeln andererseits werden 
gegen die Reife hin von einer Milbe heim- 
gesucht, die sie zum Absterben bringt, manche 
junge Pflanzen, z. B. von Gurken, Radiesern, 
gehen durch Ameisen ein. 
Die Bauanen= und Plantainsfarm am 
Ketschenkiweg erfordert nur die geringe Arbeit 
des Reinhaltens; der Bestand ernenert sich 
nahezu von selbst. Die Früchte dienen uns 
zur Zeit, wenn die Yams knapp sind, als 
Beigemüse. So hoffe ich dieses Mal den 
Funz, den wenig schmackhaften Kloß aus 
Kassadamehl, möglichst zu vermeiden. Die im 
Garten, an den Wegen, sowic bei der Station 
gepflanzten Papawbäume liesern in den unreifen 
Früchten ein gutes Gemüse, in den reifen eine 
süße Nachspeise. 
In der Farm am Oibabach haben wir die 
vorgefundenen Dams im Oktober des vorigen 
Jahres geerntet. Die Ausbeute war eine 
mäßige, sie war aber im Stande, den Bedarf 
des Haushalts für einige Wochen zu decken. 
Der Boden war für die Yamskultur offenbar 
ausgebaut; die Eingeborenen pflanzen nur 
einmal Yams auf frisch gerodetem Boden, 
dann bestellen sie mit Kassada, um darauf 
den Platz zu verlassen. 
Der ältere Kassadabestand diente im No- 
vember des vorigen Jahres, als durch die 
Ketschenli Unruhe ein Abban der jenseits dieses 
Dorfes gelegenen, durch Kauf erstandenen 
Maniokplantage unterbrochen war, als Nahrung 
für die Arbeiter der Station. Die Resterme 
unserer Farm wurde zu Anfang dieses Jahres 
verbraucht, obgleich ihr Bestand nur ein etwa 
112-jähriger war. Aber Antilopen, Schweine, 
Nager und Hühner wüsten dermaßen in der 
Farm, daß man, um nur etwas zu ernten, 
schon nach einer solchen Zeit abbauen muß. 
Die Leute ziehen allerdings die 1 ⅛ jährigen 
kleinen Kassadawurzeln den älteren dicken sehr 
vor, aber für die Station liegt in dieser Vor- 
liebe kein Vortheil. Ich habe dann von Neuem 
Kassada siecken lassen und schritt im Jannar 
zur Anlage einer neuen großen Yamsfarm. 
Da die Arbeiter der Station anderweitig ge- 
braucht wurden, die Wei= und Popolente auch 
den Mamsbau nicht kennen, auch um den 
lässigen Eingeborenen durch ein Beispiel den 
Lohn ihrer Arbeit zu zeigen, engagirte ich 
Agba, Kontus Sohn, für die Fertigstellung 
einer 1000 Hügel umfassenden Farm. Agba 
hat auch mit den Jeggeleuten diese Aufgabe 
— wenn auch nach manchen Ermahnungen — 
gelöst. Ein der älteren Farm benachbartes
	        
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