Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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hindert worden ist. Was für Leute hinter den 
Uelle sißzen, habe ich bis jetzt nicht erfahren 
können. Todesfälle sind auf der Station vier vor- 
gefallen und zwar zwei in Folge von Alters- 
schwäche, einer in Folge von Lungenentzündung. 
Ein Mann starb an den Bissen der Sandflöhe; 
er war auch durch Strasen nicht dazu zu 
bringen gewesen, sich zu baden oder zu waschen. 
Im Krankenhaus befinden sich 3 Leute, zwei 
leiden an Guincawurm, einer an Hautausschlag. 
Ich bin in großer Sorge für meine Sammlungen, 
da ich weder Naphthalin noch arsenigsaures 
Natron, Alaun rc. besitze, Inselteufraß zu ver- 
hüten. Es ist hier jetzt so kalt, daß man den 
ganzen Tag Feuer im Zimmer haben möchte. 
Ich gehe des öftern auf Jagd; ganz nahe bei 
der Station treiben sich alle möglichen größeren 
Thiere herum, die Ausbeute war jedoch, ab- 
gesehen von einigen großen Chimpansen und 
Antilopen, im Verhältniß gering. Ich bin auf 
den Bleivorrath vom alten Schießstand und 
einen allerdings ganz guten Vorderlader an- 
gewiesen, was immerhin, z. B. einem Leoparden 
gegenüber, mißlich ist. Vor einigen Tagen wurden 
2 Eingeborene bei einer auf diesen gefährlichen 
Ziegenräuber veranstalteten Jagd schwer ver- 
wundct. Ich lege meinem Bericht einen solchen 
über die hier vorkommenden Sängethierc bei, 
weitere Verichte über Vögel, Neptilien, Amphi- 
bien, Insekten, Mollusken 2c. folgen.) 
Landwirthschaftliche Station im südwestafrika- 
nischen Schutzgebict. 
Ueber seine weitere Thätigkeit behufs Ein- 
richtung einer landwirthschaftlichen Station 
berichtet Landwirth E. Hermann unter dem 
26. September aus Kubub Folgendes: 
Am 22. d. M. traf ich hier mit den in 
der Kapkolonic gelauften Schafen, Angora- 
ziegen, Pferden und NRindern ein. 
Den Verlauf des Trausportes der Zug- 
thiere muß ich einen glücklichen nennen, denn 
auf der 600 nautische Mcilen weiten Strecke, 
durchweg wilde Gegend, theilweise unbewohnt, 
habe ich von 1233 Schafen und Ziegen nur 
27 verloren. Davon sind 20 gestorben und 
7 vermißt. 11 Todessälle kommen allein auf 
den Uebergang über den Orangefluß. Die 
vermißten Thiere sind theilweise wahrscheinlich 
in Büschen ermüdet zurückgeblieben und Nachts 
von Naubthieren zerrissen. Von Pferden habe 
*) Dieselben werden in den „Mittheilungen“ 
verössentlicht werden. 
  
ich Nichts, von Rindvich 1 Zugochsen durch 
Tod verloren. 
An Weide hat es niemals, an Wasser nur 
selten gejehlt. In letzterer Beziehung stellte 
sich das Verhältniß im deutschen Schutzggebiet 
günstiger als in der Kapkolonie. 
Ein Gebrauch der Versuchsstation für An- 
siedler ist bis jetzt nicht möglich, da das Alter 
derselben nur nach Tagen zöhlt. Dagegen hat 
der schon lange im Lande angesessene Eng- 
länder Hill in Grundern, meinem Beispiele 
jsolgend, gemeinsam mit mir 20 Ochsen nach 
der Kolonie geschickt und dafür 151 Woll- 
schafe angekauft. Bei Bethanien traf ich mit 
Herrn Hauptmann v. Frangois zusammen, 
seine ihn begleitenden Mannschaften zeigten 
lebhaftes Interesse für die Schafe und freuten 
sich, von mir zu hören, daß ich ihnen welche 
abtreten würde, wenn sic als Ansiedler im 
Lande blieben, wozu die größere Zahl Lust 
zeigte. 
Herr Hauptmann v. Frangois hat mich 
mit der kommissarischen Wahrnehmung der 
Geschäfte im südlichen Theil des deutschen 
Schutzgebietes betraut. 
Für nächstes Jahr beabsichtige ich die Zucht 
des Kameels und Straußenzucht zu beginnen, 
so wie dem Acker= und Gartenbau mehr Auf- 
merksamkeit zu widmen. 
Kameele will Herr Hauptmann v. Francois 
so gütig sein mir von Teneriffa zu bestellen. 
Dies Thier ist von großer Bedentung als 
Lastthier für das deutsche Schutzgebiet. Die 
Straußenzucht bedingt durch nothwendige Ein- 
hegung des Weideseldes nicht unbedeutende 
Kapitalsanlage. 
Die Station zählt heute 
20 Pferde, 
137 Ninder, 
1054 Wollschasc, 
180 Angoraziegen, 
60 afrikanische Ziegen. 
Die unfertigen Verhältnisse des Landes 
veranlassen mich, zunächst mit der Station in 
Kubub zu bleiben, wo ein sehr gutes Weide- 
seld und große Sicherheit den günstigen Fort- 
gang der Viehzucht sichern. Herr Hauptmann 
v. Frangois hält es mit mir für wünschens- 
werth, daß die Station später nach dem Norden 
des Gebietes von Bethanien verlegt wird, und 
werde ich wahrscheinlich dann eine Theilung 
vornehmen und die werthvollsten Zuchtthiere 
hier in Kubub belassen. 
Sehr nothwendig gebrauche ich zu der mir 
gewordenen Ausgabe einen Gehülfen, und hat 
Herr Hauptmann v. François mir so bald 
als möglich einen Mann der Schutztruppe zu-
	        
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