Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Derselbe hat in Boston bei der Missionary 
Union Unterstützung gefunden, indem die letztere 
sich bereit erklärt hat, das Nöthige für Kame. 
run zu thun. 
Das Baseler Missionskomitee hat in Ka- 
merun den Tod des Missions-Kaufmannes 
K. Schreier, welcher die ökonomischen An- 
gelegenheiten der Mission seit Ende des vorigen 
Jahres besorgte, zu beklagen. 
Die Pallotiner sind in Marienberg bei 
Tokodorf mit dem Bau ihres Wohnhauses 
sertig geworden und beabsichtigen, ein zweites 
Gebäude als Schul= und Schlafraum für ihre 
schwarzen Zöglinge in Angriff zu nehmen. 
Unter den Schülern befinden sich auch zwei 
Söhne des Häuptlings Toto. Zu der Belehrung 
Erwachsener hegen die Missionare wegen der 
herrschenden Vielweiberei nicht viel Vertrauen. 
3. Südwest Afrika. 
Auf dem am 5. August stattgehabten Jahres- 
sest der Rheinischen Missionsgesellschaft wurden 
mehrere Missionare ordinirt, von denen Kremer 
und Lang ins Hereroland und Heinrichs 
ins Namaland gehen sollen. Mitte d. J. 
klonnte in Gochas, der am weitesten nach Osten 
zu gelegenen Station, Missionar Ruft seine 
Erstlinge, 75 Scelen, taufen. Die Station 
Keetmannshoop ist durch Ueberschwemmung 
zerstört worden. 
Im Hererolande ist die früher aufgegebene 
Station Okombahe wieder besetzt und auch in 
Otjozondynpa, dem am weitesten nach Nord- 
osten vorgeschobenen Posten, die Arbeit durch 
Missionar Eich wieder aufgenommen worden. 
Da die Zwartbooischen, einst eine blühende 
Gemeinde, um einen Missionar gebeten hatten, 
hat Missionar Riechmann in Otjitambi eine 
neue Stalion angelegt; außerdem soll in jener 
Gegend eine solche für die Bergdamara durch 
einen der jüngeren Missionare gegründet werden. 
Auf Okahandja konnte das neu erbaute Augusti- 
neum eröffnet werden, und sind dort im Lause 
des Jahres mehr Eingeborenc getauft worden, 
als je zuvor. 
Die Missionare Wulfhorst und Meisen- 
holl haben unter dem Geleil des Missionars 
Bernsmann auf ihrem Zuge ins Ovambo 
land am 27. Juli die Station der sinmischen 
Missionare, Odonga, wohlbehalten erreicht 
und dort freundliche Aufnahme gefunden. 
1. Neu Guinca. 
Ueber die Ermordung der Missionare 
Scheidt und Bösch von der Rheinischen 
Missionsgesellschaft hat der Kaiserliche Kom- 
missar berichtet, daß bei einem vorläusigen 
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des Missionars Bösch vorfanden, 
Besuch von Malala in Franklinbai am 
19. Mai der Missionar Bösch mit fünf Leuten 
gleich dort verblieben sei, da die Eingeborenen 
sich außerordentlich freundlich gezeigt und bei 
der Klärung der Hausstelle und dem Heran- 
schassen von Bauholz thätig geholfen hätten. 
Am 26. Mai sei dann das Missionsboot mit 
Missionar Scheidt, dem Stationsassistenten 
von Moisy und elf Leuten, welche Well- 
blech und Proviant mit sich führten, von 
Hatzfeldthafen wieder nach Franklinbai in See 
gegangen. Von den sämmtlichen Insassen 
wurden nur zwei Leute lebend wieder ge- 
sehen, welche, mit Speerwunden bedeckt, in 
der Nacht vom 27. auf den 28. Mai in 
Hatseldthafen wieder eintrafen. Diese be- 
richteten, beim Einlaufen des Bootes habe man 
nichts vom Missionar Bösch und dessen Leuten 
bemerlt, dagegen seien die Eingeborenen, mit 
Spceren bewassnet, zahlreich vom Lande ins 
Wasser getommen und hätten sofort Feind- 
seligleiren eröffnet. Herr v. Moisy sei 
alsbald, um sich zu reiten, aus dem Boot ge- 
sprungen, die übrigen wären seinem Beispiele 
gesolgt und dann jedenfalls alle erschlagen 
worden. Eine sosort unter dem Arbeiterauf- 
seher Müller abgesandte Abtheilung von 
38 Leuten traf noch am 28. Mai in Malala 
ein, überraschte die Eingeborenen und seuerte 
einige Schüsse auf sie ab, wovon einer tödt- 
lich gewesen zu sein scheint. Die Abtheilung 
jand außer einem Grabe, in welchem die übel 
zugerichteten Körper zweier Leute geborgen 
lagen, nichts von den Menschen, dagegen zahl- 
reiche Reste der dem Missionar Bösch ge- 
hörigen Gegenstände und das Missionsboot 
(von Dampier) zerstört und seines ganzen Zu- 
behörs beraubt. Da diese Abtheilung zu 
weiterem Vordringen zu schwach war, fand 
am 27. Juni und den folgenden Tagen eine 
Strafexpedition unter Führung des Kaiser- 
lichen Kommissars Rose statt, bei welcher 
eine Anzahl Eingeborener getödtet und mehrere 
Dörser, in denen sich noch Reste der Habe 
verbrannt 
wurden. Das Motiv der That war nach 
der Erzählung eines auf die Dampierinsel 
geflüchteten Eingeborenen Diebstahl von Feld- 
früchten durch die eingeborenen Arbeiter der 
Weißen gewesen; es wird jedoch auch wohl Hab- 
gier der Eingeborenen nach dem Besitz des Missio- 
nars Bösch, den dieser vielleicht nicht sorg- 
sällig genug geheim gehalten halle, und in der 
Folge Furcht vor Entdeckung der ersten Un- 
that das treibende Moment gewesen sein. 
Missionar Scheidt war geboren am 
15. Dezember 1857 und seit 1887, Bösch, ge- 
boren am 1. August 1850, seit 1889 in Neu-
	        
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